043 - Der Mann von Marokko
Farringdon?«
»Besser. Ich sollte eigentlich dankbar dafür sein, aber ich kann es nicht. Heute habe ich ihn gesehen, er ging hinter dem Haus spazieren.«
»Hat er sich schon wieder soweit erholt?« fragte er verwundert. »Würde er Sie denn wiedererkennen?«
»Ich habe das Gefühl, daß er mich schon erkannt hat. Der Doktor sagte zu Mrs. Cornford, daß sich solche Fälle mit erstaunlicher Schnelligkeit bessern können. Was soll ich nur tun, Jim?«
Er mußte an sich halten, um sie nicht in die Arme zu schließen. Er liebte sie, aber bisher war ihm noch nicht zum Bewußtsein gekommen, wie sehr er sie liebte. Sie war die Erfüllung seiner Wünsche und Träume, um ihretwillen hätte er sein ganzes Leben geändert.
Als sie ihn ansah, senkte sie den Blick schnell, als ob sie in seinen Augen etwas von dem Feuer erkannt hatte, das in ihm brannte. Er legte die Hand auf ihre Schulter, und sie empfand diese Berührung wie eine zarte Liebkosung. Langsam schritten sie dem Wald zu, und sie lehnte sich immer näher an ihn, bis ihre Wange seinen Ärmel berührte.
Ralph Hamon hatte Lord Creith eben Lebewohl gesagt und war in den Park gegangen, um Joan zu suchen, als er die beiden plötzlich erblickte. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen. Selbst aus dieser Entfernung war es unmöglich, die stattliche Gestalt und das schöne Gesicht Jim Morlakes zu verkennen. Noch weniger waren die Beziehungen der beiden zueinander mißzuverstehen.
Sein Herz schlug wild vor ohnmächtiger Wut. Sicher bestand eine Verbindung zwischen Joan und Morlake! Als Lydia ihm von dieser Verlobung erzählt hatte, war er mit lächelnder Miene darüber weggegangen, aber jetzt zweifelte er nicht mehr im geringsten daran. Er eilte über den Abhang zu dem niedrigen Gehölz, um sie einzuholen. Er wußte nicht, was er tun oder sagen würde, aber er mußte sie finden und seinem Zorn freien Lauf lassen.
Als er den niederen Wald erreicht hatte, hielt er einen Augenblick an, hörte Schritte und sah gleich darauf einen Fußgänger. Es war Farringdon, den er im Haus von Mrs. Cornford so schwer krank gesehen hatte.
Hamon war nicht wenig erstaunt, diesem Mann hier zu begegnen, der seiner Meinung nach im Bett liegen mußte. Farringdon kam näher. Hamon versteckte sich und beobachtete ihn genau. Der junge Mann war nachlässig gekleidet. Er sprach im Gehen mit sich selbst, und Hamon strengte sich an, zu verstehen, was er sagte, aber es war unmöglich. In einiger Entfernung folgte er ihm, da er annahm, daß er dasselbe Ziel hatte wie er selbst.
Jim erlebte die schönsten Augenblicke seines Daseins. Alle Sorgen wichen von ihm, alle Pläne zerrannen, aller Ehrgeiz schwand vor diesem neuen, unerwarteten Glück. Schweigend ging er mit Joan durch den Wald, und die ganze Welt um sie her war versunken. Endlich hielt Joan an und setzte sich auf einen Baumstumpf.
»Wohin gehen wir?« fragte sie, und er wußte, daß sich ihre Frage nicht auf die Gegenwart allein bezog.
»Wir gehen ins Glück, früher oder später«, erwiderte er, ließ sich an ihrer Seite nieder und zog sie an sich. »Wir wollen alle Verstrickungen lösen, alle Hindernisse aus dem Weg schaffen, alle Pfade ebnen.«
Sie lächelte und bot ihm die Lippen.
In diesem Augenblick hörten sie ein leises, hämisches Lachen hinter sich. Jim löste sich sanft von Joan und wandte sich um.
»Ein liebliches Idyll im Wald! Ein angenehmer Anblick für einen Gatten - seine eigene Frau in den Armen eines anderen!«
Farringdon stand mit verschränkten Armen dicht vor ihm, und seine Augen glühten fiebrig. Joan sprang entsetzt auf.
»Er weiß es!«
Farringdon hörte ihren Ausruf.
»Er weiß es . . .!« äffte er sie nach. »Und ob er es weiß! Du bist also meine Joan?« Er nahm seinen Hut schwungvoll ab. »Ich freue mich sehr, Sie zu treffen, Mrs. Farringdon! Es ist schon lange her, daß wir durch die heilige Ehe miteinander verbunden wurden! Das ist also meine Joan! Ich habe all diese Jahre von dir geträumt, aber nie warst du so schön wie in Wirklichkeit. Weißt du es . . .« Er deutete mit zitterndem Finger auf sie. »Es begegnete mir ein Mädchen, das hätte ich heiraten können, und ich würde es geheiratet haben, wenn ich damals nicht diese verdammte Dummheit begangen hätte. Du warst das große Hindernis in meinem Leben. Nur durch den Trunk kam ich darüber hinweg!«
Er ging auf sie zu, packte sie am Arm und zog sie zu sich.
»Du kommst jetzt mit mir!« erklärte er und lachte rauh.
Im nächsten Augenblick wurde
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