0423 - Eine Braut für zwei Millionen
nieder. »Was ist das für ein Drugstore, wo er Sie ansprach? Gehen Sie regelmäßig dorthin?«
»Nein.«
»Dieser Tom könnte Ihnen also dorthin gefolgt sein. Wissen Sie, welchen Wagen er fährt?«
»Nein.«
»Lebt übrigens Ihre Mutter noch?«
»Ja, in Los Angeles. Dad und Mama haben sich vor drei Jahren getrennt. In Güte und beiderseitigem Einvernehmen, wie es so schön heißt. Sie treffen sich drei- oder viermal im Jahr. Von einer Scheidung halten sie nichts.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür.
***
Horace Horton trat ein. Er trug einen dunkelblauen Einreiher moderner Machart mit dazu passender Krawatte, deren blaurote Querstreifen ebenso dezent waren wie das weiße Spitzentüchlein, das etwa fingerbreit aus seiner Brusttasche ragte. Im Knopfloch des Anzuges steckte eine weiße Gardenie. Horace Horton wirkte elegant und distinguiert.
Ich erhob mich. »Schon aus dem Club zurück?«
»Ich war nicht im Club«, sagte er und zog die Tür hinter sich ins Schloss. »Behalten Sie doch Platz.«
Ich setzte mich. Er trat näher und warf seiner Tochter einen ernsten, missbilligen Blick zu. »Du hast meine Anordnungen also ignoriert.«
Auf der Stirn des Mädchens bildete sich eine steile Unmutsfalte. »Der ganze Plan war verrückt, Dad«, meinte sie. »Ich habe mich daran gehalten, solange ich darin noch einen Sinn erkennen konnte. Aber Agent Cotton hat uns sofort durchschaut. Ein Mann mit seinen Erfahrungen lässt sich durch Taschenspielertricks nicht bluffen.«
Horace Horton nahm am Tisch Platz. »Du hast gewiss recht«, sagte er resignierend. »Aber ich musste einfach versuchen zu retten, was noch zu retten war! Das war ich unserem Namen schuldig.« Er lächelte verlegen.
»Verstehen Sie mich nicht falsch, bitte«, fuhr er fort und blickte mich an. »Der Träger eines guten, renommierten Namens sollte gewiss nicht die Behörden täuschen, aber ich wollte unter allen Umständen vermeiden, dass die leidige Geschichte in die Presse kommt. Eileen ist unschuldig, man hat sie in die Affäre hineingezerrt, um mich erpressen zu können! Können Sie es mir verübeln, dass ich unter diesen Umständen versuchte, den Fall möglichst unauffällig aus der Welt zu schaffen?«
»Wer ist der Erpresser?«, fragte ich.
Horton führte eine schlanke, gepflegte Hand zum Mund und räusperte sich. »Seinen Namen hat er nicht genannt.«
»Was forderte er?«
»Fünftausend.«
»Wie begründete er die Forderung?«
»Ganz einfach. Er drohte mir, dass Eileen in einen Mordskandal verwickelt würde, und vergaß nicht hinzuzufügen, welche Folgen das für meinen Ruf haben müsste. Und für den meiner Tochter natürlich. Eileen steht kurz vor der Verlobung…«
»Das ist das erste, was ich höre«, unterbrach ich.
Eileen hob das Kinn. »Bisher haben Sie mich nicht danach gefragt.«
Ich verkniff mir die Bemerkung, dass es zumindest ungewöhnlich ist, kurz vor der Verlobung die Einladung eines Fremden zu akzeptieren, und bat stattdessen den Hausherrn, mit seinem Bericht fortzufahren.
»Zunächst dachte ich, es handle sich um einen Scherz«, meinte er, »aber sehr rasch wurde mir klar, dass der Unbekannte die Wahrheit sagte, umso mehr, als er mir freistellte, Eileen aus der Wohnung des Ermordeten abzuholen. Allerdings wollte er mir die Adresse nur dann geben, wenn ich mich bereit erklärte, ihm fünftausend Dollar .Honorar’ zu bezahlen. Ich dachte sofort daran, die Polizei einzuschalten, aber dann verzichtete ich darauf.«
»Warum?«
»Es erschien mir zweckmäßiger und, äh eleganter, die Sache mit fünftausend Dollar zu bereinigen, gleichsam unter der Hand, ohne fremde Einmischungen. Kurz und gut, ich versprach dem Anrufer das Geld, und er nannte mir Gibbons’ Adresse. Die Wohnungstür, so sagte der Unbekannte, sei nur angelehnt. Ich schickte Porter mit entsprechenden Weisungen los, aber er musste klingeln, weil bei seinem Eintreffen die Tür verschlossen war. Was dann passierte, wissen Sie ja. Porter nahm Eileen mit. Selbstverständlich bemühte er sich auch um eine Beseitigung verdächtiger Spuren. Von Eileen erfuhr ich, dass sie Ihnen ihren Namen genannt hatte. Ich traf daraufhin entsprechende Gegenmaßnahmen, um die zu erwartenden Ermittlungen ins Leere laufen zu lassen.«
»Haben Sie dem Erpresser das Geld schon gegeben?«
»Ja, in bar.«
»Wann?«
»Heute Nachmittag.«
»Er war hier bei Ihnen?«
»Oh nein, ich musste in die Stadt fahren. Das Geld hatte ich weisungsgemäß in einem Schuhkarton verpackt. Mir
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