0435 - Mörder bitten nie um Gnade
Fußboden wischen und wirbelte herum. Mein Gegner polterte gegen die Wand und fluchte.
Ich fühlte mich jetzt etwas besser. Ich ging in die Hocke und griff in die Dunkelheit. Ich erwischte den Mann am Arm, riß ihn zu mir herunter. Wieder dröhnte die Wand. Der Mann schrie auf. Die Spitze des Messers ritzte mich irgendwo an der Hand. Ich fühlte den Körper des Mannes vor mir und schlug zu, traf aber nicht mit voller Gewalt. Dafür erwischte mich ein Schlag am rechten Ohr.
Der Gangster wirbelte vermutlich wild mit den Armen herum. Er vergeudete damit eine Menge Kraft. Das kam mir zugute.
Endlich gelang es mir, ihm das Messer aus der Hand zu schlagen. Es fiel klirrend auf den Boden.
Ich hörte es am Keuchen, daß der Bursche sich übermäßig anstrengte. Er polterte gegen die Tür und fluchte. Ich ahnte, daß er sich umdrehen würde, und duckte mich in den Winkel zwischen Fußboden und Wand. Jetzt bekam ich seine Beine zu fassen. Ich riß daran. Der Gangster schlug krachend auf die Dielen.
Es war noch keine Minute vergangen. Ich fühlte mich leer und kraftlos. Die Ungewißheit dieses Kampfes im Dunkeln hatte mich zermürbt. Man fand Keine Gelegenheit, einen Schlag plaziert anzubringen. Alles war auf den Zufall angewiesen.
Meinen Gegner hatte es aber jetzt erwischt.
Ich zwang mich aufzustehen und tastete nach dem Schalter.
Der Mann schlug so schnell zu, daß ich gegen die Tür donnerte. Mir wurde schwarz vor Augen. Ich sackte in der Ecke zusammen. Jemand wälzte mich zur Seite. Ich hörte das Klappen der Tür. Dann war alles still.
Ich muß einige Zeit in der Ecke gelegen haben. Als ich wieder klar denken konnte, war mindestens soviel Zeit verflossen, daß der Bursche das Haus hatte verlassen können.
Ich rappelte mich hoch und tastete nach dem Schalter. Schwaches Licht flammte auf. In einer Ecke fand ich meinen Revolver und das Schnappmesser, das ich dem Gangster aus der Hand geschlagen hatte. Ich hob es vorsichtig mit dem Taschentuch auf und ließ es eingewickelt in der Tasche verschwinden.
Mir fiel ein, daß ich ein Fenster klappen gehört hatte. Ich untersuchte Bad, Schlafzimmer und Wohnküche. Das Fenster in der Küche war zwar geschlossen, aber nicht verriegelt. Ich zog den Flügel auf und sah die Feuerleiter.
Es waren also vermutlich zwei Männer in Lil Hogans Wohnung gewesen. Zwei Männer, die einen Schlüssel zu dieser Wohnung besaßen. Wer waren diese Männer? Und wer von ihnen war der Mörder Nathan Lamberts? War das derselbe Mann, der den Keeper erwürgt hatte?
Das waren alles Fragen, auf die ich noch keine Antwort wußte. Ich sah auf meine Uhr. Es war erst fünf Minuten nach fünf. Ich hatte also höchstens vier oder fünf Minuten in Lil Hogans Flur gelegen, und das bedeutete, daß der Mörder noch nicht weit sein konnte. Ich löschte sofort das Licht in den Räumen und ging hinaus. In der Korridortür steckte jetzt ein Schlüssel. Ich entnahm meiner Brieftasche ein Stück Papier, faßte damit den Schlüssel an, zog ihn heraus und ließ ihn eingewickelt in meiner Tasche verschwinden. Die Tür zog ich zu und klemmte sie fest, denn sie ließ sich wegen des aufgebrochenen Schlosses nicht mehr verschließen.
Dann hastete ich die Treppen hinunter. Im Lift lag noch immer der tote Lambert.
Als ich die Haustür öffnete, sah ich Tom im Fenster des gegenüberliegenden Hauses wild mit den Armen rudern. Ich stutzte. Das Licht des Trepkenhauses warf meinen Schatten lang auf das Pflaster der Straße.
Ein Schuß peitschte auf und spritzte den brüchigen Mörtel des Eingangs von der Wand. Ich sprang sofort ins Haus zurück. Zwischen Haustür und der äußersten Kante der Hausmauer war etwa noch ein Yard Platz. Der Schütze mußte links stehen, denn der Schuß war gegen die rechte Wand des Eingangs geprallt. Solange ich mich hier befand, war ich einigermaßen gedeckt.
Tom öffnete das Fenster und rief zu mir herüber:
»Hallo, Jerry! Der Schütze steht hinter einem Pfeiler. Du kannst jetzt nicht herauskommen. Ich kann dir keinen Feuerschutz geben.«
»Danke, Tom!« schrie ich hinüber. »Ruf Lieutenant Ratner zurück. Neben Hogans Wohnung liegt ein Toter. Sie sollen gleich ein paar Mann mehr schicken.«
Tom fluchte.
Ich sah auf meinen Jaguar, der dicht vor der Haustür stand, und dann wieder zu Tom hinauf.
Ich erblickte die Gestalt hinter ihm, im gleichen Augenblick schrie ich, aber es war zu spät.
***
Draußen in Rose Dale kreischten die Sirenen der Streifenwagen. Der Fahrer des Mustang lag
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