0432 - Die Rache der Kobra
den Materiesender im Arsenal in der Dimensionsnische »unterhalb« seiner Villa benutzt, und Gryf war ihnen später gefolgt. Doch sie waren umgelenkt worden. Ein MÄCHTIGER, eins jener unbegreiflichen schwarzmagischen Wesen, von denen niemand wußte, woher sie wirklich kamen und wie sie wirklich aussahen, hatte die Transmitter-Straße von der Erde nach Ash’Cant gestört. Erst, als es ihnen gelang, den MÄCHTIGEN zurückzuschlagen und zur Flucht zu zwingen, hatten sie jene andere Welt, auf die es sie verschlagen hatte, wieder verlassen und heimkehren können.
Im Laufe dieser Aktion war Gryf, dem Druiden, ein furchtbares Unglück passiert. Er hatte sich während des Transmitter-Transports mit einem Vampirwesen vermischt! Seitdem trug er den fledermausähnlichen, riesigen Vampirschädel auf den Schultern seines menschlichen Druidenkörpers, und auch seine Hände waren vampirisch. Der Fledermausvampir dagegen trug Gryfs Kopf und Gryfs Hände! Und irgendwie mußte auch Gryfs Psyche ebenso wie die des Vampirs aufgespalten und vermischt worden sein, denn in beiden Körpern befand sich etwas von Gryfs Geist und Verhaltensmustern, und auch etwas von dem Vampir, dessen Blutdurst immer wieder versuchte, die Oberhand zu gewinnen. Gryf kämpfte mühsam dagegen an.
Und nun wußte niemand, wie diese Vermischung wieder rückgängig zu machen war. Etwas Vergleichbares hatte niemand von ihnen jemals zuvor erlebt, weder Zamorra, Nicole oder die Druidin Teri Rheken, noch Gryf ap Llandrysgryf selbst, obgleich er, der normalerweise aussah wie ein zwanzigjähriger, fröhlicher großer Junge mit wildem Blondschopf, mehr als achttausend Jahre alt war.
»Wenn jemand helfen kann, dann ist es Merlin«, schlug Teri Rheken vor.
»Aber Merlin befindet sich immer noch in seiner Schlafkammer, wo er seine verbrauchten Kräfte regeneriert«, wandte Gryf in wachsender Verzweiflung ein. »Niemand kann ihn dort erreichen und aufwecken! Er muß schon von selbst erwachen, wenn es an der Zeit ist! Aber so lange will ich nicht warten!«
»Es könnte schon morgen der Fall sein, oder bereits in diesem Augenblick«, gab Zamorra zu bedenken. »Niemand weiß es. Teri sollte dich nach Caermardhin bringen, und den Vampir ebenfalls. Dann seid ihr anwesend und bereit, wenn Merlin erwacht.«
»Es kann aber auch Wochen und Monate dauern«, protestierte Gryf. »So lange kann und will ich nicht warten. Das Vampirische in mir wird stärker! Ich weiß nicht, wie lange ich es noch kontrollieren kann, verdammt!«
Für ihn war diese Vermischung besonders tragisch. Von Geburt an war er ein Vampirhasser gewesen. Er hatte die Langzahnigen gejagt und keinen von ihnen verschont, wenn er sich erst einmal auf die Spur eines Blutsaugers gesetzt hatte. Er war sogar bereit gewesen, Nicole Duval einen geweihten Eichenpflock ins Herz zu stoßen, als sie auf dem Silbermond von dem MÄCHTIGEN Coron durch Schwarze Magie vorübergehend zu einer Vampirin gemacht worden war. [1]
Und nun war er selbst drauf und dran, ein Vampir zu werden…
»Ich sehe keine andere Möglichkeit, als auf Merlin zu warten, Gryf«, sagte Zamorra.
»Sara Moon ist Merlins Tochter«, sagte der Druide. »Nehmt sie gefangen, bringt sie hierher und zwingt sie, den Zauber von mir zu nehmen. Sie dürfte Merlins Magie ebenso beherrschen wie jene Kräfte, die ihre Mutter Morgana, die Zeitlose, ihr hinterlassen hat. Sie kann es schaffen.«
»Wir hatten Sara Moon schon einmal in unserer Gewalt und wollten sie zu etwas zwingen«, murmelte Nicole. »Aber es ist uns nicht gelungen. Glaubst du, diesmal würde es funktionieren?«
»Vielleicht«, hoffte der Druide. »Tut, was ich sage. Und beeilt euch damit. Es wird von Stunde zu Stunde schwerer, das Vampirische zu kontrollieren.«
»Wir werden tun, was wir können«, versprach Ted Ewigk.
Und dann betraten sie den Keller, durchschritten die magische Tür in die andere Dimension und benutzten den in der Zentrale des Arsenals befindlichen Materie-Sender, um nach Ash’Cant zu gelangen.
Zamorra hoffte, daß sie so nahe wie möglich an Sara Moons Palast ankamen - oder direkt in ihm.
Aber Hoffen und Harren hält manchen zum Narren, sagt das Sprichwort…
***
»Hoffentlich schaffen sie es diesmal«, sagte Teri Rheken. Die schöne Druidin mit dem bis auf die Hüften fallenden, goldenen Haar hegte ihre Bedenken. Sie hielt es nicht für gut, daß Ted selbst nach Ash’Cant ging. Er war ihrer Ansicht nach zu gefährdet. Sicher, er besaß einen Machtkristall. Er war auch
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