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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ausdruck, der sich in ein leichtes Erschrecken wandelte, als er einen Blick auf Jane Collins geworfen hatte.
    »Sie haben die Wunde«, sagte er plötzlich.
    Jane gab keine Antwort. Dafür ich.
    »Man schlug sie nieder.«
    »Ich weiß.« Der Mann nickte. »Und woher?«
    »Es war mein Sohn.« Die Worte flossen nur leise über die Lippen, als würde er sich schämen.
    Ich schaute ihn groß an. »Tatsächlich?«
    »Deshalb bin ich gekommen, Sir. Und ich bin beruhigt, daß der Vorgang so glimpflich abgelaufen ist.«
    »Ich glaube, Sie haben uns etwas zu erzählen, Mister…«
    »Brookfield, James Brookfield.« Er verbeugte sich leicht und bekam auch unsere Namen zu hören.
    Da Jane in ärztliche Behandlung mußte, gingen wir weiter. Brookfield hielt sich neben mir auf und berichtete mit stockenden Worten, was er von seinem Sohn erfahren hatte.
    Diese Erzählung deckte sich im Prinzip mit der von Jane Collins. Sie ging zwischen uns. Es war ihr nicht anzusehen, ob sie zuhörte. Hin und wieder atmete sie scharf aus, ihre Füße schleiften durch den Sand, wir mußten sie manchmal weiterziehen.
    »Jetzt wissen Sie Bescheid«, sagte Brookfield zum Schluß seines Berichts. »Und ich möchte mich für meinen Sohn entschuldigen. Ich kenne ihn, Mr. Sinclair. Es ist unbegreiflich, wie er auf so eine schlimme Idee kommen konnte.«
    »Machen Sie sich deswegen keine zu großen Sorgen. Es gibt Dinge, die muß man hinnehmen, weil man als Mensch keinen Einfluß auf sie ausübt.«
    Er war erstaunt. »Sie sprechen, als wüßten Sie mehr.«
    »Leider zu wenig, Mr. Brookfield.«
    »Das geht mir auch so.«
    Ich hatte in Brookfield einen Verbündeten gefunden. Daß einiges hier nicht mit rechten Dingen zuging, stand auch fest. Möglicherweise konnte mir Brookfield noch Auskünfte geben, die ich benötigte. Daß Jane zu einem Arzt gebracht werden mußte, lag auf der Hand. Wir hatten mittlerweile auch den Ort erreicht, bogen vom Strand weg ab und liefen einen schmalen Weg hoch, der von zwei Hecken eingerahmt wurde.
    Am Ende des Weges sahen wir das weit vorgezogene Dach eines Hauses. Dort wohnte ein Arzt.
    Brookfield klingelte. In der Nähe befand sich eine Wiese. Kinder spielten Ball. Ihr Lachen und Schreien hallte bis zu uns rüber.
    Eine ältere Frau - sie trug einen weißen, gestärkten Kittel, öffnete. Brookfield kannte sie. Die beiden redeten kurz, dann brachten wir Jane in einen breiten Flur und von dort direkt in ein kleines Vorzimmer, wo sich die Frau um sie kümmerte und die Wunde abtupfte.
    Ein paarmal zuckte Jane zusammen und biß die Zähne aufeinander. Die ältere Frau arbeitete sehr geschickt und mit flinken Händen. Sie nickte zufrieden und meinte: »Es sieht schlimmer aus, als es tatsächlich ist. Sie hätten mehr abbekommen können, Miß.«
    »Manchmal hat man eben Glück.«
    Wir wurden aus dem Behandlungszimmer gewiesen. Brookfield hob die Schultern. »Milly ist sehr streng.«
    »Ist sie die Ärztin?«
    »Ja, sie und ihr Mann arbeiten zusammen. Die beiden sind in Seaford eine Institution. Jeder, der irgendein Wehwehchen hat, geht zu ihnen. Sie kennen auch alle.«
    Ich hatte Brookfield nichts von meinen Erlebnissen erzählt, er kannte auch meinen Beruf nicht.
    Mich aber würde interessieren, was er hier in Seaford tat.
    Danach fragte ich ihn.
    Der Mann lächelte und strich durch sein graues Haar. »Das ist leicht gesagt. Ich bin Forscher. Mich interessiert der geologische Aufbau der Küste. Ich will wissen, wie die Erde entstanden ist. Sagen wir mal so. Da überschneiden sich Gebiete wie Biologie, Geologie und auch Physik. Eigentlich wohne ich in London, habe aber hier mein Zweithaus und verbringe mit meiner Familie einen großen Teil der Zeit am Meer, weil ich hier die notwendige Ruhe für meine Arbeiten habe.«
    Ich kam noch einmal auf seinen Sohn zu sprechen. Das machte ihn verlegen. »Mr. Sinclair, ich kann Ihnen nicht helfen. Was Matthias Ihrer Bekannten angetan hat, ist unverzeihbar, im Prinzip. Aber wissen wir, was ihn tatsächlich dazu bewogen hat?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er hat Knochen gefunden…«
    »Ich ebenfalls.«
    Brookfield schaute mich an. »Sie auch?«
    »Ja, sie wurden angeschwemmt. Das Wasser brachte sie auf den Strand und zwischen die Klippen. Natürlich habe ich mich darüber gewundert. Wieso ist das möglich? Wo kommen die Gebeine her? Aus der Tiefe des Meeres? Wenn ja, weshalb lagen sie dort?«
    Er nickte ein paarmal. »Wenn es nicht so phantastisch wäre, würde ich Ihnen eine Geschichte

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