0423 - Eine Braut für zwei Millionen
können? Fest stand, dass sich dahinter mehr verbarg als das simple Manöver einer Erpresserbande.
Ich musste noch einmal mit Jane Silver sprechen! Sie blieb ein Angelpunkt in dieser Geschichte. Sie hatte mich, einige Male an der Nase herumzuführen versucht - genau wie die anderen.
***
Ich traf das Mädchen am Abend gegen neun Uhr in ihrer Wohnung an. Sie empfing mich in einem saloppen Hausanzug aus Goldlame, dessen weich fließendes Material in sehr geschickter Weise die Vorzüge ihrer Figur betonte.
Jane Silver war nicht sehr guter Laune. Das konnte ich ihr nicht verübeln. Es ist selten, dass mein Besuch bei den Betroffenen Freude auslöst.
»Fassen Sie sich bitte kurz«, sagte sie, nachdem wir in ihrem Wohnzimmer Platz genommen hatten. »Ich habe diese albernen Verhöre gründlich satt! Sie wissen alles, was ich zu sagen habe.«
»Nicht alles«, erklärte ich lächelnd. »Wie ist das mit den fünftausend Dollar, die Sie Horton gepumpt haben?«
»Was ist damit? Seit wann ist es verboten, einem alten Freund vorübergehend aus der Patsche zu helfen?«
»Fünftausend sind eine Menge Geld.«
»Bei Horace sind sie gut angelegt.«
»Weiß Jimmy Byrnes davon?«
»Nein«, sagte sie kurz. »Er hätte mir nur Vorwürfe gemacht.«
»Wie groß ist Ihr Vermögen?«
»Was geht Sie das an?«, schnappte sie.
»Packen Sie aus«, sagte ich. »Ich muss Sie sonst bitten, sofort mitzukommen.«
»Was werfen Sie mir überhaupt vor?«
»Mord«, sagte ich.
Jane Silver sprang auf. Sie atmete rasch. »Bei Ihnen ist wohl ’ne Schraube locker? Wissen Sie überhaupt, was Sie da reden?«
»Jimmy Byrnes hat ein Geständnis abgelegt.« , »Wo steckt er überhaupt? Ich versuche, ihn schon die ganze Zeit über zu erreichen.«
»Ich nehme an, er sitzt im Gefängnis. Trösten Sie sich. Sie werden ihm bald dorthin folgen.«
»Sie wollen mir nur Angst machen! Ich bin unschuldig! Was habe ich mit Jimmys sogenannten Geständnissen zu tun? Überhaupt: Was soll er denn gestanden haben? Jimmy ist so harmlos wie der nächstbeste Eckensteher.«
»Vielleicht waren Sie es, die ihn verdorben hat. Sie wollten Gibbons’ Tod. Er hat Sie gequält, deshalb musste er sterben.«
»Nun behaupten Sie bloß noch, ich hätte auch sein Geld gestohlen!«
Ich nickte. »Genau das ist der Fall, oder?«
»Sie sind verrückt!«
»Sie werden für die Tatzeit ein Alibi erbringen müssen.«
»Ich bin durch die Nacht geirrt, weil ich plötzlich nicht den Mut hatte, zu einem Plan zu stehen, der von Jimmy und mir entwickelt worden war.«
»Ein Mordplan«, sagte ich.
»Ja, aber wir haben ihn nicht ausgeführt!«
»Sie leugnen, in der Wohnung gewesen zu sein?«
Jane Silver setzte sich wieder. »Ja, das bestreite ich.« Sie hatte sich etwas beruhigt.
»Sie haben doch ein Sparbuch, oder ein Bankkonto?«
»Natürlich!«
»Kann ich mal die Auszüge sehen?«
»Nein!«
Ich nickte. »Klar, Sie haben Angst, dass die letzten großen Einzahlungen Sie verraten. Sie wissen nicht, wie Sie diese Einzahlungen erklären sollen.«
Jane Silver starrte mich an. »Also gut«, sagte sie. »Ich habe das Geld aus der Wohnung geholt. Aber als ich hinkam, war er schon bewusstlos.«
»Wieder eine neue Version.«
»Es ist die Wahrheit!«
»Komisch, bei Ihnen und den anderen erfährt man die. Wahrheit’ stets nur stückchenweise, und immer nur dann, wenn der Druck der Verhältnisse keine andere Möglichkeit zulässt.«
»Ray war mir das Geld schuldig«, verteidigte sich Jane Silver. Ihre Stimme klang wie gehetzt. »Er hat mich geschlagen und gequält.«
»Wie viel haben Sie genommen?«
»Alles, was in der Wohnung war. Siebentausend«
»Warum haben Sie Jimmy Byrnes belogen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie widerstrebend. »Vielleicht nur deshalb, weil ich das Geld für mich behalten wollte.« Sie hob mit einem Ruck das Kinn. »Warum schauen Sie mich so verächtlich an? Ich habe mit Männern immer nur Enttäuschungen erlebt. Woher sollte ich wissen, dass Jimmy mich eines-Tages nicht auch betrügen und verlassen wird? Ich wollte für diesen Fall einen Notgroschen haben, deshalb hielt ich den Mund!«
»Sie sagten, dass Ray Gibbons bei Ihrem Eintreffen in seiner Wohnung noch gelebt habe?«
»Er atmete noch, aber er war bewusstlos.«
»Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«
»Die Tür war offen.«
»Wer hat ihn getötet?«
Jane Silver schaute an mir vorbei. »Ich weiß es nicht«, sagte sie kaum hörbar.
Ich erhob mich. »Kommen Sie mit. Ich habe keine Lust, mir
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