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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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glaubte, ihn sofort richtig eingeschätzt zu haben. Schnorrer dieser Art gab es Dutzende.
    Zielstrebig steuerte er auf den Sessel zu, der seinem Lieblingsgetränk am nächsten stand. Scheu setzte er sich nur auf die äußerste Kante.
    »Ich heiße Joe Tenides, viele kennen mich auch unter dem Namen ›der graue Joe‹«, sagte er und leckte sich die Lippen. »Sie werden mich nicht kennen, Cotton, aber das macht nichts. Ich kenne Sie ganz gut.«
    »Aha«, staunte ich pflichtschuldigst.
    »Ja, und ich habe einen Tipp für Sie.«
    »Ich setze nicht bei Pferderennen«, sagte ich und angelte mir die Flasche.
    »No, es handelt sich nicht um Wetten, ich habe einen anderen Tipp. Ich weiß, dass in nächster Zeit etwas läuft, für das sich die Polizei interessieren wird. Allerdings habe ich keinen Beweis, sondern nur ein paar Beobachtungen. Wie viel sind sie Ihnen wert?«
    Er kam wenigstens direkt zur Sache. Ich schenkte ihm erst mal einen doppelten Whisky ein, um mir die Sache zu überlegen. Dass ich für eine horrende Summe irgendeinen zweifelhaften Tipp kaufte, kam sowieso nicht infrage. Aber es konnte ja immerhin etwas dran sein, und ich wollte nichts versäumen.
    »Wie viel haben Sie sich vorgestellt?«, fragte ich ihn.
    Er schmatzte kurz und blickte anerkennend auf das Glas. »So fünfhundert Bucks«, sagte er mit einem feuchten Glanz in der Pupille. »Sie bekommen bestimmt das Geld von den Leuten wieder, die Sie vor dem Schaden bewahren werden.«
    »Und wer sind diese Leute?«, bohrte ich nach.
    »Sie nehmen also an?«, fragte er lauernd. Dabei musterte er schon wieder die Flasche, die ich energisch zustöpselte und wegstellte.
    »Nichts nehme ich«, sagte ich bestimmt. »Erstens kaufe ich keine Tipps. Sie wären sowieso verpflichtet, die Polizei von einer strafbaren Handlung zu verständigen, wenn sie Ihnen zu Ohren kommt. Und zweitens kommt mir Ihr Tipp nicht ganz stubenrein vor.«
    »Es stimmt aber«, sagte er nervös. »Ich verrate es ihnen auch für hundert.«
    Er musste wirklich arg in der Klemme stecken, wenn er so schnell seine Forderungen reduzierte. Ich musste ihn noch etwas drücken, damit er endlich mit der Auskunft herausrückte.
    »Sie wissen also etwas, das Sie der Polizei erzählen müssen«, sagte ich. »Soll ich Sie zum nächsten Revier begleiten oder wollen Sie sofort Ihre Angaben machen? Wenn wir dadurch ein Verbrechen verhindern können, erhalten Sie bestimmt eine angemessene Belohnung. Ich werde mich dafür einsetzen.« Gespannt beobachtete ich das Mienenspiel. Es reichte von Gier über Enttäuschung bis hin zu nackter Angst.
    »Nein«, murmelte er, »ich will sofort Geld.« Der graue Joe wurde immer nervöser.
    Ich holte aus der Brieftasche einen Zehndollarschein, rollte ihn zu einem Röllchen zusammen und schob ihn über den Tisch. »Als Vorschuss«, ermunterte ich ihn. »Den Rest, wenn die Arbeit getan ist.«
    Er blickte gierig auf das Geld, dann bezwang er sich.
    »Hundert habe ich gesagt.«
    »Tut mir leid, die kann ich Ihnen nicht geben«, sagte ich und überschlug meine Barschaft. Ob ich die zehn Bucks von der Spesenkasse ersetzt bekommen würde, war auch höchst unsicher. »Jetzt rücken Sie endlich mit der Sprache raus«, sagte ich, »worum geht es bei diesem geheimnisvollen Getue?«
    Er war störrisch wie ein Maulesel beim Bergsteigen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand mein später Besucher auf und schlurfte zur Tür. Ich konnte nichts weiter tun, als ihn achselzuckend gehen zu lassen.
    Betont drehte ich das Radio lauter und wartete, bis die Flurtür einschnappte. Dann sprang ich auf und fuhr in die Schuhe. Sekunden später hatte ich den dunklen Mantel an und verließ die Wohnung, ohne das Licht zu löschen.
    Als ich aus der Haustür trat, sah ich den grauen Joe eng an die Häuser gedrückt die Straße entlangschleichen. Er hatte fast die nächste Kreuzung erreicht, als er sich umdrehte. Ich zog den Kopf hinter die Toreinfahrt, in der ich gerade stand und wartete ein paar Sekunden.
    Als ich zur nächsten Ecke kam, hatte sich sein Vorsprung vergrößert. Er war jetzt über einen Block vor mir und überquerte gerade die Straße. Und in dem Moment geschah es.
    Ein Wagen ohne Lichter schoss aus der Seitenstraße und bog in die Straße ein, in der Joe ging. Die Reifen quietschten und drehten dann durch. Der Wagen machte einen gequälten Satz nach vorn, und in diesem Augenblick ging das Fernlicht an.
    Mit den beiden linken Reifen fuhr er auf den Bürgersteig. Ich sah deutlich die Gestalt

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