0424 - Der Drachen-Clan
Fähigkeiten auf der Suche nach dem Unheimlichen, der nicht einmal durch Merlins Stern gefunden werden konnte, und sich demzufolge äußerst gut abgeschirmt haben mußte, Erfolg hatte.
Sie konnten ihn brauchen…
***
Es war spät geworden. Ted Ewigk und Lo Yina hatten im Restaurant »Ziyang« in der Chatham-Road ausgezeichnet getafelt, und Ted war zu der Erkenntnis gekommen, daß sich das, was sich in europäischen Lädern »chinesische Küche« nannte, mit der originalen chinesischen Küche und ihren Rezepten nicht vergleichen ließ. Es war ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.
Später strolchten sie durch verschiedene Discotheken, bis endlich auch das letzte Lokal hinter ihnen die Pforten schloß. Ted war erstaunt gewesen, daß in Hongkong nicht nur Restaurants und Freizeiteinrichtungen, sondern sogar zahlreiche Läden bis weit nach Mitternacht geöffnet waren - von San Franciscos Chinesenviertel war er es anders gewohnt; da war bereits um neun Uhr abends Sperrstunde. Dort wie auch in ihrem Heimatland pflegten die Söhne und Töchter des Reiches der Mitte früh zu Bett zu gehen, um anschließend auch früh wieder aufzustehen und den Tag bereits im Morgengrauen zu beginnen.
Hongkong hatte jene Tradition nicht übernommen, sondern war weit stärker westlich angehaucht als die Chinesenviertel amerikanischer Städte.
Ohne daß es einer besonderen Absprache bedurfte, begleitete Lo Yina Ted zurück in sein Hotelzimmer. Dort warteten Champagner und Wein zur Auswahl; Ted hatte am Nachmittag, noch vor dem Eintreffen des Mädchens nach Dienstschluß, einige Vorbereitungen treffen können und brauchte jetzt nur noch die Dochte der Kerzen in Brand zu setzen, die er an verschiedenen Stellen des Zimmers aufgestellt hatte. Er löschte das Licht und sah den weichen, flackernden Schimmer des Kerzenlichtes und den hellen Glanz in Lo Yinas Augen.
Sie lächelte und deutete auf das Arrangement von Gläsern, Flaschen, Eiskübel, Kerzen und auch etlichen Blumensträuße. »Du warst dir sicher, daß ich mitkommen würde?«
»Nein«, gestand er. »Aber ich hatte es gehofft.«
»Ich bin total fertig«, sagte sie mit verhalten funkelnden Augen. »Darf ich mal eben dein Bad benutzten, um mich zu erfrischen?«
Sie durfte.
Ted hatte ihren kurzen Blick zum Wein gesehen und stellte fest, daß sie ihn dem Champagner vorzog. Er füllte die Gläser, ließ sich im Sessel nieder und wartete, die Beine übereinandergeschlagen, auf Lo Yinas Zurückkommen. Er hörte das Duschwasser rauschen, und nach etwa zehn Minuten kam sie ins Zimmer, mit nassem Haar, Wassertropfen auf der Haut und malerisch verwegen in ein großes Badetuch gehüllt.
»Hilf mir, mich abzutrocknen, Teodore«, bat sie leise und lächelte ihn wieder an. »Ich bin ein armes, schwaches Mädchen, das kaum noch auf den Beinen stehen kann.«
Ted ließ sich nicht zweimal bitten und machte sich an die Arbeit. Es dauerte nicht lange, bis das durchfeuchtete Badetuch irgendwohin und das verführerische Mädchen in Teds Arme flog.
Bis zum Bett waren es dann nur ein paar Schritte. Daß Lo Yinas Haare feucht geblieben waren, störte kaum, sondern gab der Sache einen ganz besonderen Reiz.
Die Welt um die beiden Menschen herum versank in einem Taumel zärtlicher Leidenschaft.
***
Der Allessehende Drache hatte befohlen.
Bei der letzten Beschwörung hatte er angeordnet, jenen Mann mit der blauen und silbernen Kraft zu finden und herbeizubringen, und schon am gleichen Tag traf jener in Hongkong ein.
Warum?
Der Allessehende Drache, der dem Ähnlichen etwas von sich gegeben hatte, war zwar nicht in der Lage, völlig in dessen Körper zu schlüpfen, aber er kontrollierte ihn und konnte durch dessen Augen sehen und durch seine Ohren hören, er konnte durch dessen Mund reden.
Der Ähnliche hatte auch einen Namen besessen, als er noch er selbst gewesen war. Reek Norr. Diesen Namen verwendete der Allessehende Drache in seiner Zwischenwelt bei sich, wenn er an den Ähnlichen dachte oder ihn einzusetzen versuchte. Er konnte ihn aus der Ferne steuern, konnte ihn für sich handeln lassen. Und doch war es nicht so, als hätte er einen ganz eigenen Körper.
Für ihn war die Statue bestimmt…
Aber er hatte Reek Norr dazu veranlaßt, eine Zeichnung jenes Mannes anzufertigen, den er suchte, und er war gewillt, sich der Triade 14 K zu bedienen, um diesen Mann zu entdecken, als ausgerechnet ein Triaden-Mitglied der Bruderschaft vom Allessehenden Drachen diesen Mann am Flughafen entdeckt
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