0428 - Jiri, der Flammenteufel
schlug trotzdem zu.
Nur war er bei dem Hieb nicht stehengeblieben. Er kippte bereits zurück, und diese Tatsache brachte das Schwert aus der ursprünglichen Richtung, so daß es zwar nach unten raste, mich aber verfehlte und über meinen gestreckten Rücken fast in Höhe des Nackens hinwegglitt. Den Luftzug spürte ich noch auf der Haut.
Der Zombie fiel auf den Rücken. Die rostige Rüstung schepperte, als sie auf das Dach krachte. Der untote Kreuzritter war unbeweglich. Es würde dauern, bis er sich herumgewälzt hatte und wieder auf die Beine gekommen war.
Diese Zeit gab ich ihm nicht.
Unter dem Rosthelm sah ich sein Gesicht. Eine widerliche, dicke, teigige Masse, die durch den Aufprall in zitternde Bewegungen geraten war.
Auch der letzte Zombie sollte nicht überleben.
Ich verschoß noch eine Silberkugel.
Damit war die Sache erledigt.
Auf dem Dach blieb ich stehen und schaute in die Dunkelheit hinein, sah weit entfernt die Lichter von Mostar und dachte daran, daß sich hier die Gräber geöffnet und das Grauen entlassen hatten.
War es tatsächlich vorbei? Weshalb hatten diese vier lebenden Leichen überhaupt die Gräber verlassen? Aus Erfahrung wußte ich, daß selbst diese Geschöpfe nichts ohne Grund taten.
Mit diesen Gedanken verließ ich das Dach, um wieder normaleren Boden zu betreten…
***
Suko war nicht allein. Er stand zwar noch immer an der gleichen Stelle, wurde aber von mehreren Männern umringt, die stumm und scheu auf den vernichteten Zombie starrten.
Auch Sami entdeckte ich unter den Zuschauern. Er sah mich und kam mir entgegen. »Ich habe die Frau wegschaffen lassen. Man kümmert sich um sie.«
»Danke, das ist gut.«
Suko hatte meine Stimme gehört und drehte sich um. Ich hob die Hand.
Er kannte das Zeichen.
»Alles in Ordnung«, sagte er, sah mich an und setzte ein Wort nach.
»Oder?«
Ich hob die Schultern.
»Was ist denn noch?«
»Laß uns zum Friedhof gehen.«
Niemand hielt uns auf, als wir uns auf den Weg machten. Ich berichtete Suko inzwischen, wie es mir gelungen war, die beiden Untoten zu erledigen.
Er erzählte von Jiri, dem Feuermann. »Mit der Dämonenpeitsche bekam ich ihn klein. Die Kräfte, die ihn geleitet hatten, wandten sich nun gegen ihn. Ich will dir auch sagen, wie es möglich gewesen ist, daß er das Feuer beherrschte.«
Es war auch für mich eine Überraschung, so etwas zu erfahren, gab aber keinen weiteren Kommentar.
Wir betraten den Friedhof und hörten jemanden fluchen. Die Stimme kannten wir gut. Sergio Ivic war aus der Bewußtlosigkeit erwacht, hatte feststellen müssen, daß er gefesselt worden war, und gebärdete sich entsprechend.
»Die Zombies werden euch zerreißen!« keuchte er. »Sie…«
»Sind tot«, sagte ich. »Endgültig tot.«
Ivic verstummte. Sein Mund klappte zu. Weitere Erklärungen gaben wir nicht, ließen ihn liegen und gingen dorthin, wo die lebenden Leichen aus dem Grab gestiegen waren.
Es sah normal aus.
Suko suchte nach Ascheresten im Schein seiner Lampe, der bleich über den Boden tanzte.
»Nein«, sagte er. »Jiri ist weggeweht worden. Er hätte auch ein Vampir sein können.«
Ich hörte kaum hin. Suko merkte, daß ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, und fragte: »He, was ist los?«
»Mir gefällt die Sache nicht.«
»Wieso?«
»Ich habe das Gefühl, Suko, daß diese Sache hier noch nicht ausgestanden ist.«
»Werde mal deutlicher.«
Während meiner Antwort ging ich Kreise. »Warum haben sie die Kreuzritter aus dem Grab geholt? Weshalb sind sie nicht vermodert? Auch andere Leichen liegen noch dort. Sie können wieder erweckt werden. Dann kommt noch etwas hinzu. Baphomet, von dem bisher nur gesprochen wurde, hat sich nicht gezeigt. Er ist ein Typ, der sich vom Erfolg einer Sache überzeugen will, deshalb rechne ich damit, daß er hier noch aufkreuzt.« Ich deutete schräg zu Boden. »Dieses Grab, Suko, muß meiner Ansicht nach irgendein Geheimnis bergen, hinter dem Baphomet her ist. Nur wollte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und uns dabei ausschalten. Wir haben den Fall nicht gelöst.«
Mein Freund sah mich an. »Das ist also deine Überzeugung?«
»Meine volle.«
»Und was willst du tun?«
Ich lächelte schief. »Eigentlich gibt es doch nur eine Möglichkeit, was wir tun können.«
»Wir bleiben hier!«
»Genau, das ist es. Ich möchte noch einen Tag und eine Nacht in Mostar verbringen. Vielleicht kommt er doch. Und einer Begegnung mit van Akkeren bin ich noch nie
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