0423 - Eine Braut für zwei Millionen
bewahrt er Bargeld im Hause auf?«
»Horton? Ein so kluger, ausgekochter Geschäftsmann? Dem würde es nicht mal im Traum einfallen, so viel Bargeld in den Sparstrumpf zu stecken.«
»Moment, seine Bilder sind gewiss noch versichert; es ist klar, dass die Versicherungen gewisse Bedingungen stellen. Ich wette, sein Haus ist mit den modernsten Alarm- und Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet. Möglicherweise hält er sein Haus für relativ einbruchssicher und bewahrt allein aus diesem Grunde Bargeld daheim auf.«
»Dagegen sprechen die Banktransaktionen, die er in den letzten Jahren vorgenommen hat. Auf seinem Konto war stets eine Menge Bewegung. Hunderttausende kamen und gingen, aber auch kleine Summen, Beträge von hundert und tausend Dollar etwa. Nein, bei ihm lief alles über die Bank, davon bin ich überzeugt. Der Bankdirektor zeigte mir, wie allmählich die Ausgaben die Einnahmen überstiegen und vor einigen Wochen stand Horton dann zum ersten Mal in der Kreide.«
»Welche Erklärung bot der Direktor dafür an?«
»Sammelwut. Früher war es so, dass Horton kaufte und verkaufte, mit Gewinn, versteht sich. Jetzt kauft er noch immer, aber viele der Bilder bleiben in seinem Besitz.«
»Ich gehe ziu ihm«, sagte ich.
»Jetzt?«
»Sofort«, nickte ich.
***
»Darf ich mal einen Blick auf Ihre Sammlung werfen?«, fragte ich, als wir auf Hortons Terrasse Platz genommen hatten. Er lächelte mir freundlich-verbindlich in die Augen. »Sie verstehen etwas von Bildern?«
»Ein wenig.«
»Welcher Stilrichtung geben Sie den Vorzug?«
»Die französischen Impressionisten begeistern mich«, sagte ich.
»Mir geht es ähnlich«, bekannte er. »Mit Cezanne und Manet ist die Malerei zu Grabe getragen worden.«
»Darf ich die Sammlung jetzt einmal sehen?«
»Sie ist leider unterwegs.«
»Unterweg? Wohin?«
»Nach Europa, zu einer Ausstellung.«
»Das überrascht mich. In den Zeitungen stand davon nichts.«
Er zuckte die Schultern. »Aus Sicherheitsgründen. Sie werden sich denken können, dass die Sammlung viele Millionen wert ist. Die Versicherung bestand darauf, dass der Transport geheim gehalten wird. Man wollte vermeiden, dass die Ganoven sich an den Kunstschätzen zu bereichern versuchen. Jeder Bildtransport ist ein Problem.«
»Wo findet die Ausstellung statt?«
»In Florenz«, sagte er. »Im Palazzo Giorno.«
»Sagen Sie, Mr. Horton, woher haben Sie eigentlich die fünftausend Dollar genommen, die der Erpresser von Ihnen forderte?«
Er schaute mich verblüfft an. »Von der Bank natürlich!«
»Sie haben mehrere Bankverbindungen, nehme ich an?«
»Nur eine«, sagte er. »Ich werde seit Jahren von Gregory & Gregory betreut.« Er lächelte ein wenig selbstgefällig. »Möglicherweise ist es genau umgekehrt. Vielleicht bin ich es, der die Bank ,betreut’.« Er lachte leise. »Immerhin habe ich enorme Summen in ihre Tresore schleusen können.«
»Meine Informationen lauten anders«, sagte ich ruhig.
Er steckte sich eine Zigarette an. Seihe Hände zitterten nicht. »Informationen?«, fragte er und legte das Feuerzeug beiseite. »Worauf beziehen sie sich?«
»Auf Ihren Kontostand.«
Er runzelte die Augenbrauen. »Wenn sich heraussteilen sollte, dass die Bank ihre Verschwiegenheitspflicht verletzt hat…«, begann er drohend.
Ich lächelte spöttisch. »Keine Sorge, Mr. Horton. Das FBI hat in dieser Hinsicht nahezu unbegrenzte Informationsmöglichkeiten. Wir erfahren fast alles, was wir zu wünschen wissen. Sie haben die Fünftausend nicht abgehoben, das konnten Sie gar nicht, denn Ihre Bankschulden haben die Zehntausenddollargrenze längst überschritten.«
»Na und?«, fragte Horton gereizt. »Wenn man gewohnt ist, mit Millionensummen zu arbeiten, spielt das keine Rolle. Heute zehntausend Schulden, morgen eine Million Gewinn. So ist das in diesem Geschäft. Ich vermute, dass ein Angestellter Ihrer Größenordnung sich keinen rechten Begriff davon machen kann.«
Der persönliche Angriff machte deutlich, wie sehr ihn meine Worte beunruhigt hatten.
»Bleiben wir bei der Sache«, schlug ich ruhig vor. »Wie ist das mit den fünftausend Dollar?«
»Ich hatte sie im Haus.«
»Sie ändern Ihre Aussagen ganz nach Belieben, was?«
»Das liegt daran, dass ich diese Schnüffelei einfach widerwärtig finde!«, explodierte er. »Man kommt sich ja vor wie ein Schwerverbrecher!«
»Sie entwickeln ein besonderes Geschick, sich in diese Rolle hineinzumanövrieren«, stellte ich fest.
»Ich will Sie loswerden!«,
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