Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0418 - Das Richtschwert der Templer

0418 - Das Richtschwert der Templer

Titel: 0418 - Das Richtschwert der Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lauernden Ausdruck zeigte.
    Noch traute er sich nicht näher an den Sarg heran. Möglicherweise aus Furcht. Aber dieser Mann war in meinen Augen ein eiskalter Mörder. Ich wunderte mich darüber, daß er so etwas wie Skrupel zeigte. Wahrscheinlich war ihm die Sache nicht geheuer.
    Und Akim Samaran hielt sich zurück. Er hatte die Vorarbeiten geleistet, die Annonce gelesen und sofort die richtigen Schlüsse gezogen. Hätte Gordon Stanhope sie nicht aufgegeben, wäre er noch am Leben. Oft ist die Gier eines Menschen, irgend etwas zu besitzen, stärker als die Vorsicht.
    Ich überlegte, ob ich ihn ansprechen sollte, ließ es aber bleiben. Es hatte keinen Sinn. Jorge war mit einer Aufgabe betraut worden, die er eiskalt durchführte.
    Wie er ging, das erinnerte mich an das vorsichtige Laufen einer Katze, wenn sie sich einer Beute nähert. So gut wie kein Geräusch klang zu mir hoch.
    Ich dachte an den Schatten, den ich gesehen hatte, als ich noch nicht überwältigt worden war. Er hatte sich aus einem toten Winkel gelöst und würde möglicherweise wieder erscheinen, wenn der Rotschopf versuchte, den Sarg zu öffnen.
    Jetzt hatte er ihn erreicht.
    Seitlich blieb er stehen, starrte auf das staubige Oberteil und legte anschließend seine Hände darauf. Aus seinem Mund drang ein Flüstern, vermischt mit einem Lachen, das selbst ich vernahm.
    Wahrscheinlich wollte er sich für seine nächste Aktion selbst Mut zusprechen. Leicht ging er in die Knie und untersuchte den alten Sarg dort, wo die beiden Hälften zusammenstießen.
    Ich warf zwischendurch wieder einen Blick auf die Uhr.
    Weitere fünf Minuten waren vergangen.
    Die Todesangst entwickelte sich bei mir allmählich zu einer Beklemmung. Ich hatte Schwierigkeiten durchzuatmen und versuchte es wieder. Einige Male hintereinander bäumte ich meinen Körper hoch, die verdammten Stricke mußten sich einfach lockern. Sie waren um die Eisenstangen gebunden. Um glatte Stangen wohlgemerkt. Vielleicht verschoben sich die Knoten durch meine Aktivitäten.
    Noch spürte ich sie, wie sie sich um meine Gelenke spannten. An den Fußknöcheln hatte ich keinen Spielraum, dort war ich einfach nicht so beweglich.
    An den Handgelenken sah es anders aus. Ich spürte plötzlich, daß sich die Stricke tatsächlich verschoben hatten, ohne mir allerdings die Chance zu geben, die Hände aus den Schlingen hervorziehen zu können.
    Ein Geräusch lenkte mich ab. Es war ein hartes, kurzes Schaben nur, das aus der Tiefe zu mir hochdrang. Ich blickte wieder hinunter und erkannte, daß es Jorge fast geschafft hatte, den Deckel des alten Sargs zu lösen.
    Er fluchte noch, weil das Oberteil festsaß, aber er gab nicht auf, packte mit beiden Händen zu und schaffte es schließlich, den Deckel in die Höhe zu wuchten.
    Dabei drehte er sich nach rechts, ohne einen Blick in den Sarg zu werfen. Zuvor drückte er den Deckel hochkant und lehnte ihn gegen die Wand. Erst dann wandte er sich seinem eigentlichen Ziel zu.
    Ich hatte inzwischen einen Blick in den Sarg werfen können.
    Dieser Moment der Spannung, des Erkennens, ob ich vielleicht richtig mit meinen Vermutungen gelegen hatte, ließ mich meine eigene Angst vergessen. Vielleicht war es das letzte in meinem Leben, möglicherweise der Beweis.
    Ja, er war es!
    Im Sarg lag eine in grüne Binden gewickelte Leiche, die Ähnlichkeit mit einer Mumie aufwies. Und auf ihrem Körper lag, und zwar so hoch, daß das Griffende fast das Kinn der Mumie berührte, lang und flach ein goldenes Schwert mit ebenfalls goldenem Griff und einer langen blutbeschmierten Klinge. Das Richtschwert der Templer!
    ***
    Es gab diese Waffe also doch! Nichts war erlogen, nichts war erfunden. Sie lag unter mir, vielleicht nur drei Yards entfernt, aber nach wie vor unerreichbar für mich.
    Aber nicht für Jorge!
    Er war wohl von diesem Anblick selbst geschockt worden, da er aussah wie jemand, den man ins kalte Wasser geworfen hatte. So jedenfalls deutete ich sein Zögern.
    Ein anderer hätte sich vielleicht auf das Schwert gestürzt. Jorge blieb noch stehen. Vielleicht hatte ihm das Blut auf der Klinge diesen Schock versetzt, jedenfalls wischte er fahrig über seine Stirn und schielte zu mir hoch.
    Unsere Blicke trafen sich. Er mußte mein verzerrtes Gesicht gesehen haben, denn er grinste scharf.
    »Nimm es schon!« keuchte ich. »Du hast gewonnen!«
    Er lachte krächzend. »Ja, und du fährst gleich zur Hölle, verfluchter Bulle!« Es war von ihm nur so dahingesagt, ohne innere Überzeugung.

Weitere Kostenlose Bücher