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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Tür.
    »Haben Sie alles vorbereitet?« fragte er.
    »Ja«, entgegnete der Schneider, der nicht von seiner Arbeit aufschaute. »Sie warten auf Sie in der Straße, wo der englische Arzt wohnt.«
    Jim hatte die Weste ausgezogen, als er plötzlich ein lautes Brummen hörte. Er sah nach einer viereckigen Öffnung, zu der eine alte, zerbrochene Leiter hinaufführte.
    »Wer ist dort oben?«
    Der Schneider fädelte mit außerordentlicher Schnelligkeit eine Nadel ein, bevor er antwortete.
    »Ein Mann«, sagte er dann gleichgültig. »Er hat das Dachzimmer, das früher der Wasserverkäufer bewohnte. Yassin konnte keinen Mieter finden, weil der Wasserverkäufer an den Pocken starb. Deshalb gab er es an den Englesi für sechs Pesetas den Monat. Er raucht und wird jetzt in ein Café gehen, wo er seine Pfeife Haschisch für zehn Centimos bekommt.«
    Als Jim noch verwundert nach oben schaute, erschien ein zerrissener Schuh auf der Leiter, darüber ein Bein, das kaum durch eine zerlumpte Hose bedeckt wurde. Der Mann stieg langsam herab, und Jim betrachtete ihn genau. Schmutzig graue Haare hingen über den Kragen des Mannes herunter, und sein Anzug war zerschlissen. Er hatte eine dicke, rote Nase, und ein verwilderter Bart umrahmte sein Gesicht. Schläfrig richtete er den trüben Blick auf Jim.
    »Guten Abend«, keuchte er.
    »Sind Sie Engländer?« fragte Jim, überrascht und abgestoßen durch die häßliche Erscheinung des Fremden.
    »Ja, Brite. Aber sehen Sie mich doch nicht so verteufelt an, als ob Ihnen schlecht würde, mein Lieber! An Ihrer verfluchten Aussprache erkenne ich, daß Sie aus den Staaten sind. Was treiben Sie denn hier? Leihen Sie mir fünf Peseten, alter Junge, ich erhalte morgen eine Geldsendung von zu Hause.«
    Jim drückte ihm eine spanische Münze in die ausgestreckte Hand und sah dem verkommenen Mann nach, der in die Nacht hinauswankte.
    »Wie lange ist der schon hier?«
    »Fünf Jahre«, antwortete der Schneider, »mir ist er auch fünf Pesetas schuldig.«
    »Wie heißt er denn?«
    »Das weiß ich nicht - was kommt es auch auf den Namen an?«
    Jim gab ihm innerlich recht.
    Der heruntergekommene Mann schwankte die Straße entlang und stieß gleich darauf mit einem anderen Europäer zusammen.
    »Verdammt noch einmal«, sagte Hamon. »Passen Sie doch auf!« Er war sehr erstaunt, als ihm auf englisch erwidert wurde.
    »Verfluchter Hund! Machen Sie selbst die Augen auf, Sie Esel! Wie können Sie einen Gentleman anrennen -Sie sind ja vollständig betrunken, Sir!«
    Ralph war so verwundert, daß er schnell ein S treichholz ansteckte, aber er hätte es beinahe wieder fallen lassen, als er das blutunterlaufene Gesicht und den roten Bart des Mannes sah.
    »Das Licht bricht aus der Finsternis«, murmelte der Haschischraucher. »Entschuldigen Sie, wenn meine Sprache etwas ungebildet war - verzeihen Sie.« Er schaute zum mondhellen Himmel hinauf.
    »Würde es Sie sehr belästigen, wenn ich Sie bäte, mir den Stern Gamma im Bild des Orion zu zeigen? Mein Café liegt nämlich ungefähr in dieser Richtung. Ich lebe in einer greulichen Höhle, Sir, über dem Laden eines schrecklichen maurischen Schneiders. Und was bin ich, mein lieber Freund? Ein Geistlicher! Kein Priester, den man ausgestoßen hat - sondern ein Prediger! Ein Offizier, der die höchste Auszeichnung der Welt erhalten hat, das Victoria-Kreuz! Aylmer Bernando Bannockwaite! Aber würden Sie nicht die außerordentliche Liebenswürdigkeit haben, mir fünf Peseten zu leihen - morgen erhalte ich eine Geldsendung von zu Hause.«
    Wie im Traum gab ihm Ralph Hamon einen Geldschein. Bannockwaite! Der Mann, der Joan und Ferdie Farringdon getraut hatte!

49
    Vier Stunden lang ritt Joan in der Nacht auf einem tänzelnden Maultier durch eine Landschaft, die sie nicht sah und deren Charakter ihr ein Geheimnis blieb. Soweit sie erkennen konnte, folgte die kleine Karawane keinem festliegenden Weg. Von Zeit zu Zeit verfingen sich ihre Füße in dem dornigen Gebüsch, das sich mit seinen Spitzen auch in ihr weißes Kleid einhakte.
    Bei Tagesanbruch entdeckte sie, daß sie sich in einem wilden und anscheinend unbewohnten Landstrich befanden. Sechs Männer und das Mädchen, das sie schon bedient hatte, begleiteten sie. Einer der Leute machte ein Feuer und hängte einen Wasserkessel darüber, während ein anderer die Maulesel zu einem nahen Bach führte.
    Joan blickte umher und versuchte vergeblich, sich vorzustellen, wo sie waren. Blaue Hügel zogen sich am Horizont hin. Ein

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