0428 - Jiri, der Flammenteufel
schräg über die Brücke und an dem gegenüberliegenden Pulverturm vorbei. Dahinter lagen die Häuser.
»Sind Sie dort?« fragte Suko.
Er erntete nur Schulterzucken.
Es war sinnlos, sich noch weiter zu unterhalten, deshalb ließ Suko die Männer stehen und machte sich auf den Weg. Er war sicher, daß er nicht nur die Zombies fand, sondern auch seinen Freund und Kollegen John Sinclair…
***
So abgelegen und einsam wie diese Gegend wirkte, war sie nicht überall. Es gab sogar elektrisches Licht. Ich drehte den Schalter herum, und im Flur wurde es einigermaßen hell.
Die Lampen klebten als schmale Schalen unter der schmutzig wirkenden Decke. In ihrem Licht sah ich auch die Treppenstufen. Man hatte sie aus Stein errichtet, und sie waren grau. In der Mitte waren sie schon ausgetreten.
Das Geräusch war aus der ersten Etage an meine Ohren geklungen.
Genau dort mußte sich einer der Zombies aufhalten, vielleicht sogar die drei, das wäre am besten gewesen.
Ich eilte die Stufen hoch. Die Fackel legte ich weg. Ich steckte sie kurzerhand in die Nische einer offenen Fensterluke. Dort brannte die Flamme außen weiter.
In dem klotzartigen Haus wohnten mehrere Familien. Ein quadratischer Flur schloß sich am Ende der Treppe an. Dort blieb ich stehen und überlegte, aus welcher Tür das Wimmern aufgeklungen sein konnte. Drei standen zur Auswahl.
Aber nur eine war offen.
Erst bei genauem Hinsehen zu erkennen. Ich schob sie mit dem Fuß auf.
Gleichzeitig ging das Licht aus, und ich vernahm wieder das leise Wimmern.
So schrie ein Kind.
Der Raum vor mir war dunkel, der Flur ebenfalls, die beiden Fenster malten sich vor mir als rechteckige graue Schatten in der Hauswand ab, und rechts von der Tür sah ich ebenfalls einen Schatten.
Er bewegte sich leicht pendelnd von einer Seite auf die andere. Ein Schaukelstuhl war es nicht, sondern eine Kinderwiege.
Ich sah sie, als ich meine Lampe eingeschaltet hatte. Neben der Wiege lag eine Frau auf dem Boden. Sie blutete am Kopf. Die Wunde wurde von ihrem schwarzen Haar verdeckt. Bekleidet war sie mit einem langen Nachthemd.
In der Wiege lag das jammernde Kind, und neben ihr stand, eine Hand auf den Rand gelegt und die Wiege schaukelnd, ein Zombie.
Weshalb er das Kind noch nicht angegriffen hatte, wußte ich nicht. Vielleicht hatte ihn das leise, angstvolle Wimmern irritiert.
Der Zombie hatte mich gehört. Er drehte sich um, schickte mir dabei eine Wolke aus Modergeruch entgegen, und ich richtete den Strahl meiner Lampe direkt gegen ihn.
Es war nicht der bewaffnete Zombie, sondern die Schauergestalt mit der verwesten Haut und den Kleiderfetzen am Körper. Sie klebten daran wie angeleimt.
Er starrte direkt in das Licht.
Seine Augen waren tief in seinen Höhlen, als hätte sie jemand hineingedrückt.
Unsicher bewegte er sich einen Schritt auf mich zu.
Weiter ließ ich ihn nicht kommen. Der Berettaklang füllte den Raum aus, als ich abdrückte. Die Kugel konnte auf diese kurze Distanz nicht fehlen, der Zombie nahm sie voll, fiel zurück und prallte gegen die Wiege, die er in heftige Schwingungen versetzte.
Bevor er über sie und das Kind kippen konnte, schleuderte ich ihn zu Boden, wo er dumpf aufschlug und liegenblieb.
Das war erledigt.
Ich bückte mich zu der Frau hinunter, weil ich Angst hatte, eine Tote vor mir liegen zu sehen. Diese Befürchtung bewahrheitete sich zum Glück nicht. Sie hatte nur eine Kopfverletzung.
Ich warf auch einen Blick in die Wiege. Das Kind war ruhig geworden. Es sah sehr schläfrig aus. In seinem Gesichtchen fielen die Augen zu. Ich streichelte ihm die Wange und drehte mich um.
In der Wiege lag ein neues Leben, auf dem Boden eine Monstergestalt.
Wieder einmal wurde mir bewußt, wie dicht Leben und Tod doch beieinander lagen.
Ich verließ den Raum. Auf dem Flur stand Sami. Er zitterte, hatte auch den Schuß gehört und stellte eine Frage.
»Einer weniger«, sagte ich. »Die anderen fehlen mir noch.«
»Ich… ich habe eine offene Tür gesehen. Eine Treppe höher. Sie führt in ein schmales Nebenhaus, das aussieht wie ein Turm. Vielleicht sind die Zombies dort.«
»Das kann sein.«
Dem Hinweis wollte ich natürlich nachgehen, zuvor aber mußte die Verletzte behandelt werden. Ich sagte Sami Bescheid, daß er sich darum kümmern möge, er versprach es auch, und ich lief die sich anschließende Steintreppe hoch.
Dabei stand ich schon unter dem Dach und sah die schmale Tür, von der Sami gesprochen hatte. Sie stand ebenfalls offen. Ein
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