0433 - Die Stadt der tausend Fallen
und versuchte sich zu entspannen. Bisher hatte ihn ein Merkalbad immer erfrischt, doch diesmal war der Erfolg ausgeblieben.
Ein Gedankenimpuls Corellos ließ die Kraftfelder des Projektors wirksam werden. Corellos tropfnasser Körper glitt aus dem Becken. Warmluft umwehte ihn. Behutsam rotierende Massagearme tasteten sich über seine Haut.
„Aufhören!" befahl er.
Hinter ihm ertönte ein gurgelndes Geräusch. Die Merkalflüssigkeit wurde aus dem Becken ausgesaugt. Scheinbar hilflos wirbelten die Greifarme des Auslegers durch die Luft.
Schwerelos schwebte Corello zu seinem Ruhelager hinüber.
Nach jedem Bad pflegte er dort ein paar Stunden zu schlafen.
Diesmal, so ahnte er, würde der ersehnte Schlaf nicht kommen.
Der hässliche Mutant stöhnte leise. Er war so erschöpft und niedergeschlagen, dass er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Er wusste, dass er die Kontrolle über die Stützpunktanlagen innerhalb der Lasztman-Ballung verloren hatte, weil er nicht mehr in der Lage war, klare Befehle zu geben. Immer wieder erschienen vor seinen geistigen Augen sein Vater und seine Mutter und redeten auf ihn ein. Sie wirkten so lebendig, dass ihr Erscheinen jedes Mal einen Schock in Corello auslöste. Beide warnten ihn vor verbrecherischen Taten und forderten ihn auf, sich nicht länger gegen die Menschheit zu stellen.
Corello sank langsam auf das Lager hinab, das sich seinem missgestalteten Körper sofort anpasste. Er lag da und starrte zur Decke hinauf. Dunkel!
Sein Gedankenbefehl ließ die Beleuchtung des Raumes erlöschen.
Plötzlich wurde sich der Mutant seiner unendlichen Einsamkeit bewußt. Nur von Robotern umgeben, lebte er innerhalb eines Tempels, der den Mittelpunkt des Tapuriums bildete. Ich bin lebendig begraben, dachte er. Er hörte sich schluchzen. In der Dunkelheit kam ihm das Geräusch unheimlich vor. Er schaltete die Beleuchtung wieder ein. Seine Blicke fielen auf das inzwischen geleerte Becken. Zum erstenmal dachte er daran, seinem Leben ein Ende zu machen. Es wäre so einfach gewesen. Hineingleiten ins Merkalbad, ein kurzer Todeskampf - vorbei.
Er befahl zwei Roboter zu sich. Sie hoben ihn auf und flogen mit ihm in den Raum hinüber, wo sein Schrein stand.
„Zeigt mir meine Mutter!" ordnete Corello an.
Zwei andere Roboter sanken zu dem Schrein hinab und öffneten den Sarg, der auf dem Dach stand.
Corello starrte hinab.
Im Sarg lag seine Mutter. Gevoreny Tatstun, eine Frau von ungewöhnlicher Schönheit. Konservierungsstoffe hatten sie erhalten. Manchmal hatte Corello den Eindruck, es bedürfte nur eines Anstoßes, um sie zum Verlassen des Sarges zu bewegen.
Aber sie war tot, endgültig tot.
„Mutter!" rief Corello. „Was soll ich nur tun?"
Aber die Gestalt dort unten im Sarg hatte nichts mit den Visionen zu tun, unter denen der Mutant in letzter Zeit litt. Er war sich darüber im klaren, dass es die Stimme seines Unterbewusstseins war, wenn ihm sein Vater und seine Mutter erschienen.
Hatte ihn der Anblick seiner toten Mutter früher beruhigt, so wühlte er ihn jetzt innerlich auf.
„Zumachen!" schrie er mit schriller Stimme. „Vorwärts, ihr Tölpel.
Verschließt den Sarg!"
Der Sarg schloss sich. Corello atmete schwer. Er ließ sich von den Robotern in einen Schaltraum bringen und nahm dort an den Kontrollen Platz. Auch hier saß er in einem speziell für ihn konstruierten Sessel, dessen Nackenstütze den übermäßig großen und schweren Kopf des Mutanten festhielt. Corello blickte auf die Bildschirme. Er war hergekommen, um sich abzulenken. Vielleicht gelang es ihm doch noch, klare Entscheidungen zu treffen und die frühere Situation wiederherzustellen. Corello spürte, wie zerrissen er innerlich war. Ein Teil seines Verstandes sehnte sich nach geordneten Verhältnissen, die ihm gestatten würden, alle anderen Lebewesen zu beherrschen. Andererseits wünschte er, dass die einmal begonnene Veränderung schnell vorbeigehen würde, damit er eine Antwort auf alle Fragen erhielt, die ihn bedrängten.
Ein Wort fiel ihm ein. Ein Wort, das ihm seine Mutter genannt hatte. Offensivprogramm!
Das Wort hatte eine schreckliche Bedeutung. Es stempelte ihn, den Mächtigen, zu einem Sklaven einer Machtgruppe!
Offensivprogramm!
Corello erschauerte, wenn er daran dachte. Dieses Wort bedeutete nichts anderes, als dass Anti-Priester und verbrecherische Ara-Mediziner ihn programmiert hatten.
Er hatte niemals für sich selbst gearbeitet, sondern für Verbrecher, die mit seiner Hilfe die
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