0433 - Die Stadt der tausend Fallen
solare Menschheit in ihrem Expansionsdrang aufhalten wollten. Für die Antis und Aras war Corello nur ein Werkzeug gewesen.
Offensivprogramm!
Die Frage war nur, wie sie es geschafft hatten. Wie waren sie an ihn herangekommen? Was hatten sie getan, um ihm die Erinnerung zu nehmen? Zweifellos war er nach einiger Zeit der Kontrolle dieser Machtgruppe entglitten, wenn er auch noch in ihrem Sinne weitergearbeitet hatte. Corellos Blicke saugten sich an den Bildschirmen der Kontrollanlage fest. Die Informationen, die ihm sein Unterbewußtsein lieferten, brauchten nicht zu stimmen.
Es konnten die Phantasien eines Kranken sein.
Über den Bildschirmen schwebte eine schattenhafte Gestalt.
Große Augen blickten auf Corello hinab.
„Deine Mutter lügt nicht, Ribald!"
Corello wischte sich mit einem Händchen über die Augen. Die Gestalt löste sich auf.
Seltsam! dachte Corello. Die Vision seines Vaters konnte er viel leichter vertreiben als die seiner Mutter. Das konnte nur an dem besonderen Verhältnis liegen, das er zu seiner Mutter hatte.
Corello strahlte einen Psi-Impuls ab. Einer der Bildschirme zeigte eine Straße in Tapura. Die Stadt machte einen verlassenen Eindruck.
Kein Wunder! dachte Corello. Meine Sklaven, die dort leben, warten auf Befehle. Sie wissen nicht, was los ist. Die Situation auf Gevonia war überall die gleiche. Menschen, die daran gewöhnt waren, dass man ihnen alle Handlungen vorschrieb, lebten jetzt ziellos dahin.
Das Bild wechselte. Corello sah den freien Platz mit der Säule.
Irgendwie stand sie im Zusammenhang mit dem Wort Offensivprogramm. Aber sie hatte auch noch eine andere Bedeutung, die Corello noch nicht einmal zu erahnen vermochte.
Ein Gedankenimpuls Corellos genügte, um eine Vergrößerung auf den Bildschirm zu bringen.
Am Rande des freien Platzes stand das blinde Mädchen!
„Kytoma!" stieß Corello hervor. Er hatte sie in den letzten Tagen völlig vergessen.
Sie schien zu spüren, dass sie beobachtet wurde, denn sie bewegte lauschend den Kopf.
Ihr Anblick steigerte noch Corellos Verwirrung. Er erinnerte sich daran, wie er sie gewaltsam zu sich hatte bringen lassen, nachdem es ihm nicht gelungen war, sie hypnosuggestiv zu beeinflussen. Schon damals hatte sie ihm Respekt eingeflößt.
„Kytoma!" wiederholte er, beinahe ehrfurchtsvoll.
Er sah, wie sie sich der Säule näherte und einen seltsamen Tanz begann. Ihre Schritte wirkten so sicher wie die eines Sehenden, und Corello war sicher, dass sie auch sehen konnte - auf ihre eigene, unverständliche Art.
Das Mädchen tanzte um die Säule herum. Sie schien eins zu werden mit den in den Monolith gehauenen Körpern.
Kytoma!
Diesmal war es ein telepathischer Befehl, aber er erreichte das Mädchen nicht. Sie war immun gegen Corellos psionische Kräfte.
Corello versuchte sich zu erinnern, warum er sie damals nicht getötet hatte. Hatte er sie verschont, um sie später, wenn er noch stärker geworden war, unter Kontrolle zu bekommen?
Er erinnerte sich an ihre Worte, als sie damals bei ihm gewesen war und ihm gegenübergestanden hatte.
„Sie sind der Schreckliche, nicht wahr?"
Diese Worte hatten ihn tief getroffen. Irgendwie wollte er ihre Anerkennung erreichen.
Sie hatte ihn um nichts gebeten. Er hatte auch keine Angst bei ihr feststellen können.
Er versuchte es noch einmal. Kytoma!
Das Mädchen tanzte weiter. Seine Schritte wirkten leicht. Es spiegelte sich in den Kristallplatten, mit denen der Boden bedeckt war.
Plötzlich wurden die Bildschirme dunkel.
Corello zuckte zusammen. Weitermachen! befahl er. Seine parapsychischen Sinne suchten nach der Fehlschaltung, konnten sie jedoch nicht finden.
Sekunden später leuchteten die Bildschirme wieder auf.
Gleichzeitig schaltete sich die Alarmanlage ein. Corello richtete sich auf. Jemand war durch den Schutzschirm ins Tapurium eingedrungen. Corello suchte angestrengt nach den Gedankenimpulsen fremder Wesen, aber er spürte nur die Mentalströmungen der im Tapurium lebenden Tiere. Wie war das möglich? Die Alarmeinrichtungen im Tapurium arbeiteten einwandfrei. Er hatte sie wieder und immer wieder überprüft.
Das konnte nur bedeuten, dass jemand mit einem mentalstabilisierten Gehirn durch den Schutzschirm gekommen war. Corellos Gesicht zuckte. Sein kleiner Mund wollte ein paar Worte formen. Auf einem der Bildschirme war die tanzende Kytoma zu sehen.
Ihr Siegestanz! dachte Corello unwillkürlich.
Dann beruhigte er sich. Auch ein Wesen mit einem mentalstabilisierten
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