0419 - Der Grusel-Star
Wolkenbank.«
Der Junge nickte Suko zu. »Sicher. Wir haben Winter. Da muß man schon mit einer Brise rechnen.«
»Kann das auch ein Sturm werden?« fragte ich.
Nikos, so hieß der Junge, grinste blinzelnd. »Auch das kommt vor. Aber es ist nicht weiter tragisch, da wir uns in Küstennähe befinden. Weiter draußen wäre es kritischer geworden.«
»Danke.«
Suko drehte sich zu mir um. Wir saßen am Heck des Kutters auf einer alten Bank, eingeklemmt zwischen Netzen und Taurollen und hinter uns eine Winde. »Beruhigt es dich, John?«
»In etwa.«
Freiwillig unternahmen wir die Fahrt nicht. Nach der Rückkehr aus dem Kloster und der Flucht vor dem hereinströmenden Wasser hatten wir unseren Wagen total ausgebrannt vorgefunden. Dafür hatte wohl Akim Samaran mit einer seiner berühmten Handgranaten gesorgt.
Es war einfach zu weit, bis Larnaka zu Fuß zu laufen, und so waren wir kurzerhand in Richtung Strand gegangen, wo wir zum Glück einen Fischkutter fanden.
Für Vater und Sohn war das nichts Neues gewesen. Sie nahmen des öfteren Touristen mit, und auch uns wollten sie zu der noblen Hotelanlage im Osten schippern. Dort konnten wir uns sogar einen Hubschrauber mieten, der uns direkt nach Nikosia flog. Von dort hatten wir Anschluß nach London.
Suko sprach mich wieder an. »Du machst ein Gesicht, John, als wäre dir die ganze Petersilie verhagelt.«
»Ist das ein Wunder?«
»Freu dich, daß wir noch leben.«
»Stimmt, wobei du größeren Grund zur Freude hast.«
Suko lächelte. »Da hast du recht.«
Mein Freund und Kollege hatte tatsächlich mehr als Glück gehabt. Nach den Explosionen zweier Handgranaten war ein Teil der im Berg und unter dem Kloster liegenden Gruft zusammengekracht. Geröllmassen hatten Suko unter sich begraben. Er war in eine tiefe Bewußtlosigkeit gefallen, während ich mich vor den Massen mit einem Hechtsprung in einen Sarg hatte retten können und einigermaßen ungeschoren davongekommen war.
Dieser letzte Fall steckte mir noch tief in den Knochen. Suko und ich hatten das Richtschwert der Templer gesucht und es auf der Insel Zypern in der Gruft eines uralten Bergklosters gefunden. Die Waffe war vergoldet. Im Griff waren zudem die gleichen Zeichen eingraviert worden wie in meinem Kreuz. Ich hatte erfahren, daß die Waffe einem Mann namens Hector de Valois gehörte, einem Ritter ausdem Mittelalter, der gleichzeitig Anführer der Templer gewesen war.
So weit, so gut. Die Überraschung sollte noch folgen. Als ich Schwert und Kreuz miteinander in Kontakt brachte, bildeten sie eine Brücke in die Vergangenheit, und mir war es gelungen, Hector de Valois nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören.
Seine Erklärungen hatten mich fast von den Beinen gerissen, denn ich erfuhr, daß er, der Kreuzritter und Templer, in mir praktisch wiedergeboren war.
Er war damals auch ein Träger des Kreuzes gewesen und hatte sich die gleichen Zeichen in den Griff seines Schwerts eingravieren lassen. Das war uns bisher neu gewesen.
Auch ein anderer hatte versucht, das Richtschwert der Templer in seinen Besitz zu bringen. Unser großer Feind Akim Samaran. Es wäre ihm sogar fast gelungen, hätte ich nicht im letzten Moment mein Kreuz aktiviert, dessen Kraft auch auf das Schwert übergegangen war, so daß es sich gegen Samaran richtete. Es hatte ihn auf eine furchtbare Art und Weise getötet. Nicht durch einen Stoß in die Brust, es war geschmolzen, und ich hatte mit ansehen müssen, wie das geschmolzene Metall entgegen der Erdanziehung in die Höhe stieg und Akim Samaran bedeckte.
Er war praktisch erstickt.
»In London werden wir weitersehen«, meinte Suko, der sich gereinigt hatte und auf der Stirn ein dickes Pflaster trug.
»Da hole ich mir vor allen Dingen eine neue Pistole.«
»Klar, deine liegt ja unter dem Schutt.«
»Sehr richtig.«
»Tut mir leid, ich habe nicht mehr daran gedacht.«
»War auch nicht deine Arbeit.« Ich hatte die letzten Antworten ziemlich brummig gegeben. Das war nichts gegen Suko persönlich, aber mir gingen einige Dinge nicht aus dem Kopf.
Das hing natürlich mit Hectors Wiedergeburt zusammen. Er hatte mir erklärt, daß er schon damals, im Mittelalter, nicht sein erstes Leben gelebt hatte. Das andere lag noch weiter zurück. Wer er aber gewesen war, hatte er nicht sagen wollen, jedenfalls kannte er den Seher und wußte auch, daß dieser sich aus drei Personen zusammensetzen sollte. Drei Geister in einem vereint.
Wenn ich recht überlegte, wußte Hector de Valois mehr
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