0424 - Der Drachen-Clan
Messerklinge, die jeden Moment zustoßen und ihr Herz durchbohren konnte. Mit welcher Kompromißlosigkeit dieser Mann zu töten bereit war, hatte sie vorher erlebt, als er das Messer schleuderte und sie nur haarscharf verfehlte. Er hatte nicht erst gefragt, sondern sofort morden wollen.
Ted machte sich keine Illusionen. Selbst wenn er jetzt aufgab, würde der Chinese Lo Yina töten. Er mußte damit rechnen, daß sie ihn wiedererkennen würde.
Draußen entfernte sich der Neugierige, weil er keine Antwort bekam und daraus wohl schloß, seine Hilfe sei nicht vonnöten.
Vielleicht war das auch besser so. Ein unverhofftes Eindringen konnte den Gangster die Nerven verlieren und zustechen lassen.
Die Sekunden tropften dahin.. Ted spürte die Entschlossenheit des Mannes, Lo Yina zumindest zu verletzen, um Ted seinen Ernst fühlen zu lassen. Ted sollte aufgeben, sollte den blauen Sternenstein von sich werfen, den der Chinese ganz richtig als Waffe erkannte. Wahrscheinlich ahnte er nicht einmal, wie sie wirkte, aber wenn ein Mann in dieser Situation einen Gegenstand so fest umklammerte, mußte es eine Waffe sein.
Aber wenn Ted den Kristall beiseitelegte, war er wehrlos. Und das war für Lo Yina das Todesurteil - und für ihn selbst wahrscheinlich auch. Vielleicht gehörten diese Männer zu denen, die auch Luigi Toco umgebracht hatten und von denen man sagte, sie würden irgendeinem Götzen Menschenopfer darbringen. Ted konnte sich ausrechnen, was sie mit ihm anstellen würden. Irgendwie mußten sie herausgefunden haben, in wessen Auftrag er hier war.
Er konnte den Kristall nur benutzen, wenn er direkten Hautkontakt mit ihm hatte. Das bedeutete, daß er jetzt blitzschnell handeln mußte.
Er dachte einen Gedankenbefehl, setzte ihn bildhaft um.
Der Kristall leuchtete auf.
Der Chinese sah das als eine Bedrohung an - und stieß mit dem Dolch zu…
***
Ein Wasserstrom floß über Lo Yinas Haut.
Die Stewardeß wurde im Griff des Chinesen schlaff; sie hatte vor Entsetzten die Besinnung verloren. Er selbst glaubte, sie erdolcht zu haben und merkte erst lange Sekunden später, daß er nur noch Feuchtigkeit in der Faust hielt - einen Wasserrest, der an seiner Haut haftete.
Der Dhyarra-Kristall hatte Metall in Wasser verwandelt. Erst als Ted seine Konzentration löste, wurde das Wasser wieder zu Metall, fand aber seine alte Form nicht wieder. Die Augen des Messerkämpfers weiteten sich. Ted flog förmlich auf ihn zu. Der Chinese wollte ihm Lo Yina entgegenstoßen, aber Ted war darauf vorbereitet, wich dem Körper des Mädchens aus und schlug von der Seite zu.
Diesmal besser gezielt und dosiert als vorhin.
Als er den Chinesen zu Boden stürzen sah, wußte er, daß der diesmal nicht schon nach einer oder zwei Minuten wieder aufstehen würde. Der Messergangster war für ein paar Stunden ohne Besinnung.
Ted kümmerte sich um das Mädchen. Er legte die Stewardeß aufs Bett, dann löste er die Gardinenkordel und fesselte den Chinesen kunstgerecht, um ihn anschließend im Schrank einzuschließen. Da drinnen war er in seinen Bewegungen gehemmt und würde größere Schwierigkeiten bekommen, sich zu befreien.
Ted kleidete sich rasch an, verließ das Zimmer und suchte den Hinterhof auf. Dort fand er das Metallschild mit dem Autokennzeichen und nahm es an sich. Er war zwar nicht sicher, daß der Wagen nicht gestohlen war, aber selbst dann konnte man vielleicht dem rechtmäßigen Besitzer damit einen Gefallen tun.
Als Ted ins Zimmer zurückkehrte, war Lo Yina wieder erwacht. Aus großen Augen sah sie den Reporter an. »Wie - wie ist das geschehen?« fragte sie verwundert. »Wieso bin ich nicht tot?«
Ted küßte sie behutsam.
»Wenn ich versuchte, es dir zu erklären, würdest du es mir nicht glauben«, sagte er. »Yina, es tut mir sehr leid, daß das hier passiert ist. Ich dachte nicht, daß sie mich so schnell finden würden. Normalerweise konnten sie gar nicht wissen, daß ich hier bin. Ich möchte dich nicht noch tiefer in diese Sache hineinziehen. Ich werde die Polizei anrufen, damit der Mann im Schrank verhaftet und eingesperrt wird, und dann suchen wir uns für den Rest der Nacht eine andere Bleibe, wo wir ungestört sind, wo uns niemand vermutet… willst du? Oder möchtest du nur, daß ich dich in deine eigene Unterkunft bringe, um dann zu verschwinden, damit du deine Ruhe hast…?«
»Du mußt bei mir bleiben«, stieß sie hervor. »Wenigstens, bis es hell wird… Ich habe Angst, Teodore. Ich habe schreckliche Angst. Sie
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