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0422 - Der Werwolf-Jäger

0422 - Der Werwolf-Jäger

Titel: 0422 - Der Werwolf-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schultern. Er verzog bei seiner folgenden Antwort den Mund. »Das ging leider aus den in Sibirien gefundenen Unterlagen nicht hervor.«
    »Dann sind sie verdammt brisant.«
    »Das kann man sagen.«
    »Darf ich sie sehen?«
    »Nur ungern. Ich habe Ihnen eigentlich alles…«
    »Mr. Kirgin«, mischte sich Sir James ein. »Es ist wichtig für uns, wenn wir Ihnen helfen sollen, den Fall zu lösen. Wir spielen mit offenen Karten, tun Sie es auch.«
    Der Russe seufzte wieder, beugte sich nach links und öffnete eine Schublade an der Seite seines Schreibtisches.
    Wieder einmal ärgerte ich mich über das Mißtrauen der Russen.
    Sie wollten immer viel wissen, aber nur wenig preisgeben. So etwas ist keine gute Basis für eine Zusammenarbeit.
    Kirgin hielt eine Mappe in der Hand. Er tat so, als wollte er sie uns geben. »Können Sie Russisch lesen?« erkundigte er sich mit harmlos klingender Stimme, verbarg aber sein Lächeln nicht.
    »Nein!« sagte ich.
    »Dann hat es wohl keinen Sinn.«
    »Entschuldigen Sie!« mischte sich Sir James ein. »Sie haben mich noch nicht gefragt, Mr. Kirgin.«
    Der Russe war überrascht. »Sagen Sie bloß, Sie…?«
    »Ich habe es einmal lernen müssen.«
    Plötzlich wurde Kirgin der Kragen zu eng. Er hob die Schultern.
    »Tut mir leid«, sagte er, »aber ich bin nicht befugt, Ihnen die Unterlagen zu übergeben.«
    »Weshalb nicht?«
    »Es ist eine geheime Dienstsache.«
    »Wer kann darüber entscheiden, ob wir die Unterlagen lesen dürfen oder nicht?«
    »Der Botschafter.«
    Sir James deutete auf das Telefon. »Rufen Sie ihn an. Sie haben erlebt, daß es Werwölfe gibt. Wo einer ist, können auch noch mehrere von ihnen sein. Die Zeit drängt, es liegt eine latente Gefahr in der Luft. Ich möchte nicht, daß sie sich verdichtet.«
    Kirgin griff zu seinen Zigaretten. Wir hatten ihn in eine Zwickmühle gebracht. Auf der einen Seite wünschte er unsere Hilfe, auf der anderen aber wollte er nichts preisgeben. Oder nur das, was sein Land nicht schlecht dastehen ließ.
    Wir konnten auch nicht so schalten und walten. Bei Scotland Yard wäre es etwas anderes gewesen, hier mußten wir auf die Russen Rücksicht nehmen. Mißtrauen lag noch immer zwischen uns. »Ich habe Ihnen doch gesagt, was in Sibirien geschehen ist. Es hängt mit der damaligen Werwolf-Elite zusammen. Sie ist nicht vollständig zerschlagen worden. So leid es mir tut, aber ich muß zugeben, daß unser Land für Werwölfe ein idealer Nährboden ist. Sie verstehen…«
    »Das ist uns beiden klar«, erwiderte ich. »Dennoch müssen wir sie bekämpfen.«
    »Natürlich.«
    Auf dem Gang erklangen Stimmen. Sir James und ich drehten uns zur Tür hin. Beide hatten wir das Gefühl, dieser Lärm dort draußen würde etwas mit uns zu tun haben.
    Und wir täuschten uns nicht.
    Plötzlich flog die Tür zu Kirgins Büro auf. Ein Bär von Kerl stand auf der Schwelle, ein Mann, der überhaupt nicht in diese Umgebung hineinpaßte.
    »Michail Chirianow!« ächzte Kirgin…
    ***
    Das also war er!
    Ich hatte eine gespannte Haltung angenommen und starrte ihn erstaunt an. Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, einen Schauspieler aus einem Western vor mir zu sehen, denn er sah aus, wie man sich einen Trapper vorstellte.
    Ganz in Leder gekleidet, dessen Säume mit Fell abgesetzt waren.
    Auf dem Kopf saß eine Fellmütze. Er war mit einem Bogen bewaffnet und hatte über den Rücken einen Köcher geschnallt, aus dessen Öffnung glänzende Silberpfeile ragten. Ein dunkler Bart zierte sein Gesicht. In den ebenfalls dunklen Augen blitzte ein ungemein harter Wille, es allen zu zeigen. Dieser Mann machte auf mich einen verdammt entschlossenen Eindruck. Er war aus der Weite der Taiga nach London gekommen und paßte in seiner Kleidung in die Millionenstadt wie die berühmte Faust aufs Auge. Sein Gesicht wirkte hart und hölzern. Gleichzeitig etwas gedrungen. Es kam vielleicht auch durch die dicke Nase, die wie eine harte Knolle vorsprang.
    Zudem war der Mann etwas lädiert. Er mußte gegen jemand gekämpft haben. Wahrscheinlich war es ein Werwolf gewesen, dessen Pranken hatten die Kleidung auf der rechten Brustseite eingerissen, waren bis auf die Haut gedrungen und hatten dort dunkle Streifen hinterlassen.
    Kirgin war aufgesprungen. »Michail«, rief er, »wie sehen Sie denn aus?« Zum Glück sprach er Englisch.
    Chirianow radebrechte in derselben Sprache, man konnte ihn einigermaßen verstehen.
    »Ich habe die Wölfe gesehen.«
    »Einen oder mehrere?«
    »Vielleicht drei

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