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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie mit einem künstlichen Herzen. Diese Operation hatten wir in Texas durchführen lassen. Sie war der Ausschlag gewesen zu einer Kette von mörderischen Ereignissen.
    Etwa eine halbe Stunde hatte ich neben ihr gesessen. Noch immer rührte sich Jane nicht. Kein Zucken in ihrem Gesicht. Sie sah so bleich, blaß und schutzbedürftig aus.
    Der Wind wanderte zusammen mit dem feinen Sand über den Strand. Ich bekam den Eindruck, als würde der Sand sich regelrecht weiterrollen, wenn er von den dicht aufeinanderfolgenden Böen getroffen wurde.
    Wieso rollen?
    Ich wunderte mich darüber und dachte daran, daß ich ähnliches auch in der Mulde erlebt hatte.
    Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hoch. Etwas stimmte nicht in dieser an sich normalen Umgebung.
    Mein Blick fiel auf das Wasser. Die Gefahr, von deren Vorhandensein ich inzwischen überzeugt war, konnte von überall herkommen.
    Auch vom Wasser…
    Meine Blicke beschäftigten sich mit den ausrollenden Wellen. Sie rollten mit Schaumkronen auf ihren Schnittflächen gegen den Strand an, wo die Kronen verschwanden, sich das Wasser verlief und auch manches Strandgut im Laufe der Zeit angetrieben hatte.
    Da hier kein unbedingter Touristenstrand war und ein Stück weiter kleine Felsen aus dem Wasser schauten, hatte sich an einigen Stellen Strandgut angesammelt.
    Bretter, Abfall, Kunststoff und Blech - und etwas Weißes, Helles, das von den Wellen vorgeschoben wurde.
    Ich saß zu weit weg, um es erkennen zu können. Die Dinge wurden mal hochgeworfen, von zurücklaufendem Wasser wieder gepackt, mitgezogen, aber wieder herangespült.
    War es Holz?
    Ich wollte es genau wissen, stand auf, stieg über Jane hinweg und ging auf die Stelle zu, wo das Treibgut angeschwemmt werden würde.
    Das Wasser umspielte meine Schuhe, der Wind biß kühl in mein Gesicht: Die Luft schmeckte nach Salz, typischer konnte das Meer nicht sein, und doch interessierten mich diese Tatsachen nicht die Bohne. Ich schaute nur auf das Strandgut, denn ich hatte erkannt, um was es sich dabei handelte.
    Um Knochen!
    ***
    Irgendwann war es soweit. Da konnte auch ein Energiebündel wie der kleine Matthias Brookfield nicht mehr. Er war gerannt wie selten in seinem Leben, und als er Seaford erreichte, wollten ihm die Beine nachgeben, weil er sie einfach nicht mehr vom Boden hochbekam.
    Er ließ sich nach vorn fallen und stützte sich an einer der Steinmauern ab, die die Gärten der Häuser umschlossen. In einer Schräghaltung blieb er stehen, keuchte, spie, schluckte und hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    In seine Augen waren Tränen gedrungen, die Erschöpfung zeichnete das Gesicht des Jungen, der sich schließlich umdrehte und seinen Rücken gegen die Mauer lehnte.
    Zwei ältere Frauen kamen vorbei. Sie sahen ihn und schüttelten die Köpfe.
    Eine blieb stehen. »Ist dir nicht gut, Junge?«
    Matthias sah sie wie durch einen Schleier. »Doch, doch, nein, ich meine ja.«
    »Soll ich deine Eltern verständigen?«
    »Danke, Madam, aber ich… sie… sie holen mich. Ich habe ihnen schon Bescheid gegeben!« log er, denn um Ausreden war er nicht verlegen. »Ich bin nur zu schnell gelaufen.«
    »Ja, ihr jungen Leute seid immer zu hastig. Sogar einen Stein hast du mitgenommen.«
    Matthias erschrak. Er hatte aber Glück, denn die Frau stellte keine weiteren Fragen. Außerdem wurde sie von ihrer Bekannten gerufen, die es sehr eilig hatte.
    Matthias blieb zurück. Er beruhigte sich. Inzwischen konnte er wieder einatmen, ohne dabei das Gefühl zu bekommen, sich übergeben zu müssen. Es klappte alles.
    Auch die Schwäche in den Beinen verschwand. Er selbst war ein Junge, der sich immer viel zumutete, so überwand er diesen körperlichen Streß auch, aber ein anderer blieb.
    Es war der seelische.
    Und der quälte ihn. Je mehr er sich erholt hatte, um so stärker wurde das, was in seinem Innern steckte. Er dachte darüber nach und verdrängte die Gedanken an die Folgen.
    Den Weg zum Haus seiner Eltern ging er wie in Trance. Die Brookfields wohnten an einem der schönsten Plätze von Seaford. Ein wenig erhöht, praktisch auf einem alten Deichgelände. Der Blick von der Haus-Terrasse reichte weit bis auf das Meer hinaus, so daß sie sich oft genug vorkamen wie ein Stück dieser gewaltigen Natur. Zudem standen in der Gegend nur Wohnhäuser. Ein Hotel war dort nicht gebaut worden, nicht einmal eine Fremdenpension.
    Der mit roten Steinen belegte Weg führte den alten Deichhang hinauf. An den Seiten standen bunt bemalte

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