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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einsamen Gegend. Gegenüber, nur durch eine Straße getrennt, lag das Gelände einer Fabrik. Sie war längst stillgelegt worden. Die alten Gebäude verrotteten. Niemandkam auf den Gedanken, das Grundstück zu kaufen und dort eine neue Industrieanlage anzusiedeln.
    Lief ich die Straße weiter hoch, gelangte ich irgendwann in eine belebte Gegend. Aber dieser Weg bot mir wenig Deckung, und ich rechnete damit, daß mich der Typ aus dem Fegefeuer verfolgen würde. Deshalb entschied ich mich, über das Fabrikgelände zu gehen.
    Nicht einmal ein Auto fuhr hier vorbei. Am hellichten Tag mutterseelenallein in London, so etwas war auch selten.
    Ich überquerte die Straße. Das Gelände war nicht eingezäunt. So konnte ich auf das Grundstück laufen und erreichte die erste alte Backsteinhalle. Über einem Tor stand noch der verblichene Schriftzug zu lesen. Wem die Fabrik einmal gehört hatte, wußte ich nicht.
    Mir war auch nicht bekannt, was man dort produziert hatte. Ich rannte an der Halle entlang und lief dabei über einen aufgerissenen Boden, in dem es so viele Schlaglöcher gab wie Pickel im Gesicht eines Heranwachsenden.
    Von meinem Verfolger war nichts zu sehen. Immer wieder warf ich einen Blick über die Schulter, denn das kalte Gefühl im Nacken war nicht gewichen.
    Es sorgte dafür, daß ich stetig weiterlief. Eine gewisse Furcht trieb mich an, zudem überlegte ich bereits, was ich als nächstes unternehmen mußte.
    Derek Maynard war die Spur!
    Zwar gab es ihn nicht mehr, aber möglicherweise hatte er Unterlagen hinterlassen, die mich zu Vincent van Akkeren führten. Ich dachte noch an unser Telefongespräch.
    Er hatte schnell und viel geredet. Die Angst war unüberhörbar gewesen. Trotzdem hatte er darauf bestanden, mich auf dem Schrottplatz zu treffen. Er wollte keine anderen Menschen in Gefahr bringen, da er bereits gefühlt hatte, wer ihm auf den Fersen war.
    Der seelische Druck war zu groß geworden, so daß er sich entschieden hatte, auszusteigen.
    Ich rannte weiter über das leere Fabrikgelände und sahschon die ersten Bäume. Auch hörte ich die Geräusche der fahrenden Wagen auf einer glatten Straße.
    Für mich war es herrlich. Die normale Welt hatte mich wieder, und der Alptraum lag zunächst einmal hinter mir.
    Selbst die Winterluft schmeckte mir wieder, als ich tief einatmete.
    Beim Ausatmen jedoch fiel mir ein, daß ich so etwas wie einen guten Freund verloren hatte.
    Es gab den Bentley nicht mehr.
    Ein Stimmungstief erfaßte mich. An diesem Wagen hatte ich so gehangen. Er war für mich ein guter Begleiter gewesen – eben ein Freund. Die feurige Lohe eines Flammenwerfers hatte ihn zerstört.
    Ich mußte schlucken, aber den Blick richtete ich nicht zurück, sondern nach vorn.
    Irgendwo mußte die Victoria Road liegen, und die mußte ich erreichen. Ich kenne London zwar sehr gut, aber mehr die City. Hier befand ich mich in Kilburn, so ziemlich an der Grenze.
    London ist zudem eine Stadt der Taxen. Jemand hatte mal geschrieben, daß es 80.000 davon gibt. Wenn das tatsächlich stimmte, mußte ich einen dieser Wagen zu fassen kriegen.
    Ich blieb am Straßenrand stehen. Hinter mir lag das Gelände der Fabrik.
    Vor mir die Straße, an der gegenüberliegenden Seite zog sich eine Häuserfront entlang. Ich sah spielende Kinder vor den Türen, aus zwei Fenstern schauten alte Leute.
    Auch mich sah man.
    Vor allen Dingen der Fahrer des Taxis, dem ich zuwinkte, als ich den Wagen sah.
    Der Mann stoppte. Bevor ich einsteigen konnte, hob er die Hand.
    »So nicht, Mister. Schauen Sie mal, wie Sie aussehen.«
    »Das weiß ich selbst, aber das ist ein Notfall.« Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis.
    Er runzelte die Stirn, hob die Schultern, schimpfte noch auf die Polizei, fuhr aber dann an, als ich mich in die Polster fallen ließ.
    »Wohin?«
    »Scotland Yard.«
    »Ist ‘ne weite Strecke.«
    »Sicher.«
    »Haben Sie Action hinter sich?« Im Gegensatz zu vielen anderen Londoner Taxifahrern war er ziemlich gesprächig, aber ich wollte mich auf keine lange Erklärung einlassen.
    »Es geht.«
    »Meinetwegen.« Er hatte verstanden, schob seine Schirmmütze in den Nacken und schwieg.
    Wir befanden uns noch immer auf der Straße. Es war die Victoria Road. Das Umfeld hatte sich verändert. Die Häuserfronten lagen jetzt weiter zurück, dafür wuchsen die Bäume bis dicht an den Rand der Straße. Ich dachte bereits nach vorn und nicht mehr daran, was eigentlich hinter mir lag. Ich war fest davon überzeugt, diesem Killer aus dem

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