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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frage.«
    Der Wirt erschrak fast, als er von mir angesprochen wurde. »An… an mich?«
    »Ja.«
    Ich konnte die Frage noch nicht stellen, weil Gäste kamen. Sie mußten erst weggeschickt werden.
    »Was meinen Sie, Monsieur?« fragte er mich.
    »Sie haben eine Tochter?«
    »Ja, Colette heißt sie. Und einen Sohn Marcel.«
    »Mir geht es um die Tochter. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihr?«
    Virni regte sich auf. »Ich weiß nicht, was diese Fragerei soll. Was hat meine Tochter damit zu tun? Abbé, sagen Sie doch etwas. Das ist doch Unsinn, mich hier auszufragen.«
    »Monsieur Sinclair wird seine Gründe haben.«
    »Die habe ich in der Tat. Ich will Ihnen auch sagen, was mir mit Ihrer Tochter widerfahren ist, als wir uns kennenlernten.« Als ich die Geschichte erzählte, malte sich auf den Gesichtern der Männer das große Staunen ab. Besonders Virni zeigte Unglauben.
    Nach meiner Erzählung schlug er mit der Faust auf den Tisch. »Sie wollen uns hier ein Märchen auftischen, Monsieur.«
    »Wie käme ich dazu?«
    »Meine Tochter soll Sie niedergeschlagen haben?«
    »Sie versuchte es zumindest und verschaffte sich die Zeit, die sie brauchte, um zu fliehen.« Virni schüttelte den Kopf.
    Der Abbé dachte realistischer. »Können Sie sich einen Grund für das ungewöhnliche Benehmen der Colette Virni vorstellen?«
    »Nur raten. Ich habe das Gefühl, daß sie nicht auf der Seite ihres Vaters steht.«
    »Sie war mir immer ein gutes Kind!« rief der Wirt.
    »Ob sie möglicherweise gespürt hat, daß ich etwas besitze, das unter Umständen für sie gefährlich werden kann?«
    »Das Siegel!« sagte der Abbé.
    »Oder mein Kreuz.«
    »Das hieße also«, fuhr Bloch fort, »daß Colette auf der anderen Seite steht.«
    »So sehe ich es leider auch.«
    »Neiiin!« brüllte Virni. »Sie wollen mir hier etwas einreden. Das ist doch nicht wahr.«
    Ich hob die Schultern. »Welchen Grund hatte sie eigentlich, ein paarmal den Namen Gustave zu erwähnen? Ist das ihr Mann, ihr Freund oder ihr Partner?«
    »Colette ist nicht verheiratet!«
    »Wer ist dann Gustave?« fragte ich.
    »Das weiß ich doch nicht. Meine Tochter ist erwachsen, sie ist über Dreißig. Ich kann ihr nicht hineinreden und weiß nicht, mit wem sie ausgeht.«
    »Sie kennen die Leute aus dem Ort. Gibt es hier einen Gustave?«
    »Natürlich, aber die sind schon fast scheintot. Über Achtzig. Sie wird keinen von beiden gemeint haben.«
    Der Ansicht war ich auch.
    »Darf ich noch etwas sagen?« fragte Bloch und hob einen Arm. »Sie hatten doch einen Partner, Monsieur Virni. Hieß er nicht Gustave Rodin?«
    »Ja.«
    »Da haben Sie Ihren Gustave, Monsieur Sinclair.«
    »Aber er ist vor fünfzig Jahren getötet worden!« schrie Virni. Sein Gesicht lief krebsrot an. »Ich war selbst dabei und mußte mit ansehen, wie ihn das Feuer umfing. Es hat ihn zerstört. Von seinem Körper blieb nichts mehr zurück. So ist die Sache. Da können Sie sagen, was Sie wollen. Meine Tochter und Gustave Rodin, das ist lachhaft.«
    »Wir werden sehen«, sagte ich. »Manchmal ist das, was so tot scheint, in Wirklichkeit nicht tot. Es kann auch nur schlafen, Monsieur Virni. Das sollten Sie nicht vergessen.«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Irgendwann«, hauchte er mit ersterbender Stimme, »werde ich auf meine alten Tage noch wahnsinnig.« Er preßte sein Gesicht gegen die Handflächen und begann zu schluchzen…
    ***
    Es war ein Mann mit dem Kreuz!
    Colette hatte es zwar nicht gesehen, aber genau gespürt. Da war etwas gewesen, das ihr fast körperliche Schmerzen bereitet hatte. Eine furchtbare Sache, die mit diesem Fremden zusammenhing.
    Aber den hatte sie abschütteln können.
    Wirklich für immer?
    Colette glaubte es nicht. Sie erstickte fast an ihrem Haß und auch an der Tatsache, daß sie es gewesen war, die in die Berge hetzte und sich versteckt hatte wie ein Tier.
    Durch ihren Körper lief ein Schütteln. Aus ihrem Versteck starrte sie auf die Hausdächer von Alet-les-Bains. Dort lebten die Menschen und wußten von nichts.
    Nicht einmal ihr Vater wußte es. Sie hatte ihr Geheimnis vor ihm verbergen können. Wahrscheinlich wäre es auch nicht soweit gekommen, hätte er ihr nicht vor Jahren, als die Mutter starb, sein Herz geöffnet und über die Vorgänge berichtet, die ihn so fasziniert und leider auch gezeichnet hatten.
    Colette erholte sich nur langsam. Das Auftauchen des Fremden hatte sie wie einen geistigen Messerstich gespürt, der immer weiter wühlte und sie irgendwann verzehren

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