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042 - Die Unsterblichen

042 - Die Unsterblichen

Titel: 042 - Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Handel, sondern in schnellen Raubzügen. Da die Bellits des Nordens nicht größer als eine Elle wurden, waren die Mechicos mit ihren fliegenden Reittieren im Vorteil. Inzwischen gab es aber auch Meerakaner, die sich mit den Riesenlibellen vertraut machten. Noch zwei, drei Sommer, dann würden die Vorteile der Mechicos langsam schwinden. Bis dahin musste Mig genügend Geschäfte abschließen, um sich ein gutes Leben in der Heimat aufbauen zu können.
    Ein Reiter, der zögert, wird vom nächsten überflügelt. Eine alte Weisheit, die mehr als nur einen wahren Kern enthielt. Erneut sah Mig zu der mandeläugigen Barbarin hinüber. Sein Entschluss stand fest.
    Hastig erhob er sich von seinem Stuhl, bevor ihn der Mut wieder verlassen konnte. Mit raschen Schritten überwand er die Distanz zu ihrem Tisch. Seine Companios begannen zu tuscheln. Zum Glück konnte niemand ihre schlüpfrigen Anspielungen verstehen.
    »Hallo, wie heißt du?«, wollte er in der Sprache der Texxis wissen. Noch ehe Mig die Worte über seine Lippen gebracht hatte, bereute er sie schon wieder.
    Verdammt, so etwas fragte ein Wachposten, aber kein Mann, der eine Frau kennen lernen wollte!
    Aber was sollte er sonst sagen? Mig kannte gut fünfzig Wege, wie man eine Fremde nicht ansprach, aber keinen einzigen Satz, der dieser Situation angemessen gewesen wäre. Zum Glück ließ sich die Barbarin nicht von seiner groben Rede einschüchtern.
    »Naoki!«, antwortete sie.
    »Und du?«
    Er schlug sich mit der rechten Faust fest auf die Brust. »Ich bin Mig, ein Mechico!«
    Ihre Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. »Ich habe mir schon gedacht, dass du aus Midaa (Süden) kommst.«
    Mig spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Natürlich, nur Bellitreiter trugen Hosen und Wams, die mit glitzernden Metallplättchen verziert waren. Die Texxis liebten eher schlichte Lederkleidung. Das war einer der Gründe, warum Naoki in dieser Umgebung so stark auffiel.
    »Setz dich doch«, bot sie ihm an, bevor seine Verlegenheit noch größer werden konnte. Erleichtert zog er einen Stuhl heran.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte Mig, denn der Boden ihres Bechers wurde nur noch von einer Pfütze bedeckt. Seit er in der Schänke saß, hatte sie nicht einmal daran genippt.
    »Etwas zu essen wäre mir lieber«, antwortete sie.
    Mig orderte eine Portion Deer-Ragout, die der beflissene Wirt sofort auftrug.
    Naoki tauchte den Löffel bereits in den dampfenden Teller, bevor er richtig auf dem Tisch stand. Obwohl sie betont bedächtig löffelte, ließ sich nicht übersehen, dass sie völlig ausgehungert war. Mig zahlte mit weiteren Feuersteinen, während er sie aus den Augenwinkeln betrachtete. Zu stolz, um nach Nahrung zu betteln, dachte er zufrieden. Santo hat sie falsch eingeschätzt.
    Naoki leerte ihren Teller zur Hälfte, bevor sie plötzlich inne hielt. Es erschien ihr wohl unhöflich, Mig einfach etwas vorzuessen. Ein freundliches Gespräch war das Mindeste, was sie ihrem Gastgeber bieten musste.
    »Was macht ein junger Mechico so weit entfernt von zu Hause?«, fragte sie in fast fürsorglichem Ton. In ihrer Stimme war keine Spur von dem Misstrauen, mit dem die Texxis sonst allen Fremden begegneten.
    »So jung bin ich nun auch wieder nicht«, protestierte Mig, sparte sich aber einen Hinweis auf seine siebzehn Sommer. Er wusste, dass das lächerlich klingen würde, obwohl er Naoki nur wenig älter einschätzte. Ehe die Kriegerin auf dem Thema herumreiten konnte, fuhr er fort:
    »Meine Companios und ich haben in der verbotenen Schlucht Feuersteine aus dem Fels geschlagen. Kein Texxis traut sich dort hin, denn es ist das Gebiet der Eisernen!«
    Bei den letzten Worten beugte er sich vor und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. Aufmerksam beobachtete er ihre Reaktion. Hoffentlich hatte sie schon von den grausamen Despoten gehört, sonst konnte sie sein Wagnis nicht gebührend bewundern.
    Naokis Gesichtszüge versteinerten. Sie legte den Löffel zur Seite, als hätte sie keinen Appetit mehr.
    »Das war sehr leichtsinnig«, tadelte sie leise.
    »Warum müssen sich Jungs nur immer so in Gefahr bringen?«
    »Ach was.« Mig winkte in einer überheblichen Geste ab. »Diese Unsterblichen werden völlig überschätzt. Ihre eisernen Gefährte steigen nicht höher als einen Steinwurf, und die Macht ihrer Blitze ist ebenfalls begrenzt. Die Bellits fliegen so hoch, das sie uns Mechicos nichts anhaben können.«
    »Du bist den Unsterblichen schon

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