0430 - Das Ultimatum der Cappins
im Hadeskeller aufgetrieben hast?"
Bully, in dieser Hinsicht ein ewiges Kind und von Natur aus unwahrscheinlich zurückhaltend, wurde richtig verlegen.
„Hadeskeller? Was ist denn das?"
Gucky grinste.
„Deine Stammkneipe, falls du das vergessen haben solltest."
Bully warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Atlan beugte sich interessiert vor und sah ihn forschend an.
„Eine Blonde? Sieh mal an! Erzähl doch mal."
Bully bis sich auf die Lippen.
„Ich weiß nichts von einer Blonden. Gucky hat geträumt. Kann sein, dass ich mal dort war, aber dann höchstens, um einigen Gästen der Regierung unser Nachtleben zu zeigen. Außerdem geht euch das überhaupt nichts an, was ich in meiner Freizeit treibe. Gucky, kümmere dich lieber um deine verfaulten Mohrrüben im Garten."
„Pöh!" machte Gucky und kehrte zum Bett zurück. Malerisch ließ er sich darauf nieder. „Ich brenne jetzt Schnaps davon", verkündete er stolz.
Bully schüttelte sich und schwieg.
Atlan wollte etwas sagen, aber der Interkom kam ihm zuvor.
Der Kommandant sprach: „An alle! Wir nähern uns der errechneten Position der Station."
Atlan nickte Bully zu.
„Es wird besser sein, wir warten in der Kommandozentrale.
Kommst du mit, Kleiner?"
Das galt Gucky, der seine eindrucksvolle Pose auf dem Bett aufgab und von den Polstern rutschte.
„Natürlich komme ich mit. Darum bin ich ja hier."
Die Station kam etwas später mSicht, und Atlan sah schon beim ersten Blick, dass ihr Flug umsonst gewesen war. Nur undeutlich war die gigantische Spindel unter den Sextadimschirmen zu erkennen, deren Lichtdurchlässigkeit schwankte. Manchmal wurde er völlig transparent, dann drang wieder kein Lichtstrahl durch ihn hindurch. Ob so oder so, die Erfahrung hatte ergeben, dass er für jede Materie und für jede Strahlung undurchdringlich war.
„Nichts mit der Kanone", knurrte Gucky enttäuscht. „Und ich hätte dem Monstrum so gern eine Fusionsbombe ins stählerne Fell geschmuggelt."
„Seit wann denn so kriegerisch?" erkundigte sich Atlan. „So kennen wir dich ja gar nicht."
„Die achttausend Cappins", gab Gucky zurück und wusste, dass die Erklärung genügte.
Sie folgten der Station in genügendem Sicherheitsabstand.
Zweimal wurden sie von aus der Sonne hervorschießenden Protuberanzen eingehüllt, aber die Schirme hielten. Die Tätigkeit der immer noch unruhigen Sonnenoberfläche hatte jedoch merklich nachgelassen. Einmal glaubte Atlan hinter dem Sextadimschirm Bewegungen erkennen zu können. Er bat den Kommandanten der SUN DRAGON, die Vergrößerung einzuschalten. Auf dem Panoramaschirm rückte die Station näher.
Atlan hatte sich nicht getäuscht. Verschiedenartig geformte Gestalten bewegten sich außerhalb der Station, aber noch innerhalb des Schutzschirms hin und her. Ihre Bewegungen verrieten, dass es sich um Roboter handelte. Die Station war also eindeutig dabei, sich selbst wieder zu reparieren. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie wieder voll einsatzfähig war.
Die Bedrohung für die Erde wuchs, denn wenn es auch noch eine Sicherheitsautomatik für „Rache und Vergeltung" gab, war die Erde verloren. Und möglich war schließlich alles, sonst wären die Cappins nicht gestorben.
„Ich habe es mir gedacht", sagte Atlan verbittert. „Und wir können nichts als zusehen. Ich glaube nicht, dass der Schirm auch nur für eine Sekunde abgeschaltet wird."
„Vielleicht, will die Station mal auf uns schießen", hoffte Gucky.
Atlan schüttelte den Kopf.
„Dazu ist sie zu vorsichtig. Sie geht kein Risiko ein. Nein, es ist besser, wir kehren nach Terrania zurück. Wenn Waringer und seine Leute sich beeilen, schaffen wir es vielleicht noch vor der Station."
Bully setzte sich, nachdem er die Station genügend lange betrachtet hatte.
„Ich stimme dir bei, Atlan. Hier ist nichts mehr für uns zu tun. Hier nicht und jetzt nicht. Nur zweihunderttausend Jahre in der Vergangenheit. Gehen wir, um Rhodan zu berichten."
Wenig später nahm die SUN DRAGON Kurs auf den Merkur.
Zurück blieb die Sonnenstation, das tödliche Erbe der alten Cappins, eine ewige Bedrohung der Menschheit im Schutz der Chromosphäre. Nur ihre einmalige Position hatte es bewirken können, dass man sie auch im Zeitalter modernster Technik niemals entdeckt hatte. Aber sie war da, und bald würde sie wieder einsatzbereit sein.
Noch aber wartete sie.
Rhodan nahm Atlans Bericht gelassen entgegen. Er verließ sich auf Waringer und seine Experten. Sie würden die
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