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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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er weggestoßen und fiel taumelnd nieder. Jim bückte sich, um ihm wieder auf die Füße zu helfen, aber Farringdon schlug seine Hände zur Seite und stürzte sich mit einem Wutschrei auf ihn.
    »Verdammter Hund!« schrie er. Aber in Jims starken Armen war er wie ein schwaches Kind.
    »Sie sind krank, Farringdon«, sagte er liebenswürdig. »Es tut mir leid, daß ich Ihnen weh getan habe.«
    »Lassen Sie mich los! Lassen Sie mich los! Sie ist meine Frau ... Ich laufe ins Dorf und sage es allen . . . Du kommst jetzt mit mir, Joan Carston, hörst du? Du bist mit mir verheiratet, bis der Tod uns scheidet!«
    Er riß sich aus Jims Griff los, taumelte zurück und atmete schwer. Sein Gesicht war wutentstellt, und seine Augen hatten einen wilden Ausdruck.
    »Ich habe jetzt etwas, wofür ich leben kann - und das bist du! Du kamst doch, um mich zu sehen, nicht wahr? Du wirst wiederkommen, Joan - aber allein!«
    Plötzlich drehte er sich um und lief wie ein Besessener den Pfad hinunter, bis er aus ihrem Gesichtskreis entschwand. Jim wandte sich zu ihr, und sie versuchte zu lächeln.
    »Ach, Jim!«
    Es schmerzte ihn, zu fühlen, wie sie vor Angst und Aufregung zitterte, als sie in seinen Armen lag.
    »Es geht mir schon wieder besser«, sagte sie nach einer Weile. »Gott sei Dank, daß wir am nächsten Sonnabend abfahren!«
    Er nickte.
    »Farringdon hat entweder wieder getrunken oder er ist ganz verrückt geworden.«
    »Glaubst du, daß er in unser Haus kommen wird?« fragte sie ihn ängstlich, nahm sich dann aber zusammen und überwand ihre Aufregung. »Ich sagte dir ja, daß ich feige bin. Ich beginne die Frauen zu verstehen, die ihre Männer ermordet haben. Es ist fürchterlich, daß ich das sagen muß, aber es ist so.«
    Es fiel beiden schwer zu sprechen, denn sie waren zu sehr von ihren eigenen Gedanken erfüllt. Als sie in die Nähe des Herrenhauses kamen, stellte Joan plötzlich eine Frage.
    »Jim, was warst du eigentlich, bevor du Einbrecher wurdest?«
    »Ein achtbares Mitglied der Gesellschaft. Eine Zeitlang war ich im diplomatischen Dienst.«
    »In Marokko?«
    »In Marokko, in der Türkei und anderen asiatischen Ländern. Ich gab meine Stellung auf - nun ja, weil ich genügend Privatvermögen besaß und weil ich eine neue abenteuerliche Aufgabe fand.«
    »Aber du darfst deine jetzige Tätigkeit nicht fortsetzen. Wirst du mir schreiben?«
    Er zögerte.
    »Ach, ich habe ganz vergessen - du weißt ja gar nicht, wohin du schreiben sollst. Mein Vater läßt die ganze Post an den Englischen Klub in Cadiz schicken. Willst du dir das bitte merken? Auf Wiedersehen!« Sie reichte ihm beide Hände.
    Hamon beobachtete die beiden aus einiger Entfernung, und er knirschte mit den Zähnen, als Morlake Joan in die Arme nahm und küßte.

38
    Noch bevor Joan außer Sicht war, hatte Jim einen Entschluß gefaßt und wandte sich ohne Zögern zu Mrs. Cornfords Haus.
    Farringdon mußte Joan die Freiheit wiedergeben. Jim wollte versuchen, den jungen Mann zu veranlassen, seine verrückten Ideen aufzugeben.
    Mrs. Cornford öffnete ihm die Tür, und er sah ihr sofort an, daß etwas Ungewöhnliches geschehen war.
    »Ich hoffe, daß ich nicht ungelegen komme?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich freue mich über Ihren Besuch«, erwiderte sie und führte ihn in das kleine Wohnzimmer.
    Er wußte bald, warum sie so beunruhigt war, denn er hörte schon durch die Tür das Toben des Kranken.
    »Alle meine Hoffnungen sind zerstört«, sagte sie. »Ich hoffte, daß ich in Creith bleiben könne, aber das hängt alles von Mr. Farringdon ab.«
    »Will er fortgehen?«
    »Nein, er will es nicht, aber ich muß ihn darum bitten. Er führt sich heute wie ein Besessener auf. Vor ein paar Minuten kam er nach Hause und war so außer sich, daß ich einen fürchterlichen Schrecken bekam.«
    »Kann ich ihn einmal sehen?«
    »Heute hätte es keinen Sinn. Vielleicht morgen oder übermorgen. Er hat sich in sein Zimmer eingeschlossen. Ich wollte ihm eben eine Tasse Tee bringen, aber er ließ mich nicht hinein.«
    Farringdon tobte immer lauter. Jim sah sich um und erhob sich halb von seinem Stuhl, aber sie legte begütigend die Hand auf seinen Arm.
    »Lassen Sie ihn jetzt allein.«
    »Würden Sie mir verzeihen, wenn ich eine sehr persönliche, ich möchte fast sagen zudringliche Frage an Sie richte?«
    Sie antwortete nicht, aber ihre Augen ermutigten ihn.
    »Sie haben einmal ein großes Vermögen verloren?«
    »Ja. Mein Mann verschwand vor einigen Jahren spurlos, und als

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