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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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war.«
    Er zeigte keine Erregung.
    »Oh, die Farringdons sind eine gute, alte Familie, nur sind sie leider dem Trunk verfallen«, meinte er ruhig.
    Joan sank ihm schluchzend in die Arme.

35
    »Bitte, erzähle mir alles genau«, bat er, als sie sich etwas beruhigt hatte. »Und lasse vor allem den Kopf nicht hängen, Joan. Es gibt nichts, was meine Zuneigung zu dir irgendwie beeinträchtigen könnte. Du bist die einzige in der Welt, die mir nicht lästig und unangenehm ist.«
    »Bannockwaite ist an allem schuld. Er gründete damals die Gesellschaft der Mitternachtsmönche. Die Schüler von Hulston kletterten über die Mauern; wir saßen zusammen im Klostergarten und aßen allerlei Näschereien. Es war so eine Art Mitternachtspicknick. Es wird dir komisch vorkommen, aber es ging ganz harmlos dabei zu. Alle andern merkwürdigen Gesellschaften, die er gründete, waren ähnlich. Wir waren also die Mitternachtsmönche, und meine beste Freundin, Ada Lancing. war unsere Äbtissin, Natürlich haben die Nonnen nichts von der Sache erfahren. Die Armen wären wahrscheinlich vor Furcht gestorben, wenn sie auch nur im Traum geahnt hätten, was dort vorging. Eins der Mitglieder gab nun die Anregung, die beiden Zweige der Geheimgesellschaft für ewige Zeiten miteinander zu verbinden. Zu diesem Zweck sollte eine symbolische Hochzeit stattfinden. Bannockwaite war damals gerade von Oxford gekommen und hatte eine kleine Kapelle im Wald gebaut. Er hat später nie die Verbindung mit einer seiner Geheimgesellschaften aufgegeben, und besonders stark war er an den Mitternachtsmönchen interessiert, da sie seine älteste Gründung waren. Er kam an einem unserer Sommernachtsfeste zu uns und führte den Vorsitz. Wir zogen Lose, wer die Braut sein sollte -«
    »Und die Wahl fiel auf dich?« fragte Lord Creith freundlich.
    »Nein, auf Ada. Sie war begeistert, bis der Tag der Hochzeit selbst kam. Es war ein Feiertag, und den älteren von uns war erlaubt, zu zweien auszugehen. Mr. Bannockwaite hatte alles arrangiert. Der Bräutigam mußte sich wie ein Mönch kleiden und die Kapuze über das Gesicht ziehen, und die Braut war dicht verschleiert. Keiner wußte, wer der andere war, selbst wir durften nicht wissen, wer die Lose gezogen hatte. Kannst du dir etwas Verrückteres vorstellen? Mr. Bannockwaite selbst wollte die Trauung vollziehen, und wir gingen alle zu der kleinen, hübschen Kapelle in der Nähe von Ascot. . . Aber in der Sakristei brach die arme Ada zusammen. Damals kam mir zum erstenmal der Gedanke, daß die Sache eigentlich furchtbar ernst war. Um es kurz zu machen, Vater - ich bin für Ada eingesprungen.«
    »Und du hast nie das Gesicht des jungen Mannes gesehen?«
    »Doch, die Mönchskapuze fiel einen Augenblick zurück. Als die Trauung vorüber war, unterzeichnete ich das Protokoll. Dort stand auch sein Name, und ich habe ihn gelesen. Aber ich glaube nicht, daß er meinen kennt -es sei denn, daß er später zur Kapelle zurückging.«
    »Hast du ihn nicht wiedergesehen, bis - er hierherkam? Früher hörte ich einmal, er sei gestorben.«
    Lord Creith stopfte eine Pfeife, seine Hand zitterte.
    »Das war eine ganz verabscheuungswürdige Handlungsweise von Bannockwaite. Aber es hätte ja noch schlimmer sein können. Es ist furchtbar traurig für dich, Joan, aber es gibt keinen Grund, deshalb zu verzweifeln.«
    »Es ist schlimmer, als du denkst.« »Warum denn, mein liebes Kind? Liebst du einen anderen?«
    Sie nickte.
    »Das ist allerdings schmerzlich«, sagte er und richtete sich auf. »Aber komm, fasse dich.« Sie küßte ihn und ging dann in ihr Zimmer.
    Lord Creith fand Hamon im Wohnzimmer. Der Finanzmann machte ein düsteres Gesicht und überhäufte ihn mit Vorwürfen, daß er der Polizei Auskunft über seine Privatangelegenheiten gegeben habe. Schließlich wurde es dem Lord zuviel, und er wies Hamon kurzerhand aus dem Haus.
    Diese Entwicklung der Dinge änderte Hamons Pläne erheblich. Der Tod Marbornes und die Wiedererlangung des Dokumentes versprachen ihm keine vollkommene Sicherheit, und da er nun unter Verdacht stand, an dem Mord beteiligt zu sein, hatte er doppelten Grund, Creith nicht zu verlassen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Deshalb siedelte er in den ›Löwen‹ um.
    Er hatte Ahmet nur den Auftrag gegeben, Marborne zu verletzen, nicht ihn zu töten - also war es doch nicht seine Schuld, wenn dieser verrückte Kerl seine Instruktionen überschritt.
    Nach kurzer Überlegung telegrafierte er an Lydia, daß sie ihn am

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