0434 - Die Mörderspinne
fort, als hätte es sie niemals gegeben.
»Was nun?« fragte Nicole, während Zamorra das Amulett aufhob und wieder an seiner Kette festhakte. »Hast du eine Ahnung, wie wir hierher gekommen sind?«
Er schüttelte den Kopf. »Keine. Ich weiß nicht einmal, wo wir uns befinden… aber wir sollten nicht hier anwachsen, sondern versuchen, uns in irgend eine Richtung durchzuschlagen. Mit etwas Glück schaffen wir es, in zwei oder drei Wochen den Rand des Dschungels zu erreichen…«
***
Sie schafften es in vier Minuten.
Sie befanden sich in einem Experimentalraum der biologischen Fakultät Akademgorodoks. Wie die Spinne in diesen abgeschirmten Bereich gekommen war, konnten sie nur ahnen -vermutlich durch die Abfälschung von Marinas Fähigkeit, welche das Amulett unbeabsichtigt verursacht hatte. Zamorra und Nicole hatten es immerhin nicht leicht, nach draußen zu kommen, und Nicole in ihrem zerfetzten Hemdchen war froh, daß die südsibirische Sommernacht durchaus warm war.
Sie fanden nach einigem Suchen Saranows Bungalow und wärmten sich mit Wodka auf.
Am nächsten Morgen erfuhren sie von Fedor Martinowitsch Dembowsky, daß Marina unter seinen Augen verschwunden war.
Sie kehrte nie wieder zurück, blieb verschollen für alle Zeiten. Es blieb nur der Verdacht, daß sie sich in ihrer Verwirrung selbst fortgeschickt hatte, aber wohin, konnte niemand sagen. Vielleicht hatte sie einen einsamen Ort erreicht, an dem niemand sie suchte und niemand Fragen stellte, vielleicht befand sie sich auch längst in einer anderen Welt…
Fedor Martinowitsch fand sich damit ab. Seine Abneigung gegen Zamorra, die sich hauptsächlich in dessen persönlicher Gegenwart zeigte, verschwand. Möglicherweise hatte auch dieses Gefühl etwas mit Marina zu tun gehabt. Nach drei gemeinsamen Flaschen Wodka zwei Tage nach dem seltsamen Geschehen wurden sie sogar Freunde.
Nur Marinas Verschwinden blieb ein Rätsel, das nie gelöst werden konnte, genauso wie Zamorra nie den Grund dafür erfuhr, weshalb das Amulett absolut nicht auf die Riesenspinne reagiert hatte, obgleich doch Magie im Spiel gewesen sein mußte.
Aber von welcher Art diese Magie war - ahnte er nicht…
NACHSPIEL
Ein kleiner, versteckter Ort irgendwo auf diesem Planeten:
Julian war eingeschlafen.
Lächelnd erhob sich Rob Tendyke und verließ das Kinderzimmer des kleinen Blockhauses, in dem er dem Jungen eine Einschlafgeschichte erzählt hatte. Trotz des rapiden, fast erschreckenden Wachstums sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht hatte das Telepathenkind Bedürfnisse wie jedes andere Kind auch.
Tendyke verließ das Haus und trat ins Freie. Die blasse Mondsichel stand hoch oben über der Lichtung und spendete ein wenig Helligkeit.
Plötzlich sah Tendyke etwas Seltsames.
Er bückte sich danach und betrachtete es.
Es war eine Spinne. Etwa daumennagelgroß, wollhaarig wie eine Vogelspinne, aber dafür eben viel zu klein. Sie war tot und sah aus, als habe sie jemand mit einer Nadel oder auch einem Zahnstocher aufgespießt.
ENDE
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