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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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hier ist Dorian. Ich muß Sie unbedingt persönlich sprechen. Wenn es Ihnen möglich ist, dann kommen Sie morgen …“ Als Dorian mit einem Blick auf seine Armbanduhr feststellte, daß es bereits zwei Uhr früh war, berichtigte er sich: „ …nein, heute um zehn Uhr vormittags in den Central Park zu Cleopatra’s Needle. Wenn Ihnen die Zeit nicht paßt, dann erwarte ich Sie um zwölf Uhr vor dem UNO-Gebäude. Ende.“
    Dorian wählte auch noch die Nummer von Mortons Atelier, hängte aber nach dem zehnten Läuten wieder ein. Dann ging er an die Theke, zahlte seinen Whisky und trank ihn in einem Zug aus. Als er das Glas wieder absetzte, erstarrte er. Von seinem Platz aus konnte er durch den Korridor in die Hotelhalle blicken. Dort tauchte in diesem Moment gerade ein kleiner, verwachsener Mann auf und verschwand im Lift.
    Dorian stellte das Glas ab und ging in die Garderobe, um seinen Mantel zu holen. Das Auftauchen des Krüppels konnte kein Zufall sein. Dorian war sofort aufgefallen, daß ihn der Portier so seltsam angesehen hatte. Wahrscheinlich hatten die Krüppel ihn aufgesucht und ihm Dorians Foto gezeigt. Und als er aufgetaucht war, hatte der Portier dann nichts Eiligeres zu tun gehabt, als die Krüppel davon zu verständigen.
    Dorian nahm seinen Mantel vom Haken, zögerte und hängte ihn wieder auf. Statt dessen nahm er einen anderen Mantel, der von dunkelblauer Farbe war und etwa seiner Größe entsprach. Er legte ihn sich über den Arm und kehrte in die Bar zurück. An der Theke saß nur eine einzige Frau. Sie war schon ziemlich beschwipst, bot aber wahrscheinlich in nüchternem Zustand keinen viel reizvolleren Anblick.
    „Hier ist nicht viel los“, sprach Dorian sie an.
    „Stimmt, Mac“, lallte sie. „Ich wüßte was, wo es viel lustiger zugeht. Barney’s Sado-Maso Saloon. Dort kommt jeder auf seine Rechnung. Aber ohne Partner geht man dort besser nicht hin. Ist so schon teuer genug, aber wenn man sich noch erst einen Boy mieten muß …“
    „Also, auf zu Barney!“ sagte Dorian.
    „Träume ich?“ Sie stierte Dorian wie ein Gespenst an.
    „Willst du nun zu Barney oder nicht?“
    Sie rutschte vom Barhocker und fiel ihm um den Hals. „Du bist einfach süß, Mac!“
    Er begleitete sie in die Garderobe und half ihr in die Pelzjacke. Bevor sie wieder hinausgingen, griff er sich schnell noch einen Hut, der ihm gut um zwei Nummern zu groß war, sich aber tief in die Stirn drücken ließ.
    Auf der Straße drückte sie sich fröstelnd an ihn. Dorian war es nur recht. Er hatte richtig vermutet: Vor dem Hotel stand ein Wagen, in dem einige Männer saßen. Ohne Einzelheiten feststellen zu können, wußte Dorian, daß es sich um Mißgestaltete handelte.
    Sie mußten nicht weit gehen, bis sie ein freies Taxi fanden. Das Mädchen nannte eine Adresse in Greenwich Village und begann dann von Barney’s Maso-Show zu schwärmen, daß Dorian die Haare zu Berge standen. Besonders hatte es ihr der spezielle Kundendienst des Hauses angetan, wonach es den Gästen gestattet war, aktiv in das Geschehen einzugreifen. Man konnte auspeitschen und sich selbst auspeitschen lassen.
    Dorian ließ alles über sich ergehen. Er war froh, daß er den Krüppeln in letzter Sekunde entronnen war.
    Sie kamen durch eine dunkle Straße, in der einige verwahrloste Gestalten noch auf den Beinen waren. Ein offensichtlich Betrunkener taumelte auf einen Hausflur zu und verschwand darin.
    „Was ist hier los?“ fragte Dorian interessiert.
    „Da ist ein Asyl“, antwortete der Taxifahrer.
    „Halten Sie an!“ befahl Dorian.
    „He, Mac!“ rief das Mädchen empört. „Du willst doch nicht … Und was wird aus unserem Trip zu Barney?“
    Er steckte ihr fünfzig Dollar zu und sagte: „Kauf dir davon einen süßen Sado-Maso-Boy! Ich fürchte, ich bin nicht der richtige Typ dafür.“
    Er sprang aus dem Wagen. In einem Hausflur nahm er einem Betrunkenen dessen zerschlissenen
    Mantel ab, ohne daß dieser sich dabei in seinem Schlaf stören ließ. In die Fetzen gehüllt, suchte er das Männerasyl auf. Er mußte eine Gebühr von fünfzig Cents entrichten und durfte sich in einem riesigen Schlafsaal eine Matratze aussuchen.
    Dorian befürchtete, daß er in dem Gestank und Geschnarche kein Auge zubekommen würde, aber irgendwann übermannte ihn dann doch die Müdigkeit.
     

     

Im Halbschlummer hörte er Rascheln und Gemurmel. Er wollte sich auf die andere Seite herumdrehen, als ihm blitzartig bewußt wurde, wo er sich befand. Augenblicklich

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