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0427 - Zurück aus dem Grab

0427 - Zurück aus dem Grab

Titel: 0427 - Zurück aus dem Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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haben Sie?« frage er.
    Sie antwortete nicht.
    Vor der großen Eingangstreppe stoppte sie den Wagen und stieg aus. Ransome folgte ihr etwas langsamer. Er betrachtete das Haus, das er selten einmal aus solcher Nähe hatte sehen können. Eine breite Treppe aus dunklem Marmor, eine Terrasse, die die ganze Front und eine Seite des großen Hauses einnahm, mächtige Säulen, die ein Überdach mit Balkon abstützten, ein Dach mit Erkern und Türmchen… und das alles vom Verfall gezeichnet. Wie konnte ein Haus, das erst seit ein paar Jahren leerstand, so herunterkommen?
    Laura hielt das Etui mit den Schlüsseln in der Hand. Seltsam, dachte sie. Wie warm sie sich anfühlen…
    Sie begann, die Schlüssel zu sortieren und entschied sich schließlich für den, der einem Haustürschlüssel am ähnlichsten war.
    Der war noch wärmer geworden.
    Langsam schritt sie die Stufen der Marmortreppe hinauf. Himmel, was war mit dem Schlüssel los? Das war doch unmöglich! Sie mußte es sich einbilden, daß das Metall fast schon schmerzhaft heiß war. Dennoch war sie froh, als sie den Schlüssel ins Schloß schieben konnte. Sie drehte einmal, zweimal — das Schloß sprang auf, aber Laura glaubte Brandblasen an den Fingern zu haben. Sie schaute sie sich an — nichts war zu sehen. Dabei hätte sie fast aufgeschrien.
    Wie stark doch Einbildungen sein konnten!
    Dabei konnte sie sich nicht erklären, wieso sie zu dieser merkwürdigen Einbildung gekommen war!
    »Was haben Sie, Miß Edwards?« fragte Ransome, dem ihr Verhalten natürlich nicht entgangen war.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Er warf einen Blick auf das Türschloß mit dem darin steckenden Schlüssel. »Verflixt!« entfuhr es ihm. »Was ist denn das?«
    Da sah sie es auch.
    Daß zwei Leute gleichzeitig dieselbe Halluzination hatten, war mehr als unwahrscheinlich. Die Hitze des Schlüssels hatte sie sich nicht eingebildet.
    Der schmolz!
    Er tropfte aus dem Schloß heraus…
    Unwillkürlich wich Laura zurück. Will Ransome war aus anderem Holz. Er stieß mit der Schuhspitze gegen die Tür und drückte sie nach innen auf. Er machte ein paar Schritte vorwärts, in das Innere des Hauses hinein. In die tiefe Dunkelheit des fensterlosen Korridors.
    »Mister Ransome?« rief Laura leise.
    Er antwortete nicht.
    »Mister Ransome!« Warum machte er kein Licht? Der Schalter mußte üblicherweise neben der Tür sein, und ein Haus ohne Elektrizität gab es im Jahr 1990 auch im tiefsten Hinterwald nicht mehr. Aber der Korridor blieb dunkel, und sie konnte den Polizisten nicht mehr sehen. Sie hörte auch seine Schritte nicht. »Will? Was ist mit Ihnen? Warum antworten Sie nicht?«
    Und wieder sprang die Angst sie an wie ein wildes Tier, und sie dachte an ihren Traum von dem riesigen Adler, der Schatten verbreitete und das Sonnenlicht verschlang. Sie wich zurück, glitt an der obersten Treppenstufe aus und stürzte. Aufstöhnend blieb sie am Fuß der Marmortreppe liegen. »Will Ransome! Hören Sie mich?« schrie sie.
    Aber der Polizist antwortete nicht mehr.
    Und da war der Schlag mächtiger Schwingen über Laura, und die Dunkelheit glitt über sie hinweg und hüllte die Welt in tiefste Schwärze.
    ***
    Die Maschine aus Baton Rouge landete auf dem Atlanta Airport im Süden der Stadt mit nur fünfzehn Minuten Verspätung; bei der Dichte des hiesigen Flugverkehrs ein recht guter Wert. Schon von Baton Rouge aus hatte Nicole versucht, Hotel und Mietwagen zu buchen, und es hatte trotz der kurzen Zeit hervorragend geklappt — das Gepäck wurde ins Flughafenhotel gebracht, und der Mietwagen stand schon bereit. Sie brauchten nur die Schlüssel abzuholen.
    »Wir werden ihn äußerst pfleglich behandeln«, ordnete Nicole an. Sie klopfte leicht auf das Blech des Lexus.
    »Wir behandeln jedes Auto pfleglich«, behauptete Zamorra.
    Nicole grinste ihn an. »Darf ich daran erinnern, daß ein Poltergeist dir den Motor aus dem Mercedes rupfte? Daß ein anderer Mercedes bei einem Zeitsprung in die Vergangenheit zum Totalschaden wurde? Daß unser Jaguar in England einen Absturz aus fünfzig Metern Höhe erlitt? Daß erst vor ein paar Tagen ein Mercedes-Cabrio völlig demoliert wurde?«
    »Aber den Geländewagen haben wir heil zurückgegeben«, erinnerte Zamorra, »und bis auf das Cabrio waren es unsere eigenen Autos.«
    »Schlimm genug.« Nicole drückte Zamorra den Wagenschlüssel in die Hand. »Du fährst.«
    »Bloß, weil der Lexus ein Modell ist, das du noch nicht kennst, wie?« brummte Zamorra. »Oder hast du

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