0433 - Die Stadt der tausend Fallen
Der Anfall war vorüber.
Corello starrte auf die Bildschirme. Er hatte fast alles vergessen, was die Erscheinung gesagt hatte. Geblieben waren Unsicherheit und Furcht. Ein Blick auf den Bildschirm zeigte ihm, dass Kytoma vom Tanz erschöpft neben der Säule lag. Sie bewegte sich nicht.
Corello schaltete mit einem Psi-Impuls die Alarmanlage aus.
Jetzt, da die inneren Stimmen verstummt waren, konnte er sich wieder der Verteidigung des Tapuriums zuwenden. Er musste seinen engsten Machtbereich absichern. Niemand durfte bis in den Tempel vordringen.
Die Ermahnungen seiner Mutter waren vergessen. Corello rief ein paar Roboter zu sich. Er befahl ihnen, den Tempel zu verlassen und das Tapurium nach Fremden abzusuchen. Wenn sie jemand fanden, sollten sie rücksichtslos das Feuer eröffnen.
Corello sah, wie Kytoma sich erhob und mit schlafwandlerischer Sicherheit auf eines der Häuser am Rande des freien Platzes zuging und darin verschwand. Er atmete auf, als er sie nicht mehr sehen konnte. Ihre Bewegungen erinnerten ihn an etwas.
„Durst!" sagte Corello. Von der Decke senkte sich ein Metallarm herab, der Corello einen Sauger hinstreckte. Corello schob ihn in den Mund und begann zu trinken. Es schmeckte ihm nicht. Er hatte in den letzten Tagen nur wenig Nahrung zu sich genommen, denn seine Magennerven waren überanstrengt. Er spie den Sauger aus. Ein paar Tropfen der goldgelben Flüssigkeit fielen auf sein Gesicht, dann wurde der Sauger zurückgezogen. Corello beobachtete die Kontrollen. Die Verteidigungsanlagen des Tempels funktionierten einwandfrei.
Seine Gegner sollten nur kommen.
„Bei allen Planeten! Was ist das?"
Ras Tschubai war stehengeblieben und deutete zu dem Hügel hinauf, der rechts neben dem See lag. Atlans Blicke folgten dem ausgestreckten Arm des Teleporters. Ein Wesen, das auf den ersten Blick wie eine achtbeinige Riesenschildkröte aussah, kam den Hügel herabgestürmt. Es bewegte sich jedoch wesentlich schneller als eine Schildkröte und unterschied sich auch erheblich von einem solchen Tier. Atlan sah, dass das Monstrum zu beiden Seiten seines Körpers Hautkörbe besaß, in denen es kleinere Exemplare seiner Gattung mitschleppte. Vermutlich waren es die Jungen der Bestie.
„Es greift uns an!" rief Saedelaere alarmiert und riss seinen Strahler heraus. Atlan griff ebenfalls nach seiner Waffe.
„Wir schießen nur im Notfall", sagte er. „Ich möchte nicht, dass die Energieausstrahlung der Schüsse von Ribald Corello geortet wird."
Während sie ihre Aufmerksamkeit auf das gepanzerte Ungeheuer richteten, teilte sich hinter ihnen die Oberfläche des Sees, und ein auf vier tentakelartigen Beinen stehendes Wesen schwankte aus dem Wasser. Der Wasserbewohner besaß einen scheibenförmigen Körper von zehn Meter Durchmesser und drei Meter Höhe, aus dem zahlreiche Fühler und Greifarme ragten. Das Ding gab schmatzende Geräusche von sich. Es war mit Wasserpflanzen behangen. Tolot sah es zuerst.
„Gefahr von hinten!" meldete er ruhig.
„Gucky, du und Tolot kümmert euch um das Seeungeheuer, wir erledigen die Schildkröte", befahl Atlan.
Der Mausbiber schickte einen schwachen telekinetischen Impuls aus, mit dem er das Monstrum im See umwerfen wollte. Es misslang. Gucky war überrascht. Das eigenartige Wesen näherte sich dem Ufer. Jetzt, da es den See fast verlassen hatte, konnte der Ilt sehen, dass die Beine des Angreifers fast sechs Meter lang waren und sich an ihren Enden spreizten. An der Unterseite des Scheibenkörpers befand sich eine Blase aus glänzender Haut, die sich in regelmäßigen Abständen aufblähte. Damit schien das Monstrum zu atmen. „Jetzt bist du dran, Icho", forderte Gucky den Haluter auf.
Inzwischen hatte sich die 'Schildkröte' der Gruppe bis auf ein paar Meter genähert. Sie stampfte so fest auf, dass der Boden vibrierte. Sie besaß einen riesigen Schnabel, den sie gierig auf und zu klappte. Die Jungen, die sie in den Hautkörben mitschleppte, veranstalteten einen Höllenspektakel. An den Absichten der Bestie bestanden keine Zweifel mehr. „Feuer!" befahl Atlan. Er, Tschubai und Saedelaere eröffneten das Feuer aus ihren Impulsstrahlern.
Die gepanzerte Kreatur brüllte auf, als ihr Körper plötzlich in Flammen gehüllt war. Sie katapultierte in einer blitzschnellen Reaktion ihre Jungen aus den Hautkörben in sichere Entfernung von der sich entladenden Energie. Die jungen Prillas prallten hart auf den Boden und gingen sofort zum Angriff über.
„Nehmt ihr die
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