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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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brüllte Dillard, und sein Gesicht färbte sich rot. Auf seiner hohen Stirn trat eine Ader dick blau hervor und bebte. Er stemmte beide Fäuste in die Seiten und donnerte, daß die Scheiben zitterten: »Ich will eine Antwort!«
    Ellen fuhr sich mit der Hand über den Mund und schluckte. Dann stand Edwin Bareil auf und ging auf Dillard zu. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte leise:
    »Clark, bitte, du mußt dich auf etwas sehr Schlimmes gefaßt machen.«
    »Auf etwas Schlimmes?« fragte Dillard mit mühsam beherrschter Stimme. Dann flüsterte er fast.
    »Ist etwas mit Harvey? Hat er etwas ausgefressen?«
    Barell sagte leise: »Harvey ist tot. Sie haben ihn unten gefunden.«
    Dillard drehte sich langsam zu Barell um. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
    »Tot?« wiederholte er dumpf.
    Er sank in einen Sessel. Sein Kopf lag schwer und regungslos in seinen breiten Händen. Niemand sprach. Dann sah er wieder auf. Ich war erschrocken über den Wandel, den sein Gesicht durchgemacht hatte. Es war in wenigen Minuten um Jahre gealtert. Als er zu sprechen begann, klang es, als hätte er sich erkältet.
    »Harvey… er hat sich umgebracht… Er hätte doch zu mir kommen können, der Bengel!«
    »Er hatte eben kein Vertrauen zu dir!« sagte Ellen leise.
    In das folgende Schweigen sagte ich: »Ich glaube nicht, daß Ihre Vermutung richtig ist, Mister Dillard. Ein Mann, der sich selbst tötet, kann sich nicht auch metertief eingraben. Kann ich bitte den Brief sehen, den Ihr Sohn hinterließ, als er Sie vor sieben Jahren verließ?«
    Dillard richtete sich auf und sah mich an. »Vielleicht dürfen wir uns vorstellen«, sagte ich noch, »wir sind FBI-Beamte, Phil Decker und Jerry Cotton.«
    Er sah durch mich hindurch und murmelte dann:
    »Wollen Sie etwa sagen, daß mein Sohn nicht Selbstmord begangen hat? Soll er ermordet…« Er sprach nicht weiter. Ellen stieß einen leisen Schrei aus. Andy und Doris saßen wie versteinert auf ihren Plätzen.
    »Kann ich den Brief bitte sehen?« fragte ich noch einmal.
    Dillard griff in seine Brusttasche, nahm die Brieftasche heraus und klappte sie auf.
    Er holte ein vergilbtes und zerfleddertes Platt Papier heraus.
    Ich nahm ihm den Bogen aus der Hand und breitete ihn aus. Phil sah mir über die Schulter, als ich zu lesen begann.
    Die Tinte war verblichen und der Text sicher schon tausendmal gelesen worden.
    »Dad, ich muß leider verschwinden. Habe eine Dummheit gemacht, aber ich hoffe, ich kann selbst damit fertig werden. Es wird auch Zeit. Ich nehme an, Du bist ganz froh, mich eine Zeitlang los zu sein, und dafür ist der Preis doch nicht zu hoch, oder? Erst wenn ich alles hinter mich gebracht habe, kann ich mich vielleicht wieder sehen lassen, aber nicht einmal das ist sicher. Beste Grüße an die liebe Familie, Dein Harvey.«
    Ich sah auf. Dillard nahm mir den Zettel wieder ab und legte ihn sorgfältig in die Brieftasche zurück.
    »Was meint, er mit ›der Preis ist nicht zu hoch‹?« fragte ich.
    Dillard zog die mit einem dichten weißen Bart bedeckte Oberlippe zwischen die Zähne und schwieg.
    Barell hob die Schultern und meinte: »Es war seine Art, so zynisch über alles hinwegzugehen, was ihm wirklich am Herzen lag.«
    Dillard schüttelte langsam den Kopf. Dann ging er zum Tisch, goß sich ein Glas halbvoll mit Whisky und nahm einen langen Schluck. Dann sagte er mit fester klarer Stimme: »Ich wollte es nicht sagen, aber wenn es stimmt, daß Harvey sich nicht selbst getötet hat, dann muß ich es sagen, damit sein Mörder gefunden werden kann.«
    Ich beobachtete Dillard scharf. Er hatte sich jetzt zwar gefangen, aber seine Stimme bebte immer noch. Die Hand, die das Glas hielt, zitterte.
    »Harvey meinte etwas ganz bestimmtes mit dem hohen Preis. Nämlich auf den Cent genau zehntausend Dollar!«
    Das Schweigen, das jetzt folgte, war fast mit den Händen zu greifen.
    Als erster sprach Bareil:
    »Clark, willst du damit sagen, daß llarvey Geld mitgenommen hat?«
    Dillard wandte sich langsam seinem Schwager zu:
    »Mitgenommen ist der richtige Ausdruck. Er hat meinen Safe ausgeraubt.«
    »Aber du hast nie etwas davon…« begann Bareil, dann brach er ab, ging auf Dillard zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Es tut mir verdammt leid!« sagte er leise. Dillard hörte nicht auf ihn. Sein Gesicht war immer noch schneeweiß.
    »Das war es nicht«, sagte er endlich. »Er mußte Geld haben, gut, er hat es sich genommen, aber wer hat es jetzt? Wer hat Harveys Geld

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