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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Gesicht sah plötzlich fahl und verstört aus.
    »Sie wollen mich nur bluffen!« rief er heiser. »Warum soll denn ausgerechnet ich diesen Säufer erschossen haben?«
    »Captain Welling hat mir ganz klar gesagt, daß Sie der Mörder sind«, entgegnete sie kühl. »Und Jim Morlake wird bald auf Ihrer Spur sein!«
    Er nahm sein Taschentuch heraus und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Was - ich ein Mörder?« fragte er düster. »Nun, mehr als henken können sie mich auch nicht. Ich wollte Ihnen eigentlich etwas sagen, aber Sie haben mein Programm umgestoßen, Joan. Ich kann leicht erfahren, ob Morlake in Tanger ist.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß er in Tanger ist, davon weiß ich nichts.«
    Seine Züge erheiterten sich.
    »Ich werde es bald herausbringen«, wiederholte er dann und verließ den Raum durch eine von einem Vorhang verborgene Tür.
    Einige Minuten später kam das maurische Mädchen zurück und führte Joan in einen Raum auf der Rückseite des Hauses. Aus glasierten Klinkern war hier eine Badewanne in den Fußboden eingemauert, und das Mädchen gab Joan ein Zeichen, sich zu entkleiden. Über der Lehne eines etwas wackligen Stuhls hingen Kleider, wie sie maurische Frauen trugen. Zuerst sträubte sich Joan, aber das Mädchen zeigte bedeutungsvoll auf die Tür, und Joan vermutete, daß man Gewalt anwenden würde, wenn sie Widerstand leistete. Sie entkleidete sich deshalb unter den wachsamen Augen des Mädchens und stieg ins Bad.
    Ihre Kleider wurden entfernt, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als danach das arabische Kostüm anzulegen.
    Die Dunkelheit brach schon herein, als Ralph Hamon zu ihr zurückkehrte.
    »Ihr Freund Morlake hat eine böse Geschichte angerichtet - die maurischen Behörden sind hinter ihm her, aber er hat es ja selbst so gewollt. Ein Mann, der so gut mit den Sitten des Landes vertraut ist wie er, sollte es sich doch zweimal überlegen, bevor er versucht, in den Harem eines maurischen Großen einzudringen. Sie werden sich vielleicht dafür interessieren, daß er Sie heute nachmittag gesucht hat.«
    »Alles, was Sie mir von ihm sagen, interessiert mich sehr.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie die Dinge von einer anderen Seite betrachten, Joan, und vor allem den Tatsachen Rechnung tragen, wie sie nun einmal sind. Es wird eine große Veränderung in Ihrem und in meinem Leben geben.«
    Er setzte sich neben sie auf den Diwan, aber sie stand auf.
    »Ich werde jetzt endlich das Leben führen, von dem ich schon so lange geträumt habe.«
    »Glauben Sie denn nicht, daß die Gerechtigkeit Sie auch hier erreichen wird?«
    »Gerechtigkeit!« sagte er ironisch. »In diesem Bergland gilt nur das Gesetz des Stärkeren und die Freundschaft des Häuptlings, der den Distrikt regiert. Meine liebe Joan, ich werde Ihnen vielleicht sogar den größten Dienst erweisen - Sie werden das Leben kennenlernen - ein Leben, das wenigstens lebenswert ist.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie werden mich heiraten. Sie werden Arabisch lernen. Ich bringe es Ihnen bei, und dann lesen wir zusammen die Gedichte von Hafis. Sie werden erstaunt sein, welche Freuden Ihnen das Leben erschließt.«
    »Reden können Sie ganz gut«, unterbrach sie ihn. »Sie sind wirklich ein sonderbarer Mensch. Ich weiß nicht, wieviel Morde Sie begangen haben, aber einen haben Sie sicher auf dem Gewissen, und wahrscheinlich ist Ihr ganzer Reichtum auf ein schreckliches Verbrechen gegründet.«
    Er war sprachlos vor Wut und Furcht, als sie ihm diese Worte ins Gesicht schleuderte.
    »Ich bin kein gemeiner Mörder«, stieß er hervor. Sein Gesicht zuckte. »Ich bin überhaupt kein Mörder, hören Sie? Ich - ich habe zwar viel getan, aber ein Mörder bin ich nicht.«
    »Wer hat denn Ferdie Farringdon getötet?« fragte sie kalt. Er hob den Blick, und sie las Sorge und Furcht darin.
    »Ich weiß nicht - vielleicht habe ich es -, ich wollte ihn ja nicht töten ... ich wollte - ich weiß jetzt nicht mehr, was ich beabsichtigte. Ich wollte eigentlich Morlake erschießen - ich fuhr mit meinem Wagen bis an den Ort und ging dann zu Fuß.«
    Er bedeckte die Augen mit der Hand, als ob er eine schreckliche Erscheinung bannen wollte. Dann verließ er den Raum.
    Sie sah ihn an diesem Abend nicht wieder, aber als sie auf dem Diwan saß und vor sich hinträumte, hörte sie plötzlich, wie die Tür geöffnet wurde. Sie richtete sich auf und sah die junge Araberin, die einen langen, blauen Mantel über dem Arm trug

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