0433 - Die Stadt der tausend Fallen
war es immer schwieriger geworden, an begehrte Opfer heranzukommen. Irgend etwas in der gewohnten Umgebung des Prilla hatte sich geändert. Mit dem Instinkt eines Raubtiers fühlte der Prilla, dass entscheidende Veränderungen vorgegangen waren. Bisher hatten glänzende Flugwesen für die Ernährung des Prilla gesorgt, so dass er nur ab und zu aus Spaß Jagd gemacht hatte. Dabei hatte er sein Wohngebiet, das sandige Ufer eines zwei Kilometer durchmessenden Sees, jedoch niemals verlassen. Nun war er gezwungen, in die Gebiete anderer Tiere einzudringen, denn es wurde ihm keine Nahrung mehr gebracht. Er jagte nicht mehr zum Vergnügen, sondern aus Hunger. Er jagte, weil seine sieben Kinder nach Nahrung schrien.
Zweimal war er in den letzten Tagen in die Gebiete fremder Großtiere eingedrungen. Jedes Mal war es zu einem erbitterten Kampf gekommen. Der Prilla, belastet durch das Gewicht seiner Kinder, hatte die Auseinandersetzungen nicht siegreich beenden können und war in die Flucht geschlagen worden. Jetzt jagt er kleineres Wild. Es stillte zwar nicht so gut den Hunger, aber es war dafür ungefährlicher zu erlegen.
Der Prilla schob sich schwerfällig auf seinen acht Beinen voran.
Sie waren zu beiden Seiten seines tonnenförmigen Körpers angeordnet. Einen Kopf im üblichen Sinne besaß der Prilla nicht.
An der Vorderseite seines Körpers gab es eine sichelförmige Erhöhung, in der zwei starre Augen und ein rundes Riechorgan saßen. Unterhalb der Sichel trug der Prilla einen gezahnten Schnabel von fast einem Meter Breite. Dieser und der schwere Panzer waren die beiden stärksten Waffen des Prilla. Das Raubtier hatte einen Hügel erstiegen und beobachtete aus dem Schutz eines Gebüsches seine Umgebung. Die nicht greifbare Veränderung seiner Umgebung war ihm deutlich bewußt.
Sie und das Schreien der hungrigen Kinder machten ihn zu einer zornigen und unberechenbaren Bestie.
Der Prilla lebte am Rand jener leuchtenden Barriere, die sich nicht durchdringen ließ. Seitdem er jagte, herrschte er allein um das gesamte Gebiet rund um den See. Das herausfordernde Gebrüll anderer großer Tiere bestärkten den Prilla jedoch in seiner Sorge, dass seine Kinder gefährdet waren. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die ersten von Hunger getriebenen Gegner in sein Gebiet wagten. Unten im Tal sah der Prilla den See liegen, an dessen Ufer er gelebt hatte, solange er sich erinnern konnte. Er sehnte sich nach der Ruhe vergangener Tage zurück, ahnte jedoch, dass sie für immer verloren waren. Der Lärm, den seine Kinder vollführten, war ein störender Faktor, denn er warnte die meisten Tiere, auf die der Prilla Jagd machte. Andererseits wollte er die Jungen nicht außerhalb der Hautnäpfe in einem Versteck zurücklassen, denn das konnte ihren Tod bedeuten. Zwar waren sie schon kräftig und fähig zu kämpfen, aber den meisten Gegnern würden sie unterliegen. Der Prilla schob sich langsam herum, um die Gegend besser beobachten zu können. Seine mächtigen, krallenbewehrten Füße hinterließen tiefe Spuren im Boden.
Der Prilla öffnete probeweise den Schnabel und ließ ihn wieder zuschnappen. Das metallisch klingende Geräusch versetzte seine Jungen einen Augenblick in Aufregung, denn für sie war es ein Signal zur Nahrungsaufnahme.
Mühelos schob der Prilla seinen acht Tonnen schweren Körper ein paar Meter den Hügel hinab. Dann erstarrte er. Unten im Tal erkannte er eine Bewegung. Im ersten Augenblick dachte er, die glänzenden Flugwesen, die ihn früher mit Nahrung versorgt hatten, wären zurückgekehrt. Seine Drüsen reagierten auf den Anblick sich bewegender Wesen. Unter seinem Panzer quoll Schaum, hervor.
Der Prilla richtete sich auf und nahm Witterung. Dort unten am See bewegten sich fünf Gestalten. Nur eine davon war so groß, dass sie dem Prilla Widerstand leisten konnte. Alle anderen betrachtete das Raubtier als leichtes Opfer.
Eines erstaunte den Prilla: Wieso fiel das große Wesen nicht über die vier anderen her und fraß sie auf? Unter den gegebenen Umständen wäre das vernünftig gewesen.
Der Prilla schnaubte und stürmte den Hügel zum See hinab. Die Jungen schienen zu ahnen, dass ihr Vater auf Jagd ging, denn sie kämpften wie wild gegen die Umklammerung der Hautnäpfe an und versuchten, aus ihnen zu entkommen.
5.
Die gepolsterten Ausleger tauchten behutsam in das Becken und schoben die Antigravplatte unter Ribald Corello. Der Mutant schwebte auf dem Rücken in der milchigen Flüssigkeit
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