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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist tot, ihre Erben leben noch. Ich bin fest davon überzeugt, daß sie mich nicht aus den Augen lassen. Sie haben mich eingekreist. Sie wollen mich noch immer töten. Das hier war ein Versuch.«
    »Meinst du den Jungen damit?«
    »Nur indirekt…« Jane Collins verzog die Lippen. »John, ich kann nicht mehr reden. Es strengt mich an. Die Schmerzen sind wie Pfeile, die durch meinen Kopf jagen.«
    »Okay, das kann ich verstehen, aber du wirst leider bis zum Ort laufen müssen. Kannst du das?«
    »Wenn du bei mir bist.« Sie sagte es in einem Tonfall, der mich traf. Jane vertraute mir. Für den Augenblick überschwemmte mich das Gefühl, als wäre es wieder so wie früher. Und auch Jane mußte ähnlich denken, ich konnte es in ihrem Blick erkennen.
    »Ich werde dich jetzt hochziehen, Mädchen…«
    »Gleich, John. Eine Frage habe ich noch.. Wie… wie kommst du überhaupt hier an den Strand?«
    »Man hat mich in einen Zwangsurlaub geschickt. Wir beide sollten mal wieder für einige Tage zusammensein und uns aussprechen. Das ist die Wahrheit.«
    »Die ganze?«
    »Ja.«
    Sie faßte nach meiner Hand. »Ich habe das Gefühl, John, daß du mir etwas verschweigst.«
    »Was?«
    »Es ist noch etwas mit mir passiert. In der Mulde, meine ich. Selbst habe ich es nicht gesehen, aber ich glaube fest daran, daß…«
    »Es stimmt, Jane. Ich habe dir in der Mulde, als du bewußtlos warst, das Leben gerettet.«
    Der Ausdruck ihrer Augen wurde für einen Moment sprachlos. »Stimmt das wirklich?«
    »Weshalb sollte ich dich belügen?«
    »Ja, ja«, murmelte sie, »weshalb?« Ihre Hände bewegten sich unruhig. »Du hast aber den Jungen nicht geschnappt?«
    »Nein.« Ich dachte daran, daß mir ein Junge in höchster Eile entgegengekommen war, als ich mich auf dem Weg zum Strand befunden hatte. Konnte es der Kleine gewesen sein, der Jane niedergeschlagen hatte?
    »Du hast mir noch immer nicht berichtet, aus welch einer tödlichen Gefahr du mich gerettet hast.«
    Jane fiel das Sprechen schwer. Sie hatte sich bisher gewaltig zusammengerissen. Das konnte sie nicht mehr.
    Die Antwort wollte ich ihr noch geben. »Du wärst erstickt, Jane.«
    »Wieso?«
    »Ich sah den Sand schon aus einer gewissen Entfernung über der Mulde tanzen. So als wäre eine Windhose über den Strand gejagt. Da wurde ich natürlich mißtrauisch. Ich lief hin, fand dich unter einer Sandschicht begraben und buddelte dich frei. Das war alles.«
    »Und schlimm genug«, erwiderte sie mit ersterbender Stimme.
    Ich ersparte mir eine Erwiderung, denn Jane war zum zweitenmal bewußtlos geworden. Sie konnte auch eingeschlafen sein, so genau war ich darüber nicht informiert.
    Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als Jane auf die Schulter zu laden und sie bis zum Dorf zu tragen. Keine leichte Aufgabe, aber was sollte ich machen?
    Ich bückte mich, zog sie vorsichtig hoch und legte sie behutsam über die Schulter. Vor mir sah ich den weißgrauen Strand. Noch immer ließ sich kein Mensch blicken. Die Häuser von Seaford lagen unter der grauen Wolkendecke. Im Hafen dümpelten die Schiffe wie kleine Spielzeugboote auf dem Wasser.
    So machte ich mich auf den Weg - und kam genau fünf Schritte weit. Plötzlich wurde ich am rechten Knöchel umklammert. Den plötzlichen Ruck mußte ich voll nehmen.
    Zusammen mit Jane Collins stürzte ich nach vorn. Wären wir auf Beton geschlagen, hätte es böse ausgesehen. So landeten wir zum Glück im weichen Sand.
    Jane rutschte mir von der Schulter, ich drehte mich herum, aber die verfluchte Klammer an meinem Bein blieb.
    Als ich meinen Oberkörper aufrichtete, sah ich den Grund.
    Aus der Tiefe des Strandes war ein roter, gummischlauchähnlicher und sehr kräftiger Arm geschnellt, der sich wie ein Band um meinen Knöchel gewickelt hatte und auch nicht daran dachte, ihn loszulassen. Im Gegenteil, er zog sich noch fester zusammen, und dicht neben mir schnellte ein zweiter Arm aus dem Sand, der sich peitschend in die Höhe schraubte und von oben her auf mich niederfallen wollte und dabei nach meinem Kopf zielte…
    ***
    Matthias hatte den Rat seiner Mutter befolgt und war nach oben auf sein Zimmer gegangen. Er lag in seinem Bett, starrte gegen die holzgetäfelte Decke und das dort angeklebte Poster. Es zeigte ein Schiff mit einem bunten großen Segel. Das Boot schien über die Wellen zu fliegen. Eine Gischtwolke wischte dabei über Bord und traf die Körper der beiden Mädchen, die sich gegen den Wind und das Wasser gestemmt hatten.
    Er sah das Bild

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