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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lieber!« Virni spürte den leichten Druck. Er folgte ihm und ging die ersten Schritte, die ihn näher an den schwarzen Sarg heranbrachten. An den Kopf- und Fußenden standen keine Kerzen.
    Er schaute auf den Deckel und sah dort das Muster aus Licht und Dunkel über das Holz huschen.
    »Wir haben jemanden mitgebracht«, erklärte ihm der Abbé. »Sie müssen ihn sehen, denn er ist wichtig.« Pierre hob die Schultern. Der Abbé aber nickte seinen Leuten zu, die genau wußten, was sie zu tun hatten.
    Zwei von ihnen lösten sich aus der Formation, bückten sich und öffneten die Verschlüsse, damit sie den Deckel anhieven konnten.
    Er klappte hoch.
    Pierre Virni hörte sich selbst atmen. Zwar zeigte er vor Toten oder Särgen keine Panik, heute aber war alles anders geworden.
    So unheimlich und unwirklich…
    Von einer Prozession war gesprochen worden, von der Kathedrale, und jetzt öffneten die beiden den Deckel des Sargs, und Virni konnte sehen, wer darin lag.
    Es war ein silbernes Skelett!
    ***
    Mit allem hatte er gerechnet, mit einer verwesten Leiche oder durcheinandergewirbelten Knochenteilen und blanken Schädeln, aber nicht mit diesem Anblick.
    Ein silbernes Skelett!
    Gütiger Himmel. Wie war das möglich? Weshalb brachten die Männer ein silbernes Skelett mit?
    Selbst der Abbé verneigte sich davor, als er es anschaute, denn das Skelett mußte etwas ungemein Wichtiges sein. Für diese Männer wertvoll.
    Auch Pierre Virni spürte, daß er es nicht mit einem normalen Toten zu tun hatte. Nicht, daß er sich vor dem Anblick gefürchtet hätte, aber das silberne Skelett strahlte etwas aus, das er mit Worten nicht umschreiben konnte.
    War es eine gewisse Autorität oder das Gefühl, über mehr Bescheid zu wissen als andere?
    Pierre konnte sich auf diese Frage keine Antwort geben, auch die anderen sagten nichts, aber der Abbé schob den Wirt so nahe an den Sarg heran, daß Virni schon die Wärme des Kerzenscheins auf seiner Haut spürte.
    Da sich die Flammen bewegten, blendeten sie ihn auch. Er blinzelte einige Male und vernahm die flüsternde Stimme des Abbés, wobei die Worte dennoch überdeutlich und mit einem rollenden R ausgesprochen wurden.
    »Es ist unser großes Geheimnis. Eines der Rätsel der Templer, wenn Sie verstehen…«
    »Nein.«
    »Dann will ich es Ihnen sagen. Nur wenige Menschen wissen davon. Deshalb müssen Sie dieses Geheimnis hüten. Versprochen?«
    »Ja…«
    Mit einer Hand hielt Bloch den Mann fest, den anderen Arm streckte er aus und deutete auf den Sarg. »Das dort ist Hector de Valois, er hat die Kathedrale der Angst gebaut…«
    Virni schloß sekundenlang die Augen. Nicht etwa, weil er geblendet worden war. Er mußte dies tun, denn die Vergangenheit schien ihn überrollen zu wollen. Die nächsten Worte des Abbés vernahm er wie aus weiter Ferne.
    »Deshalb finden wir uns in der nächsten Nacht zu einer Prozession der Templer zusammen, um das silberne Skelett Hectors in die Kathedrale der Angst zu bringen…«
    ***
    Pierre Virni hatte kaum bemerkt, daß man ihn wieder aus der Leichenhalle führte. Erst als die Strahlen der Sonne gegen sein Gesicht tupften, kam er wieder zu sich, blinzelte, schaute zu Boden, sah gleichzeitig das Gesicht des Abbés und dessen sehr ernst blickende Augen. »Ich weiß, was Sie denken, Monsieur Virni, aber Sie haben keinen Traum erlebt. Lassen Sie sich das gesagt sein.«
    Pierre wischte über seine Augen. »Es kommt mir so vor. Ich… ich kann es nicht fassen.«
    »Verständlich, aber Sie müssen mir glauben.«
    Der Wirt nickte. »Klar, ich kenne den Namen de Valois. Er hat hier auch gelebt, aber war er nicht ein aufrechter Mensch gewesen? Die Kathedrale besitzt eine schlimme Atmosphäre. Sie ist mit dem Gefühl der Angst oder mit dem Grauen gefüllt. War das die Absicht des Hector de Valois?«
    »Nein, sie war es nicht.«
    »Weshalb dann dieses schlimme Ereignis vor fünfzig Jahren?«
    »Das will ich Ihnen sagen. Auch ein Hector de Valois hatte Feinde, sehr mächtige aus der Hölle sogar, aber da muß man spezifizieren, denn die Hölle besitzt einen mächtigen Diener, der sich Baphomet nennt. Er ist derjenige, der es versucht und wohl auch geschafft hat, der Kathedrale seinen Stempel aufzudrücken.«
    Virni lächelte etwas verloren. »Ich habe in den letzten Jahren selten Angst verspürt, diesmal jedoch überkommt mich das Gefühl mit seiner ganzen Wucht. Irgendwie komme ich mir vor, als würde ich in einer Falle stecken. Können Sie das verstehen, Abbé?«
    »Ja.

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