043 - Der Mann von Marokko
Feuerzeug bei sich?« fragte Welling beunruhigt.
Jim reichte ihm seine Taschenlampe, und der Detektiv leuchtete den Fahrweg ab. Ringsumher herrschte tödliche Stille.
Auf halbem Weg zwischen Tor und Haus hielt er plötzlich an und richtete den Lichtschein auf Sträucher, die am Weg standen.
Dort lag Marborne mit dem Gesicht nach unten. Sie konnten eine leichte Wunde am Hinterkopf feststellen, aber getötet hatte ihn eine seidene Schnur, die um seinen Hals geschlungen war.
34
»Er ist wirklich tot«, sagte Jim, nachdem er sich in seinem Arbeitszimmer eine halbe Stunde mit der reglosen Gestalt abgemüht hatte.
Er hatte Marborne vollständig entkleidet und künstliche Atmung angewandt. Aber der Mann mußte einige Sekunden, bevor sie ihn auffanden, gestorben sein.
»Der Mörder hat zuverlässig gearbeitet, es muß sehr schnell gegangen sein. Sehen Sie einmal, bis auf die Haut ist er durchsucht worden. Hier hatte er sein Geheimnis verwahrt - er hat es direkt auf dem Körper getragen. Das ist ein alter Trick. Vorläufig können wir nichts anderes tun als die Ortspolizei alarmieren. Der Mörder muß sich über die Wiesen entfernt haben, denn er ist nicht durch das vordere Parktor gegangen. Vielleicht hält er sich in einem der kleinen Wälder auf, aber auch das ist sehr zweifelhaft. Morlake, Sie kennen doch hier die Gegend genau - welchen Weg könnte er eingeschlagen haben?«
»Das hängt ganz davon ab, ob auch er genau Bescheid wußte. Vermutlich hat er auf der Brücke den Fluß überschritten und ist dann am Ufer entlang zur Amdon Road gelaufen. Von dort aus kann er ein halb Dutzend verschiedene Wege eingeschlagen haben. Vielleicht finden Sie Spuren, wenn Sie einmal die Mauern besichtigen, die den Park umgeben.«
Aber hierin täuschte sich Jim.
Weder das Tageslicht noch die Polizei brachten den Mörder in ihre Hände. Nur eine Entdeckung machte man: Auf dem Weg am Fluß wurde ein gebogenes Messer gefunden, das der Verbrecher in der Eile hatte fallen lassen. Es ging deshalb an alle Polizeistationen im Umkreis von zwanzig Meilen der Befehl, nach einem Araber zu fahnden. Jim hatte diesen Rat gegeben, da er die Zusammenhänge vermutete.
Welling durchsuchte Marbornes Wohnung und besichtigte den Schauplatz des Kampfes. Tisch und Stühle lagen kreuz und quer übereinander. Er entdeckte auch den Scheinbrief, der an Marborne gerichtet war.
»Wahrscheinlich hat sich der Mörder unter diesem Vorwand Zutritt zur Wohnung verschafft«, erzählte er später Jim Morlake. »Marborne muß den Angriff wohl abgeschlagen haben - und aus diesem Grund kam er nachher zu Ihnen.«
»Aber warum ausgerechnet zu mir?«
»Er wollte Ihnen das Dokument verkaufen, mit dem er Hamon erpreßte. Bestimmt glaubte er, Hamon habe den Araber beauftragt, ihn zu beseitigen. Und Hamon ist auch sicher an diesem Mord beteiligt. Aber wieder haben wir nicht genug Beweismaterial gegen ihn in der Hand«, fügte er zweifelnd hinzu, »um eine Durchsuchung seiner Wohnung zu rechtfertigen.«
Welling schlug sein Hauptquartier in Wold House auf. Eine merkwürdige Wahl, dachte Hamon, als er in Jims Arbeitszimmer gerufen wurde. Er drückte auch seine Verwunderung hierüber aus.
»Das mag merkwürdig, vielleicht sogar tragisch sein«, erwiderte Welling, der nicht länger liebenswürdig und höflich war, »aber mir paßt dieser Ort, und deshalb muß er auch für Sie gut genug sein. Haben Sie die Nachricht schon gehört?«
»Sie meinen, daß Marborne getötet wurde? Ja, der arme Mensch!«
»Er war doch Ihr Freund?«
»Ich kannte ihn und kann sagen, daß er mein Freund war.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Ich habe ihn seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen.«
»War Ihre letzte Unterredung mit ihm freundschaftlich?«
»Ja, er kam, um sich Geld zu leihen - er wollte ein eigenes Geschäft gründen.«
»Und Sie haben es ihm wahrscheinlich auch gegeben?« fragte Welling trocken. »Mit dieser Angabe wollen Sie wohl die finanziellen Transaktionen erklären?«
»Behaupten Sie, daß ich nicht die Wahrheit sage?«
»Ich behaupte sogar, daß Sie lügen«, erwiderte Welling kurz. »Ich bin dabei, einen Mord aufzuklären. Sie gaben Marborne das Geld aus rein egoistischen Gründen. Er hatte ein Dokument in seinem Besitz, das Sie unter allen Umständen wiederhaben wollen, und da er es Ihnen nicht geben wollte, mußten Sie ihm eben große Summen zahlen.«
»Sie machen hier eine Feststellung, die nur vor Gericht erörtert werden könnte.«
»Das wird auch der
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