0421 - Ein Gangster will New York beherrschen
diesen Besuchern werden einige alte Kunden sein, die ich für diesen Tag extra herbestellen werde. Wenn das nicht wirkt, will ich die nächste Wahl verlieren.«
»Sie reden, als hätten Sie Erfahrung darin, Gerüchte in die Welt zu setzen.«
»Nun, vielleicht habe ich die.«
Wir besprachen noch ein paar Einzelheiten. Dann stand unser Plan fest.
Die große Frage war jetzt: Wie würde Accatone reagieren?
***
Als der Attorney ging, war es schon 4 Uhr morgens. Phil war immer noch nicht zurückgekommen. Allmählich wurde ich unruhig. Es war natürlich möglich, dass Phil auf eine Spur gestoßen war und sie sofort verfolgte, aber dann hätte er im Hauptquartier Meldung gemacht.
Irgendetwas musste ihm dazwischengekommen sein. Ich entschloss mich, der Sache auf den Grund zu gehen und fuhr zur Central Station hinüber. In der Gepäckaufbewahrung war um diese Zeit so gut wie kein Betrieb. Der diensttuende Beamte studierte die Zeitung.
Ich legte meinen Ausweis vor.
»Erinnern Sie sich daran, dass ein Kollege von mir ein Gepäckstück abholte. Vor ungefähr zwei Stunden?«
»Ja, gewiss doch. Docker oder Decker, das war sein Name. Die beiden waren hier und haben eine Tasche abgeholt.«
»Die beiden?«, fragte ich.
»Ja, erst kam Mister Decker, zeigte mir den Schein und fragte, ob ich mich daran erinnern könnte, wer die Tasche deponiert habe. Ich konnte es nicht, weil das schon eine Woche her ist. Ja, und dann kam der andere Gentlemen.«
»Wie sah er aus?«
Der Mann machte große Augen.
»Ich denke, es war ein Kollege von Ihnen.«
»Bitte, antworten Sie!«
»Nun, er war groß, trug einen hellen Gabardinemantel, Hut…«
»Würden Sie ihn wiedererkennen?«
»Ich denke doch.«
»Gut, ich komme auf Sie zurück.«
Jetzt war ich sicher, dass es Ärger gegeben hatte. Jemand musste gewusst haben, dass Phil hier das Gepäckstück abholte. Jemand, dem sehr viel daran gelegen war, zu verhindern, dass es in unsere Hände kam. Er hatte Phil überrumpelt, daran gab es für mich keinen Zweifel. Der Beamte hier hatte natürlich nichts gemerkt. Ein schussbereiter Revolver in der Manteltasche ist ja auch nichts Auffälliges.
Ich ging zu meinem Jaguar zurück und stellte das Funkgerät an.
»Verbinden Sie mich mit der Zentrale der Funkstreifenwagen«, sagte ich. Eine Hoffnung hatte ich. Es war möglich, dass man Phil in seinem Dienstwagen fortgeschafft hatte. Dessen Nummer war natürlich bekannt.
»Hier Zentrale«
»Hier Cotton vom FBI! Veranlassen Sie eine Durchsage: Gesucht wird grauer Chevy Modell 64 mit der Nummer 4YZM 3602.«
»Ist das ein Dienstwagen des FBI?«
»Ja, das ist er. Der Fahrer, FBI-Agent Phil Decker, wurde vermutlich von Gangstern überwältigt. Wenn der Wagen irgendwo gesichtet wird, bitte keine Maßnahmen ergreifen, sondern mich verständigen.«
Ich gab meine Telefonnummer an. Mehr konnte ich im Augenblick nicht tun. Jeder Streifenwagen in New York und Vororten würde jetzt nach Phils Wagen Ausschau halten. Das ähnelte natürlich der Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen, aber es war immerhin etwas. Langsam fuhr ich in meine Wohnung zurück. Natürlich fieberte ich danach, etwas zu unternehmen, aber das war vorläufig nicht möglich. Ich konnte nur abwarten.
Ich war .gerade im Begriff, in die Kellergarage zu fahren, als die Durchsage kam. Phils Wagen war gefunden worden. Er stand in Cedrick’s Village, einem Vorort, dreißig Meilen südlich von New York an der Küste gelegen.
Ich warf den Rückwärtsgang ein und wendete. Gleich darauf schoss der Jaguar mit auf heulendem Motor davon.
***
Der Chevy parkte etwa fünfzig Yards abseits der Straße, halb verborgen von hohen Bäumen. Cedrick’s Village war früher ein Fischerort gewesen. Jetzt gab es hier eine Segelschule und einen Badestrand, der im Sommer fast so übervölkert war wie der von Coney Island. Die Straße führt in einiger Entfernung am Ufer vorbei, dann kommt ein Streifen, der mit Bäumen bewachsen ist, dahinter liegt der Sandstrand. Auf diesem baumbewachsenen Streifen parkte der Chevy.
»Ein Zufall, dass wir ihn sahen«, berichtete der Sergeant, der ihn entdeckt hatte. »Wir wendeten hier, und so kam er in das Licht unserer Scheinwerfer!«
Ich hatte ein schlechtes Gefühl, als ich auf den Wagen zuging. Ich hatte schon zu viel erlebt, um nicht auf das Schlimmste gefasst zu sein.
Aber der Wagen war leer. Der Schlüssel steckte. Ich legte die Hand auf die Motorhaube. Sie war kalt - demnach stand er schon eine ganze Weile
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