0427 - Zurück aus dem Grab
was gegen Japaner?«
»Nein, aber ich möchte dir die Rolle des Testfahrers nicht vorenthalten. Immerhin gibt’s den Typ bei uns noch nicht, und vielleicht ist er besser als dein neuer BMW.«
Zamorra zog nacheinander die beiden Augenbrauen hoch, dann ließ er sich hinter den Volant des Wagens sinken. Konnte der Wagen äußerlich starke stilistische Anleihen bei Mercedes nicht verleugnen, dominierte innen Leder und Plastik. Der Motor lief fast lautlos; acht Vierventil-Zylinder waren in der Lage, immerhin 250 PS aus vier Litern Hubraum zu holen; ein mäßiger Wert, fand Zamorra, bis er das Gaspedal niedertrat. Der Wagen hatte weit mehr Dampf, als den Bremsen zuzumuten war…
Zamorra sah Nicole fragend an. »Und wo versuchen wir jetzt Strafzettel und Auffahrunfälle zu vermeiden? Im Klartext: wohin fahren wir?«
Sie streckte die Hand aus und deutete die Luftlinie an. »Dahin«, sagte sie. »Dacula, schimpft sich das Kaff. Das sind von hier, Atlanta-Süd, etwa vierzig Meilen, denke ich. Das schaffen wir doch in drei Minuten.«
Zamorra tippte sich an die Stirn. Er ließ es gemütlich angehen und genoß das lautlose Rollen auf der Straße mit dem Wissen, genug Kraft in der Maschine zu haben, ohne es jugendlichen PS-Randalierern beim Ampelspurt oder riskanten Überholmanövern beweisen zu müssen. »Dacula, meinst du. Ein schlechtes Omen.«
Nicole schüttelte den Kopf. Sie griff ins Handschuhfach und holte einen Satz Straßenkarten heraus. Eine davon entfaltete sie und betrachtete die Wegverbindungen. »Es heißt tatsächlich Dacula. Ich habe mich also bei der TV-Sendung nicht verhört.«
»Wer ist denn so dumm, den Namen seines Ortes falsch zu schreiben?«
»Die Leute aus Dacula, wie’s aussieht. Sieht ziemlich klein aus und besteht wahrscheinlich aus drei Häusern, einer Kirche, zwei Kneipen und vier Spitzbuben.«
Der weiße Lexus LS 400 glitt über den Highway. Zamorra fuhr konzentriert und sicher, manövrierte den recht komfortablen Wagen, der eher einer luxuriösen Sänfte als einem sportlich schnellen Straßenrenner glich, zwischen anderen Pkws und den chromblitzenden Trucks hindurch, und nach nicht ganz einer Stunde tauchte das erste Hinweisschild auf Dacula vor ihnen auf.
»Und nun?« fragte er und verlangsamte die Geschwindigkeit.
»Nun werden wir dieses Eagle Crest suchen und uns ansehen«, hatte Nicole beschlossen.
»Hoffentlich finden wir’s. Ich halte unsere. Vorgehensweise nicht für sonderlich gut.«
»Was hättest du denn besser gemacht?«
»Erst mal den Reporter befragt, der die Sendung gemacht hat. Die Polizisten befragt, die die Suchaktion nach den beiden Verschwundenen durchgeführt haben. Dadurch hätten wir auch genau gewußt, wo wir zu suchen haben, und ein paar mehr Informationen herausgeholt, als in der Fernsehsendung gebracht wurden.«
»Ja, warum zum Teufel, hast du das dann nicht getan?«
Zamorra schmunzelte. »Muß denn immer alles nach meinem Kopf gehen?«
»Du willst ja nur erreichen, daß ich mich mit meiner zugegebenermaßen unkonventionellen Vorgehensweise blamiere!«
»Blödsinn«, murmelte Zamorra. »Ich will’s nur einfach mal ausprobieren, das ist auch schon alles. Vielleicht ist es nämlich tatsächlich besser, völlig unvoreingenommen an eine Sache heranzugehen.«
»Vor allem an eine, bei der man uns nicht um Hilfe gebeten hat, sondern wir unsere Hilfe einfach mal lässig locker aufdrängen wollen. Schau mal, könnte das da dieses Eagle Crest sein?«
Zamorra verlangsamte die Geschwindigkeit weiter. Er sah zwischen Bäumen und Sträuchern einen Teil eines düsteren, großen Hauses, dessen Dach mit Erkern und Türmen bedeckt war.
»Möglich…«
Dann sahen sie das große offenstehende Tor im das Grundstück umgebenden Zaun, und vor dem Tor standen ein dunkler Mercedes 500 SEL und ein Streifenwagen, beide leer. »Sieht tatsächlich so aus, als wären wir hier richtig.«
Zamorra lenkte den Lexus durch das Tor.
»Vielleicht sollten wir uns erst anmelden«, gab Nicole zu bedenken.
»Wenn wir unerwünscht sind, wird man es uns zu verstehen geben. Vielleicht herrschen hier australische Sitten - wenn das Portal offen steht, sind Besucher willkommen.«
Der Lexus glitt über die beschattete Allee. »Rechts, eine Art Friedhof scheint das zu sein«, machte Nicole aufmerksam. »Ob das hier so üblich ist, Privatfriedhöfe anzulegen? Denn als Gemeindefriedhof ist es doch ein wenig zu klein.«
»Wer viel Geld hat, kann sich eine Menge leisten, was ärmeren Teilen der
Weitere Kostenlose Bücher