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0424 - Der Drachen-Clan

0424 - Der Drachen-Clan

Titel: 0424 - Der Drachen-Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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waren. Drogensüchtige, Kriminelle. Von ihnen die meisten noch Jugendliche und auch Kinder, die bereits in den Sog des Elends hineingerissen wurden. Das organisierte Verbrechen, stark wie kaum an einem anderen Ort, teilte sich in Geheimbünde auf, gegen die die Mafia fast ein Wohlfahrtsinstitut genannt werden konnte. Eine der berüchtigtesten »Triaden«, wie jene Geheimbünde sich nennen, die »14K«, wobei das »K« für »Karat«, gleichbedeutend mit »Gold und Härte«, steht, besteht aus rund 20000 Mitgliedern und ist damit nur die drittgrößte der Triaden.
    Doch Touristen lernen dieses dunkle Gesicht Hongkongs offiziell nicht kennen. Man schweigt sich aus. Terry Coombs, Informationschef der Polizei, pflegte stets abzuschwächen: »Verbrechen ja, wie anderswo auch. Aber organisiert? Bei uns nicht.« Und ins gleiche Horn stieß der Informationschef der Regierung, Mark Pinkstone: »Völlig übertrieben. Das Gesetzbuch von Hongkong kennt nicht einmal eine Definition für organisiertes Verbrechen.«
    Ted Ewigk machte sich allerdings keine Illusionen. Vom landenden Flugzeug aus hatte er Walled City gesehen, chinesische Exklave im britischen Hongkong. Und wenn er selbst auch noch nicht dort gewesen war, wußte er doch von Kollegen, daß in diesem Slum-Gebiet, dessen Mauern immer mehr verfielen, rund 33 000 Menschen sich in 500 Wohnungen drängten - und die wenigen Tierfreunde ihre Katzen in Käfigen halten mußten, weil die Ratten sonst zu sehr unter ihnen aufgeräumt hätten. Ratten, groß wie junge Kaninchen und gefährlich wie ausgehungerte Piranhas. Eine Brutstätte auch für zweibeinige Ratten, weil sich nach Walled City selbst die Polizei nicht hineintraute - ganz nebenbei auch der fehlenden Zuständigkeit wegen. Denn so wie Hongkong nicht China ist, ist Walled City nicht Hongkong.
    Ted verdrängte seine dunklen Gedanken. Es war nicht seine Sache, daran etwas zu ändern - abgesehen davon, daß er es auch gar nicht konnte. Selbst wenn er die gesamte Macht der DYNASTIE DER EWIGEN zu seiner Verfügung gehabt hätte, wäre er an Hongkongs sozialen und kriminellen Problemen höchstwahrscheinlich gescheitert. Und so beschloß er, sich so weit wie möglich von dem Eindruck der »Heilen Welt« der Schönheit und des Reichtums blenden zu lassen und mit der anderen Seite, dem Elend und den Problemen, nur so weit in Berührung zu kommen, wie es unbedingt sein mußte, um seinen Auftrag zu erfüllen - feststellen, was aus Luigi Toco geworden war. Was hatte der Kollege entdeckt, daß er deshalb höchstwahrscheinlich ermordet worden war?
    Ted glaubte nicht daran, den Italiener jemals lebend wiederzusehen. Und er mußte höllisch aufpassen, daß es ihm nicht ebenso erging und er hier für alle Zeiten verschwand.
    Toco hatte einen Fehler begangen. Er war allein gewesen. Er hatte allein recherchiert, ohne jegliche Rückendeckung. So hatte ihm auch niemand beistehen können, als es ihm an den Kragen ging. So zumindest lautete Teds Hypothese nach allem, was er an Wissen mitgebracht hatte.
    Er selbst wollte diesen Fehler nicht begehen.
    Er würde nicht allein losziehen. Er hatte zwar auf Zamorras und Nicoles Mithilfe verzichtet; dies hier war nicht ihre Angelegenheit. Aber er würde schon jemanden finden, der mit ihm gemeinsam arbeiten würde. Notfalls jemand von der hiesigen Presse. Ted hoffte, daß diese Leute nicht zu sehr von den Geheimbünden eingeschüchtert waren. Aber irgend jemand würde sich schon finden, der ihm half.
    Nur eine Person durfte das nicht sein - Lo Yina, die Stewardeß. Die durfte er in diese Sache nicht hineinziehen.
    Er wartete auf ihr Eintreffen. Sie kannte sich in Hongkong besser aus als er, und deshalb hatten sie verabredet, daß sie ihm das in ihren Augen beste Restaurant und die beste Discothek zeigen würde.
    Den kleinwüchsigen Mann sah Ted nicht, der unten an der Straße gelangweilt stand und anscheinend die vorüberfahrenden Autos zählte. Als dieser Mann einmal die rechte Hand hob, um sich mit einem anderen durch einen kurzen Wink zu verständigen, sah man an dieser Hand nur drei Finger.
    ***
    Um diese Zeit waren zwei Menschen in einem Passagierjet über dem pazifischen Ozean unterwegs. Von Sidney ging es nordostwärts zu den Hawaii-Inseln; von dort aus weiter nach Los Angeles, Dallas, Baton Rouge. Denn Nicole Duval hatte eine Idee entwickelt.
    »Wir suchen Ombre, den Schatten!« hatte sie vorgeschlagen.
    Zamorra war von dieser Idee nicht sonderlich begeistert gewesen, denn vor ein paar Wochen

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