Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
seine Kaffeetasse und nippte das brühheiße Getränk in kleinen Schlucken. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er nachdenklich vor sich hin. Schließlich sagte er leise: »Du hast recht, Danny. Anders geht es gar nicht. Rocky muß — eh — verschwinden.«
    ***
    Wir hatten in der Kantine Kaffee getrunken, im Office Zigaretten geraucht und gewartet. Als es zehn Minuten nach Mitternacht war, klopfte es und unser Doc kam herein.
    »Hallo, Doc«, sagten wir, und ich fügte hinzu: »Setzen Sie sich. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, daß ich Ihnen den ersten Schlaf geraubt habe.«
    Der Arzt grinste flüchtig. »Als Sie anriefen, Cotton, hatte ich tatsächlich schon eine Stunde geschlafen. Und wenn man beim FBI ist, gewöhnt man sich mit der Zeit daran, für jede Stunde Schlaf dankbar zu sein.«
    »Wie geht es Ihrem Patienten?«
    »Den Umständen entsprechend. Er ist verhältnismäßig hart durch die Mangel gedreht worden, Cotton, das steht fest. Andrerseits steht für mich aber auch fest, daß man nicht die Absicht hatte, ihn umzubringen. In seinem Zustand wäre das für die Täter ein Kinderspiel gewesen. Als sie von ihm abließen, muß er bewußtlos gewesen sein.«
    »Können wir noch mit ihm sprechen?«
    »Ich hätte es lieber gesehen, wenn der Mann vierundzwanzig Stunden Ruhe bekäme, aber er besteht darauf, sich noch mit Ihnen zu unterhalten. Lassen Sie ihn wenigstens dabei auf der Pritsche in meinem Behandlungszimmer liegen. Das wird ihn nicht so sehr anstrengen, als wenn er sitzen müßte.«
    »Okay, Doc, selbstverständlich. Eh — halten Sie es für möglich, daß er sich diese Verletzungen aus irgendeinem schleierhaften Grunde selbst beigebracht haben könnte?«
    »Nein. Das ist absolut ausgeschlossen. Wenn Sie mit ihm gesprochen haben, würden Sie veranlassen, daß er vorsichtig in einem Wagen nach Hause gebracht wird?«
    »Das wird kaum möglich sein, Doc.«
    »Wieso?«
    »Er behauptet, Johnny Miller zu sein. Wenn er es wirklich ist, können wir ihn nur ins Gerichtsgefängnis einweisen lassen, natürlich in die Lazarettabteilung. Er wird gesucht wegen Mordes.«
    »Der…?« staunte unser Doc. »Man lernt nie aus. Das hätte ich nie und nimmer vermutet. Er macht einen ganz sympathischen Eindruck .«
    »Doc, wenn man jedem Mörder im Gesicht ablesen könnte, daß er ein Mörder ist, brauchten wir keine Kriminalpolizei.«
    »Sicher. Na, ich gehe dann nach Hause. Ich kann hier nichts mehr tun. Ich habe ihm drei Tabletten gegeben, falls er starke Schmerzen bekommen sollte. Wenn er also eine Tablette nehmen will, lassen Sie ihn.«
    »Okay.«
    »Ich komme noch mit ‘rüber, meinen Mantel zu holen.«
    Zusammen begaben wir uns in das geräumige Behandlungszimmer, das unserem Doc im Distriktgebäude zur Verfügung stand. Hinten am Fenster brannte eine abgeschirmte Lampe neben der gepolsterten Pritsche, auf der Johnny Miller lag. Wir zogen uns zwei Stühle in seine Nähe, während der Doc aus seinem weißen Kittel in den Mantel schlüpfte und sich verabschiedete.
    Johnny Miller sah jetzt entschieden manierlicher aus. Das Blut war abgewaschen, die Platzwunden verbunden. Er lag auf dem Rücken, hatte aber die Beine ein wenig angezogen.
    »Na, Johnny, wie geht's?« fragte ich. Er brachte ein wenig mühsam ein Lächeln zustande. »Danke, Sir«, sagte er leise. »Jetzt geht es. Ihr Doc versteht sein Handwerk.«
    »Kann man wohl sagen«, bestätigte ich und dachte an so manches Mal, wo ich Gelegenheit gehabt hatte, dieselbe Erfahrung zu machen. Grinsend fügte ich hinzu: »Hat er bei Ihnen auch seine berühmte Jodkur ausprobiert?«
    Miller grinste zurück. »Und wie! Es gab nicht den kleinsten Kratzer, wo er nicht unbedingt mit dem verdammten Jodzeug hinmußte.«
    »Ja, in der Hinsicht ist er sehr streng. Johnny, möchten Sie einen Kaffee und eine Zigarette? Der Doc sagte uns, Sie wollten mit uns sprechen. Wenn es also ein Weilchen dauert, können wir uns aus der Kantine etwas besorgen.«
    »Das wäre kein übler Einfall, Sir.«
    »Sagen Sie nicht dauernd ›Sir‹. Ich bin kein englischer Lord und auch kein großes Tier. Ich heiße Jerry Cotton. Das ist Phil Decker.«
    Während ich ihm eine Zigarette zwischen die Lippen schob und Feuer reichte, verschwand Phil, um für uns drei Kaffee zu bringen. Als Johnny die ersten Züge machte, fiel mir auf, daß er am Mittel- und Ringfinger der rechten Hand zwei kleine, noch nicht ganz verheilte Schrammen hatte, die älteren Datums sein mußten.
    »Wo haben Sie sich denn das

Weitere Kostenlose Bücher