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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr Gefangener noch ohne Bewusstsein war und quer über seinen Gepäckstücken lag.
    Bob gab Gas und startete. Minuten später hatten sie 900 Fuß Höhe erreicht.
    »Okay, den Goldvogel hätten wir«, grinste Bob. Er richtete die Schnauze der Maschine nach Osten und prüfte die Instrumente. Sie hatten noch einen langen Flug vor sich.
    ***
    Der graue Joe fühlte den Schweiß auf seiner Stirn. Er warf den letzten Zigarettenstummel fort und quetschte sich in eine Türnische. Es war elf Uhr abends, doch in den Hauptstraßen Manhattans herrschte noch reger Verkehr. Ein leichter Nieselregen ließ den Mann im dünnen Trenchcoat frösteln.
    Kurzatmig und mit verlebtem Gesicht stand der graue Joe in der Nähe der Pennsylvania Station. Er lauschte angestrengt hinter sich in die Dunkelheit. Es schien ihm niemand auf den Fersen zu sein.
    Er stand jetzt in der 33. Straße, dicht neben dem General Post Office und wartete nur darauf, dass die Straße vollkommen leer sein würde. Er hatte noch die kalten Augen im Gedächtnis, die ihn angestarrt hatten, als er zum Zug lief, der ihn nach New York brachte. Und wenn sein Verdacht zutraf, war sein Leben keinen Nickel mehr wert.
    Ein Wagen kam langsam die 33. Straße entlanggekrochen. Er war schwach beleuchtet und hielt sich in der Mitte der Fahrbahn. Fußgänger waren nicht zu sehen. Trotzdem wollte Joe nichts riskieren.
    Dicht über dem Bürgersteig robbte er auf den Eingang zur U-Bahn zu. Er befand sich nur noch zehn Schritte von der obersten Treppenstufe entfernt, als er sich aufrichtete. Schnellen Schrittes ging er auf die ausgetretenen Steinstufen zu. Gerade, als er seinen Fuß auf die oberste Stufe setzte, zuckte er zusammen.
    Nur fünf Schritte neben ihm glühten die Bremslichter des Wagens auf. Er hatte seine Fahrt immer mehr verlangsamt und hielt jetzt an. Für eine Sekunde sah der graue Joe die Umrisse zweier Gestalten, doch sie rührten sich nicht.
    Wie gelähmt starrte Joe auf das unheimliche Fahrzeug, doch der Spuk ging in Gedankenschnelle vorüber. Fast geräuschlos fuhr der Wagen wieder an und näherte sich der Kreuzung. Joe blinzelte zweimal mit seinen rot geränderten Wermutaugen, dann zog er seine Taschenflasche aus der Hose. Der billige Fusel stärkte ihn und verscheuchte die trüben Gedanken. Entschlossen setzte er seinen Weg fort.
    Minuten später saß er im letzten Abteil der U-Bahn und brütete vor sich hin. Seinen Entschluss, den er noch vor zwei Stunden so heldenhaft gefunden hatte, begann er zu bereuen. Es war ein verdammt heißes Eisen, das er ohne Handschuhe anfassen wollte.
    Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Außerdem war er total pleite. Er hatte nur noch diese eine Hoffnung, schnellstens zu Geld zu kommen. Langsam zog er zum 16. Mal den verschmierten Zettel aus der Manteltasche, auf dem er sich die Adresse am Hudson notiert hatte. Sowie er ein paar Bucks hatte, wollte der graue Joe sich ganz weit absetzen, um seine Haut zu retten. Und an dem hing er fast so sehr wie am Gin.
    ***
    Es war zwanzig Minuten vor Mitternacht, als die Türklingel ertönte. Ich überflog in einer halben Sekunde alle Möglichkeiten meines Bekanntenkreises, dann war ich sicher, dass es kein wichtiger Besuch sein konnte. Also drehte ich das Radio leiser und setzte das Glas lautlos auf den Tisch. Ich wollte jetzt bei meinem Telefongespräch mit Gaby nicht gestört werden und klemmte mir den Hörer fester unter das Kinn.
    »Bist du noch da?«, flüsterte sie durch den Draht mit einem Anflug von Schmollen.
    »Aber ja, Darling«, murmelte ich und schielte zur Tür.
    »Sag was Hübsches zu mir«, forderte sie mich auf.
    Im selben Moment setzte ein Trommelfeuer aus voller Kraft auf die Türfüllung ein.
    »Ruhe«, brüllte ich und ärgerte mich im selben Moment über diese Reaktion. Das Trommeln hörte schlagartig auf. Gleichzeitig zeigte mir ein Klicken in der Leitung, dass Gaby diese Bemerkung auf sich bezogen hatte, Pech für mich.
    Seufzend legte ich auf. Gaby war eben recht sensibel, darüber gab es keinen Zweifel.
    Mit Schwung riss ich die Tür auf, doch meine zornige Bemerkung blieb mir im Hals stecken wie eine Fischgräte. Vor mir stand ein Häufchen Elend.
    »Verzeihung«, murmelte der Mann vor mir und richtete seine Augen sofort auf die noch halb volle Flasche, die auf meinem Tisch stand. »Kann ich einen Moment reinkommen?«
    »Wie viel Liter Schnaps verstehen Sie unter einem Moment?«, knurrte ich und gab die Tür frei. Ich hatte den Mann zwar noch nie gesehen, doch ich

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