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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Plan gelingt.«
    Er winkte ab. »Das ist mir egal, wenn ich nur meine Tochter wiederfinde.«
    »Vielleicht gelingt Ihnen das.«
    Sein Lachen klang gallig. »Wo denn? In der Kathedrale?«
    »Zum Beispiel.«
    Erst wollte er widersprechen, dann dachte er genauer über meine Antwort nach, duckte sich und hauchte: »Das wäre ja schrecklich.«
    »Rechnen Sie jedenfalls mit dem Schlimmsten.«
    »Das muß ich dann wohl.«
    »Sicher.«
    Ich ging einige Schritte zurück. Dort stand ich etwas höher und hatte einen besseren Blickwinkel. Mir war zwischen den Häusern der flackernde Lichtschein aufgefallen. Von einer Straßenlaterne stammte er nicht, die bewegten sich auch nicht weiter, demnach mußte die Prozession der Templer schon begonnen haben, denn mir war versichert worden, daß die Mitglieder Fackeln tragen sollten.
    »Sie sind unterwegs!« sagte ich.
    »Ja, ich habe es gesehen.« Pierre drehte sich um. »Ich werde ihnen entgegenlaufen.«
    »Nein, lassen Sie mal, wir warten hier.«
    Virni war gereizt. Er hätte mir am liebsten widersprochen, doch er schwieg und nickte nur.
    Ich behielt den flackernden, wandernden Schein im Auge, der sich zwischen den Gassen bewegte, an den Hauswänden in die Höhe glitt und auch über die Dachrinnen der Dächer strich und sie mit einem rotgelben Schein belegte.
    Ich trat meine Zigarette aus. Es war die letzte aus der Schachtel gewesen. Nicht weiter tragisch, ich würde auch ohne das Zeug auskommen. Der Schein näherte sich uns. Er strich bereits voraus, denn die Prozession mußte schon die Kurve der schmalen Straße erreicht haben. Dann erschienen sie. Ich blieb stehen, denn ich wollte mir das feierliche und gleichzeitig unheimliche Bild einprägen.
    An der Spitze schritt Abbé Bloch. Er trug ebenfalls eine lange Kutte, auf der ein Kreis gemalt war, in dem das große T in einem blutigen Rot leuchtete.
    Vielleicht war der Gesichtsausdruck der Männer feierlich, so genau konnten wir es nicht erkennen, da sich der Widerschein der Fackeln darauf gelegt hatte und den Gesichtern praktisch von einer Sekunde zur anderen einen neuen Ausdruck verlieh.
    Die Schritte der Templer hörten wir nicht. Dafür aber die Hufe der beiden Maultiere, die den offenen Karren zogen, auf dem ein pechschwarzer Sarg stand.
    Auch über ihn geisterte der Schein und schuf auf seinem Deckel ein unruhiges Muster.
    Der Sarg, die Fackeln, die Männer - sie boten einen gruseligen Anblick, als sie aus der Kurve kamen, sich uns näherten und der Schein auch uns traf. Pierre Virni hielt es nicht mehr aus. Er ging auf den Abbé zu, wollte ihn ansprechen, doch dessen schroffe Handbewegung ließ ihn verstummen. Der Templer hatte sich verändert. Durch das Anlegen des Gewands schien er ein anderer geworden zu sein.
    Etwas verstört zog sich Pierre zurück. »Wir sollen da mitgehen?« fragte er mich.
    »So ist es vorgesehen.«
    »Und? Sind Sie dabei?«
    »Ich denke schon.« Er strich über sein Haar. Die Prozession hatte uns jetzt erreicht. Neben dem auf der Ladefläche stehenden Sarg schritten die Templer her. Starr waren ihre Gesichter. Sie glichen eisernen Masken. In ihren Pupillen spiegelte sich der tanzende Feuerschein wider und ließ sie aussehen, als wären sie durch kleine Streichholzflammen in Brand gesteckt worden.
    Ich hatte zwar nicht in den Sarg hineingeschaut, wußte aber trotzdem, was er verbarg. Das silberne Skelett Hectors! Als ich daran dachte, wurde mir schon komisch zumute. Da lag zum Greifen nahe praktisch die Person, die in mir wiedergeboren war. Sich darüber klarzuwerden und es richtig zu erfassen, kostete mich schon einiges an Beherrschung.
    Die Situation hatte sich verändert, die Umgebung eine andere Atmosphäre erhalten. Vielleicht war es auch der Widerschein der Fackeln, der der Umgebung einen Zauber verlieh, wie er besser ins Mittelalter gepaßt hätte.
    Die Schatten an den Hauswänden, die zuckenden Reflexe, die tanzenden Feuer, sie alle schienen von Geschichten zu erzählen, die tief in der Vergangenheit verborgen lagen.
    Nur die beiden Maultiere ließen sich davon nicht beeindrucken. Mit hängenden und nickenden Köpfen trotteten sie ihren Weg.
    Pierre Virni kam näher. »Wann wollen Sie sich denn einreihen?«
    »Zum Schluß.«
    »Warum?«
    »Das ist ihr Spiel, Monsieur. Wir sind nur Zuschauer.«
    Er schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich will nicht nur Beobachter sein. Wo Sie mir den Floh mit meiner Tochter ins Ohr gesetzt haben, möchte ich mitmischen.«
    »Das steht Ihnen frei, Monsieur.« Die

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