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0427 - Zurück aus dem Grab

0427 - Zurück aus dem Grab

Titel: 0427 - Zurück aus dem Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bevölkerung verwehrt bleibt«, sagte Zamorra. »Und dieses Anwesen sieht so aus, als wären seine Besitzer das Gegenteil von bettelarm.«
    »Das könnte der Friedhof sein, auf dem die Leute verschwunden sind«, sagte Nicole. »Warum hast, du nicht angehalten?«
    »Erst mal höflich anmelden. Pfötchen geben und um Erlaubnis fragen«, sagte Zamorra. »Das Portal war zwar weit offen, aber wir sind in Amerika. Hier ist es üblich, Leute erst mal zu erschießen, die auf dem Grundstück herumstöbern. Das US-amerikanische Hausrecht läßt sich da sehr großzügig auslegen. Und…«
    Vor ihnen tauchte die Gebäudefront auf. Davor stand ein Dodge Shadow mit offenen Türen. Hinter der Marmortreppe und den Säulen war eine offene Haustür, hinter der tiefe Dunkelheit gähnte. Die Fenster sahen recht blind und düster aus. Irgendwie machte das Haus einen unbewohnten, verlassenen Eindruck. Darauf deutele auch der sehr ungepflegte, genauer gesagt verwilderte Zustand des gesamten Grundstückes hin.
    »Jemand ist hier«, sagte Zamorra. »Aber… das sieht eher nach einem Spukhaus aus.«
    Nicole nickte. »Dreh den Wagen am besten so, daß wir schnell verschwinden können«, schlug sie vor.
    Zamorra wendete und schaltete dann den Motor ab. Sie stiegen aus. Der Parapsychologe tastete unwillkürlich nach seiner Brust, wo unter dem Hemd das Amulett am silbernen Kettchen hing. Aber Merlins Stern reagierte nicht.
    Keine Schwarze Magie.
    Zamorra hatte auch nicht unbedingt damit gerechnet. Immerhin waren die Personen der Fernsehsendung nach nicht im Haus verschwunden, sondern auf dem kleinen Friedhof.
    »Ein leerer Wagen, eine offene Haustür… was mag das bedeuten?«
    »Schauen wir einfach mal nach«, sagte Nicole. Sie eilte die Stufen hinauf. »Hallo, ist da jemand?« rief sie in Richtung der offenen Tür.
    Es gab keine Antwort.
    Langsam näherte sich Nicole der Öffnung.
    »Sei vorsichtig«, warnte Zamorra. »Offene Türen erzeugen in mir immer den Verdacht auf Fallen.«
    »Glaubst du, ich wäre so dumm, ungeschützt hineinzugehen?« wehrte Nicole sich. »Was sagt Merlins Stern?«
    »Spielt Auster und schweigt sich aus«, erwiderte Zamorra. »Aber ich werde das gute Stück mal vorsichtshalber aktivieren.« Er öffnete das Hemd, zog das Amulett hervor und berührte einige der seltsamen, unentzifferbaren Hieroglyphen auf dem äußeren Rand. Durch leichtes Verschieben der erhaben gearbeiteten, an sich aber fest sitzenden Schriftzeichen schaltete er das Amulett praktisch von ›Bereitschaft‹ auf ›volle Leistung‹. Aber nichts änderte sich. Es zeigte keine Schwarze Magie an.
    Keine Gefahr.
    »Hallo?« rief Zamorra. Dann trat er vorsichtig in die Dunkelheit. Seine Hand tastete suchend nach dem Lichtschalter, fand und betätigte ihn.
    Gleißende Helligkeit flutete ihm entgegen.
    ***
    Laura Edwards öffnete die Augen.
    Die Schwärze war fort. Der Traum war keine Wirklichkeit geworden. Der Adler hatte die Sonne nicht verdunkeln können.
    Aber warum lag sie im Gras?
    Vorsichtig richtete sie sich auf und sah sich um. Sie erschrak. Das Grauen wollte kein Ende nehmen.
    Sie befand sich zwischen Grabstätten!
    Mit einem Schrei fuhr sie hoch. Eben war sie doch noch vor dem Haus die Marmortreppe hinabgestürzt, und die schmerzenden blauen Flecke und Hautabschürfungen an ihren Waden unterhalb des Rockes bewiesen es. Wie aber war es dann möglich, daß sie jetzt hier zwischen den Gräbern des kleinen Privatfriedhofes lag?
    Wer hatte sie hierher getragen?
    Hierher, wo zwei Menschen verschwunden sein mußten! Sam Spices hinter dem Rücken seiner Leute, und Don Blossom, dessen Spur hier endete!
    Gehetzt sah sie sich um. Mußte das Unheil nicht auch jede Sekunde nach ihr greifen und sie ebenfalls verschwinden lassen?
    Sie sah die Mauer und das Tor darin, und sie begann zu laufen, so schnell ihre Beine sie trugen. Sie war heilfroh, sich beim Sturz von der Marmortreppe nicht ernsthaft verletzt zu haben. Binnen weniger Augenblicke erreichte sie die Mauer und ließ den Privatfriedhof hinter sich. Dann, stand sie auf der Allee und sah nach rechts und links. Rechts am Haus stand ihr Dodge…
    Und da stand ein anderer, weißer Wagen, den sie nicht kannte. Unwillkürlich dachte sie an jene Stygia Knight, von der Deputy Wright und Will Ransome gesprochen hatten, und da fiel ihr Ransome wieder ein, der die Dunkelheit des Hauses betreten und dann keine Antwort mehr gegeben hatte!
    Sie warf einen Blick zurück auf den Friedhof. Hinter der Mauer war alles ruhig.

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