0421 - Willkommen im Fegefeuer
liegt zwischen der Hölle, dem Jenseits und uns. Zu begreifen ist es wohl kaum, aber man muß sich damit abfinden. Die Magie ist für Menschen ein Gebiet, dessen Größe man nicht messen kann.«
»Wer bewegte die Plattform?«
»Das weiß ich auch nicht, Carol. Ich nehme an, daß irgendwo in der Tiefe Kräfte lauern, die alles steuern. Rechnen wir mit Baphomet.«
»Aber er ist ein Mensch, wie Sie gesagt haben«, flüsterte Carol.
»Wer weiß.«
»Was wollen sie jetzt tun?« Als Suko keine Antwort gab, fuhr Carol fort. »Sie wollen doch nicht etwa in die Tiefe fahren und versuchen, das Feuer zu löschen?«
»Keine schlechte Idee. Nur glaube ich kaum, daß es mir gelingen wird. Dazu bin ich…«
Suko hörte mitten im Satz auf zu sprechen, denn er hatte in seinem Rücken etwas gehört.
Ein bewußt hart aufgesetzter Fuß, ein Schritt…
Er wirbelte herum.
Zum Greifen nahe stand die Gestalt vor ihm, und selbst Suko, der sich durch kaum etwas erschüttern ließ, wurde bleich…
***
Der andere nahm fast die gesamte Gangbreite ein. Zwischen seine Schultern und die Mauer paßte kaum noch ein Zündholz. Er war ein Klotz auf zwei Beinen, ein Killer, und er war bis an die Zähne bewaffnet.
Revolver steckten im Gürtel, auch Handgranaten, zudem noch eine Maschinenpistole, und er besaß Hände, deren Finger lang wie kleine, knorrige Äste waren, vorn aber spitz zuliefen.
Mordkrallen…
Das Gesicht wurde von einer Halbmaske bedeckt. Die Augenschlitze waren hineingeschnitten worden. Und was in den Öffnungen lag, erinnerte an kalte Steine.
Starr schaute er Suko an.
Das Mädchen hatte ihn auch gesehen. Carol mußte der Anblick die Sprache verschlagen haben. Sie konnte nicht mehr reden. Sie klammerte sich nur an Suko fest, und der Chinese spürte, wie sie immer schwerer wurde, als würde die Kraft aus ihrem Körper entweichen. Dabei atmete sie keuchend und abgehackt. Suko hatte kaum einen Menschen so atmen gehört. Das war schon mehr ein Schluchzen, ein verzweifeltes Luftholen, diktiert von den Fesseln der Furcht.
Suko dachte an die Spuren. Er hatte sie gesehen und war nicht vorsichtig genug gewesen.
Aufrecht konnte der andere nicht stehen. Er mußte sich bücken.
Sein kantiger Schädel war dabei nach vorn gedrückt. Das aus dem Verlies strömende Licht glitt auch über den Mann hinweg, zeichnete ein zuckendes Leben auf seine Züge, und Suko erkannte, daß die Wangen mit roten Farbstrichen bemalt waren.
Ein wahrer Teufel.
Nur – was hatte er hier zu suchen? War er vielleicht der Hüter des Fegefeuers?
Um Baphomet jedenfalls handelte es sich bei ihm nicht. Der sah anders aus. Suko glaubte auch nicht, einen Dämon zu sehen, das war ein Mensch, der vor ihm stand, nurumfunktioniert zu einer Kampfmaschine, vor dessen Muskelpaketen man sich fürchten konnte.
Jedenfalls steckten sie in einer Falle. Mit langen Reden würde er den Kerl nicht überzeugen können, der war nur erschienen, um zu töten.
»Wer bist du?« fragte er den anderen.
Der schüttelte nur seinen kantigen Schädel, auf dem das blonde Haar wie Stroh wuchs.
Und dann schlug er zu.
Plötzlich hatte Suko das Gefühl, als würde die Welt um ihn herum explodieren. Alles lief superschnell ab, dennoch kam sich der Inspektor vor wie in einer Zeitlupenszene.
Er hörte den Schrei des Mädchens, der verzögert aufklang, weil Carol die Dinge nicht so schnell erfaßte.
Dafür Suko.
Seine Reflexe waren artistisch. Er hatte sich zurückgeworfen, um dem Hieb auszuweichen. Ein Streifschlag traf seine linke Wange.
Aber dieser Treffer reichte aus, um ihn zu Boden zu schicken.
Er fiel auf den Rücken und sah noch, wie die Kampfmaschine das Mädchen mit einer kurzen Bewegung und dabei wie eine lästige Fliege in das Verlies schleuderte.
Sie fiel gegen die Plattform, ruderte mit den Armen, und Suko befürchtete, daß Carol durch die Öffnung in das Feuer rutschen könnte.
Das geschah zum Glück nicht. Sie fing sich wieder und kroch auf allen vieren in eine der Verliesecken.
Der Killer aber zeigte für Carol kein Interesse. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein Suko.
Er kam auf den Inspektor zu, als wollte er ihn mit seinen breiten Füßen zerstampfen…
***
Es war ein verfluchter, verdammter Krieg geworden, und ich befand mich mitten darin. Der Killer aus dem Fegefeuer kannte kein Pardon. Gnadegab es bei ihm nicht. Er war von der Hölle geschmiedet und gezeichnet worden. Dabei ging er rücksichtslos über Menschenleben.
Auch der Driver hatte die Gefahr
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