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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erzählen.«
    »Ich habe Zeit, Mr. Brookfield.«
    »Manchmal kann man nur den Kopf schütteln, wenn man davon hört, aber es gibt hier eine alte Legende. Sie dreht sich um drei Meerhexen, die angeblich in der Tiefe des Wassers leben.«
    »Und?«
    Er hob die Schultern und schaute gleichzeitig zu Boden. »Wie gesagt, das sind Geschichten. Diese Meerhexen sind gefährliche Monstren. Sie sollen im Wasser leben können und sich aus Tang und Schlick zusammensetzen. Gewaltige Ungeheuer, mit langen, glitschigen Armen, die hin und wieder aus dem Wasser auftauchen, sich Opfer holen, diese in die Tiefe zerren und dort verschlingen.«
    »Die Knochen werden wieder ausgespieen?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Und das könnte die Erklärung sein.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Erklärung ist gut. Ein Märchen ist so etwas. Aber nennen Sie mir eine bessere Möglichkeit.«
    »Ich weiß keine.«
    »Dann lachen Sie mich nicht aus?«
    »Nein, Mr. Brookfield. Wie käme ich dazu? Sie haben sicherlich recht, wenn Sie so reden. Ich will ehrlich zu Ihnen sein.« Von einem runden Tisch nahm ich eine alte Illustrierte und ließ sie wieder fallen. »Ich glaube sogar fest daran, daß hinter diesen Vorfällen die von Ihnen erwähnten Meerhexen stehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    Er schluckte, wischte über seine Stirn und meinte mit leiser Stimme. »Das muß ich erst einmal verdauen.«
    »Tun Sie das.«
    Er zündete sich die Pfeife an und drehte paffend seine Runden. »Aber wieso kommt mein Sohn dazu, Ihre Freundin oder Bekannte niederzuschlagen?«
    »Fragen Sie die Meerhexen.«
    Er lachte hart. »Die hat noch niemand von uns gesehen.«
    »Vielleicht ich.«
    »Wieso?«
    Jetzt erzählte ich ihm von meiner Begegnung mit dem Unheimlichen. Brookfield wurde aufgeregt und bekam einen roten Kopf. »Ja, ja«, sagte er, »so muß es gewesen sein, Mr. Sinclair. Die Meerhexen werden als tangartige, schleimige Gebilde beschrieben. Sie haben dünne Krakenarme mit denen sie Menschen umfangen. Sie haben unwahrscheinliches Glück gehabt, daß Sie überhaupt fliehen konnten. Aber das beantwortet nicht meine erste Frage.«
    »Kann es möglich sein, daß die Meerhexen auch außerhalb ihres Reichs in der Tiefe einen gewissen Einfluß ausüben?«
    »Meinen Sie etwa böses Gedankengut?«
    »So ähnlich.«
    »Ja, das kann passieren.«
    Ich nickte. »Sehen Sie. Und so erklärt es sich meiner Ansicht nach, daß Ihr Sohn auf diese schlimme Art und Weise reagiert hat. Er muß vom Geist der Meerhexen beeinflußt worden sein. Zudem sind die angespülten Knochen ein zusätzlicher Beweis für ihre Existenz.«
    Er schaute auf die Glut in seinem Pfeifenkopf. Ich gab ihm die Zeit, über meine Schlußfolgerung nachzudenken. »Es ist unwahrscheinlich«, flüsterte er, »das kann ich einfach nicht fassen. Die Geschichte ist einfach zu fantastisch, um wahr sein zu können. Und Sie, Mr. Sinclair, kommen aus London, hören sich meine Erzählungen an und zweifeln nicht daran. Das ist für mich ein Rätsel.«
    »Vielleicht hängt es mit meinem Beruf zusammen.« Ich hatte mich entschlossen, mit offenen Karten zu spielen.
    »Wieso? Was sind Sie?«
    »Polizeibeamter. Genauer gesagt: Oberinspektor bei Scotland Yard.«
    Sein Mund blieb offen vor Staunen. Ein paar Rauchkringel flossen noch über seine Lippen. »Sagen Sie nur.«
    »Ja.«
    »Und das glauben Sie…«
    »Natürlich glaube ich das. Ich beschäftige mich beruflich mit ungewöhnlichen Phänomenen und habe das Gefühl, daß ich genau hier an der richtigen Adresse bin.«
    »Das heißt, Sie wollen die Hexen jagen.«
    »Richtig. Und vernichten.«
    Er wischte über sein Gesicht. »Ich komme mir vor wie in einem schlechten Film. Wir reden hier über Dinge, die es eigentlich nicht gibt.«
    »Die aber leider zu einer Tatsache geworden sind. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Mann, Sinclair, wenn Sie recht haben.«
    »Ganz sicher sogar.«
    »Aber was tun wir?«
    »Hexen jagen. Möglicherweise bringt uns auch Ihr Sohn oder Miß Collins auf deren Spur.«
    »Ja, das kann sein.«
    Als wäre es ein Stichwort, hörten wir aus dem Nebenraum laute Stimmen. Dann wurde die Tür aufgerissen, wir fuhren herum und schauten auf die Ärztin. Ihr Gesicht war hochrot geworden. »Ich habe ja schon viele Patienten erlebt«, sagte sie und stemmte ihre Hände in die Hüften, »aber das schlägt dem Faß den Boden aus. Diese Person, die Sie mir gebracht haben, will sich meinen Anordnungen nicht fügen. Ich wollte sie in ein Krankenhaus schicken, sie hat eine

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