0421 - Willkommen im Fegefeuer
durchsucht und besichtigt. Er hatte unheimliche Räume kennengelernt, in denen der Tod zu Hause war, aber auch normale Keller in Hochhäusern gesehen mit glatten Betonwänden und kaltem Licht. Dieser Keller hier lag in der Mitte.
Er war so gebaut, wie man es früher getan hatte. Mit einer vielleicht etwas zu niedrigen Decke. Suko zog sicherheitshalber den Kopf ein.
Es gab nicht einmal Lattenverschläge, geschweige denn Türen.
Sie konnten in die einzelnen Räume hineinschauen, und Suko leuchtete das an, was gelagert wurde.
Alte Bücher, Kisten, Kleidungsstücke, Kartons, die noch die Verschnürung aufwiesen, Gerumpel und Werkzeug. Aber nichts, das auf irgendwelche dämonische Aktivitäten hingedeutet hätte.
»Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, daß mein Vater etwas damit zu tun gehabt hat«, sagte Carol.
Sie waren vor einer staubigen Wand stehengeblieben. Hier ging es nicht mehr weiter.
»Das war nur ein Teil des Kellers«, bemerkte Suko.
»Wollen Sie auch noch woanders hin?«
»Sicher.«
»Da kenne ich mich aber nicht so gut aus.«
»Das ist es ja gerade.«
»Ich glaube nicht an Ihren Verdacht, Inspektor. Vorhin habe ich gezweifelt, jetzt nicht mehr.«
»Wir werden sehen.«
Der andere Teil des Kellers war düster. Vielleicht lag es auch an der niedrigen Decke, die dicht über ihren Köpfen wie eine glatte graue Fläche schwebte.
Es gab kein Licht in diesem Teil.
»War das schon immer so?« fragte Suko, als er Carol darauf ansprach.
»Kann ich nicht sagen.«
»Aber Sie kennen diesen Teil hier?«
»Ich war einmal da.«
Suko nickte. Er suchte wieder nach Spuren. Diese Fußabdrücke gingen ihm nicht aus dem Kopf. Sie waren einfach zu frisch gewesen. Irgendwo mußte der Typ doch stecken, der vor ihnen den Keller betreten hatte. Wenn dem so gewesen war, hatte er sicherlich im Haus gelauert, wahrscheinlich ihre Gespräche belauscht und möglicherweise dafür gesorgt, daß die Filmrolle in Flammen aufging.
Suko sah die Spuren nicht mehr. Jungfräulicher Staub lag vor ihnen. Er wurde erst entweiht, wenn sie hineintraten. Zudem gab es wenig Nischen oder Vorsprünge, wo sich jemand verstecken konnte.
Sie gingen sehr vorsichtig. Nur das Aufsetzen ihrer Füße war zu hören und das leise Knirschen, wenn irgendwelche kleinen Steine von den Sohlen zertreten wurden.
Wieder stoppte sie eine Mauer.
»Hier ist der Keller…«
Suko legte einen Finger auf die Lippen des Mädchens. Er wollte nicht, daß Carol redete, da ihm etwas aufgefallen war.
Es war nur ein haardünner Hauch, ein kaum zu erkennender Schein, den nur jemand sah, der gute Augen besaß und aus dem Dunkel direkt hineinblickte.
Dieser Schein befand sich in Fußhöhe. Er schien aus dem Boden zu dringen.
Das wollte Suko einfach nicht glauben, deshalb bückte er sich und sah genauer nach.
Es war tatsächlich ein schmaler Lichtstreifen. Aber er schob sich nicht aus der Tiefe hervor, sondern leuchtete dort auf, wo sich die Wand und der Boden trafen.
Das genau war die Nahtstelle!
Suko stellte sich wieder hin und drehte sich um. Seine Lampe erfüllte die nähere Umgebung mit ihrem kaltweißen Schein. Er blickte in das Gesicht des Mädchens. Sogar die Augen wirkten bleich.
»Ich habe einen Lichtschein gesehen«, erklärte er. »Woher kann er stammen?«
»Keine Ahnung. Da ist nur die Wand.«
»Und nichts dahinter?«
»Nein…« Die Antwort klang unsicher. Carol atmete stöhnend ein. »Ich weiß nicht Bescheid. Einmal nur war ich hier.«
»Und diese Umgebung hier ist Ihnen auch nicht in dem Filmstreifen aufgefallen?«
»Nie.«
»Ich habe allerdings die Vermutung, daß wir vor einer Wand stehen, die nur so aussieht wie eine Wand. Vielleicht handelt es sich um eine Geheimtür. Verstehen Sie?«
»Ja«, hauchte Carol, »schon, aber ist das nicht zu unwahrscheinlich? Geheimtüren und so…«
»Halten Sie mal die Lampe.« Bevor Carol etwas erwidern konnte, hatte Suko ihr schon die Lampe in die Hand gedrückt. »Und jetzt leuchten Sie bitte die Mauer an. Und zwar von oben nach unten. Lassen Sie auf keinen Fall etwas aus.«
»Ja, ja…«
Suko sah sehr genau hin. Er verfolgte den zitternden Weg des relativ breiten Strahls, wie er von der Decke her langsam in die Tiefe wanderte.
Interessiert ließ er seine Blicke über die Wand gleiten. Er fühlte auch nach und stellte schon beim ersten Kontakt fest, daß es sich bei der Wand um keine solche handelte, sondern um eine nachgemachte. Die Steine waren praktisch darauf gezeichnet worden.
Als Suko
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