042 - Die Unsterblichen
hattest Recht, Maddrax«, fuhr der angeschlagene Cyborg fort.
»In Crows Speichermedien steckte ein Virus, der zum Kampf gegen alle aufrief, die nicht dem Weltrat angehören. Carter war ein Mann mit eigenwilligen Prinzipien, aber was hier geschah, war nicht seine Schuld.«
Traurig sah er zu den am Boden liegenden Körpern. In seinen Augen spiegelte sich das Bewusstsein, über fünfzig Leben ausgelöscht zu haben. »Vielleicht hätte man sie heilen können«, krächzte er. »Aber ich konnte das Risiko nicht eingehen.«
»Du hast dich richtig entschieden«, tröstete ihn Naoki. »Das wirst du sehen, wenn wir unsere Kollegen befreien. Du hast nicht nur uns, sondern auch ihnen das Leben gerettet.«
Sich gegenseitig stützend, gingen sie hinüber zu dem hell erleuchteten Medical Tower, der weiterhin ein Hort des Wissens war in dieser dunklen, barbarischen Welt.
* Drei Tage später.
»Ich danke euch für dieses großzügige Geschenk«, sagte Matt und strich andächtig über die stromlinienförmige Front des Gleiters. Mit diesem Gefährt würde es von nun an wesentlich schneller voran gehen.
Knapp hundertfünfzig Cyborgs hatten sich versammelt, um ihn und Aruula zu verabschieden. Naoki war auch dabei, obwohl ihr Rücken von einem dicken Verband bedeckt wurde.
»Nur eine kleine Entschädigung für eure Mühen«, versicherte sie. »Ohne euch hätten wir nie gegen Carter bestehen können. Und wir wüssten immer noch nicht, wer die wahren Verantwortlichen dieses Desasters sind.«
Die Gemeinschaft hatte die Meldung über den Virus immer noch nicht richtig verdaut, doch weitere Untersuchungen hatten Aikos Aussagen bestätigt. Er selbst konnte sich nicht an den Forschungen beteiligen, denn seine neuronalen Speichermedien waren noch immer beschädigt. Doch das verlorene Wissen würde mit neu installierten Chips nach und nach wiederkehren. Die Arbeiten an seinem rechten Arm waren fast vollendet; er konnte ihn schon wieder zu achtzig Prozent bewegen.
Im Gegensatz zu den Androiden hatte er dank seines organischen Gehirns überlebt, und das war das Wichtigste. Er besaß zwar eine hohe Lebenserwartung, doch auch ein Cyborg war nicht unsterblich. Das hatten die Ereignisse der vergangenen Tage schmerzlich bewiesen.
Matt und Aruula winkten allen noch einmal zu, kletterten in den Gleiter und stiegen auf. Matt lenkte das Gefährt nach Westen.
»Zum Glück gibt es da draußen nicht nur den Weltrat, sondern auch Menschen wie diese beiden«, sagte Aiko, als sie zwischen den Häusern verschwanden.
Seine Mutter stimmte ihm zu. »Ja, das macht mir Mut, die Isolation zu durchbrechen. Trotzdem müssen wir uns in Zukunft besser vorsehen.«
»Leben bedeutet auch immer Risiko«, hielt ihr Aiko entgegen. »Wenn wir mehr von dem Leben außerhalb unserer Enklave wüssten, wäre uns das Fiasko mit dem Weltrat sicher nicht passiert.«
Er betrachtete seinen künstlichen Arm und bewegte die Fingerglieder. Ein leises Surren drang unter der metallenen Abdeckung hervor.
»Sobald ich wieder fit bin, werde auch ich meine Wurzeln suchen. So wie Maddrax.«
Er blickte westwärts. Vielleicht würde er den Mann aus der Vergangenheit ja eines Tages wieder treffen…
ENDE
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