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0419 - Der Grusel-Star

0419 - Der Grusel-Star

Titel: 0419 - Der Grusel-Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir sahen es selbst.
    Aus einer zerrissenen Masche ragte bis zum Ellbogen der nasse Arm eines mumifizierten Körpers…
    ***
    War Nikos von dem Anblick noch geschockt worden, so hielt sich das Gefühl bei uns in Grenzen. Man konnte mehr von einer Überraschung sprechen. Leider von einer bösen, denn Suko und ich kannten den mumifizierten Leichnam.
    »Dabei habe ich ihn in der Gruft vermutet!« flüsterte der Chinese.
    »Verdammt auch.«
    Er hatte mir aus der Seele gesprochen. Die beiden Seeleute wußten nicht, wen sie in uns eigentlich vor sich hatten. Wir hatten uns als Touristen ausgegeben, die sich verlaufen hatten. Diese Ausrede allerdings würde sich in Zukunft kaum aufrechterhalten lassen.
    Ich sah Nikos an. Blaß lehnte er an der Reling. Sein Vater verließ das Ruderhaus. In seinem wiegenden Seemannsgang kam er auf uns zu, das kantige Kinn vorgereckt und eine blaue Mütze auf dem schon grau gewordenen Haar.
    »Bitte, bleiben Sie zurück!« sagte ich.
    Obwohl er meine Sprache nicht verstand, mußte er am Tonfall bemerkt haben, daß ich nicht wollte, daß er weiterging. Deshalb blieb er abwartend stehen.
    Suko war bis dicht an das Netz herangetreten. Einige Fischleiber zappelten noch. Dadurch gerieten die Maschen in Bewegung, der Arm und die Hand ebenfalls, so daß es aussah, als wollte die Mumienklaue uns zuwinken.
    »Du weißt, wer das ist, John?«
    »Ja. Lome Stanhope.«
    »Richtig. Eine zweite Mumie wird es wohl kaum geben. Allerdings frage ich mich, wie sie ins Meer kommt.«
    Ich hob die Schultern, dachte jedoch einen Moment später an das Wasser, vor dem wir geflohen waren, und erinnerte Suko daran.
    Er begriff. »Meinst du, daß die Mumie aus dem unterirdischen Labyrinth herausgespült worden ist?«
    »Eine andere Erklärung kann ich mir nicht denken.«
    Der Chinese wollte etwas hinzufügen, aber Nikos hatte seinen ersten Schock überwunden und kam zu uns. Er ging vorsichtig, als wollte er die Ruhe des Toten nicht stören.
    »Ich… ich habe gehört, was ihr gesprochen habt.« Er zeigte auf den Toten, der im Netz hing. Die meisten Fische waren nach unten gerutscht und hatten fast seinen gesamten Körper freigelegt. »Sie … Sie scheinen den Toten zu kennen.«
    Es hatte keinen Sinn, dem jungen Mann etwas vorzulügen. »Ja, wir kennen ihn«, sagte ich.
    »Und… und wer war es?«
    »Ein Engländer, der bereits seit mehr als zwanzig Jahren tot ist«, erwiderte ich. »Er hat sich mumifizieren lassen. Wir fanden ihn in einer Gruft unter dem Kloster.«
    Seine dunklen Augen wurden groß. »Da… da waren Sie?« ächzte er.
    »Sicher.«
    »Und ich dachte, es mit Touristen zu tun zu haben.« Er lief an uns vorbei und redete mit seinem Vater. Dabei wies er auf uns. Der Alte machte ein wütendes Gesicht. Wahrscheinlich hielten uns jetzt beide für Verbrecher.
    Ich winkte Nikos mit dem Ausweis in der Hand heran. »Sie können unsere Sprache. Lesen Sie.«
    Er studierte ihn sehr genau, und sein Vater schaute ihm dabei über die Schulter. Bevor er mir den Ausweis wiedergab, redete er mit seinem alten Herrn, auf dessen Gesicht sich Erleichterung abzeichnete.
    »Scotland Yard«, sagte Nikos. »Wer kennt das nicht?«
    »Dann wissen Sie jetzt Bescheid.« Ich steckte das Dokument wieder ein. »Wir hatten einen dienstlichen Auftrag.«
    »Hing er mit dem Toten im Netz zusammen?«
    »Ja.«
    Nikos sah ihn sich zusammen mit seinem Vater an. »Eine Mumie«, flüsterte er. »Großer Himmel, so etwas habe ich noch nie erlebt. Wir können die Fische nicht laden, die sind bestimmt verseucht.«
    Da widersprach ich ihm nicht. »Aber die Mumie lassen Sie bitte an Deck zurück.«
    »Wieso?«
    »Wir müssen den Toten der zypriotischen Polizei übergeben.«
    »Ja, das stimmt wohl.« Nikos erklärte seinem Vater, was wir beabsichtigten. Der Alte war stur und schüttelte den Kopf. Er ließ eine Schimpfkanonade vom Stapel, die sich hören lassen konnte. Nikos stand daneben und hob die Schultern. Auch er sah unglücklich aus.
    Als sich der Alte wütend umgedreht hatte, fragte ich Nikos, was es denn gegeben hätte.
    »Es bringt Unglück, sagt mein Vater.«
    »Was?« fragte ich.
    »Eine Leiche an Bord. Man kann sie nicht hierlassen. Sie müßte ins Meer geworfen werden.«
    »Nein, das ist nicht drin. Kann man Ehren Vater denn nicht anders überzeugen?«
    Nikos grinste. »Nicht mit Worten.«
    Ich hatte verstanden und holte einen Schein aus meiner Geldbörse, kein griechisches Geld, doch auch das englische ließ die Augen des alten Fischers

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