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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf- Seine Lippen waren plötzlich blutleer.
    »Sie unterschätzen den FBI. Jeder meiner Kollegen weiß, daß wir auf Ihrer Spur waren. Man wird Sie bis ans Ende der Welt jagen.«
    Shefferman hockte auf dem schiefen Stuhl und atmete schwer. Ich blickte zu Tom hinunter. Sofort zuckte Dio Shefferman zusammen. Er sah mich böse an.
    »Zugegeben«, ächzte er, »ich habe einen Fehler gemacht. Dafür wird die rothaarige Hexe auch büßen.«
    »Wo ist Lil Hogan?«
    »Keine Angst, Cotton, noch lebt sie.«
    Seine Augen glitzerten gefährlich.
    »Was haben Sie mit ihr vor?« fragte ich.
    Meine Vermutung, daß Shefferman einen seiner Leute vorgeschickt hatte, um Lil aus dem Haus zu bringen, bestätigte sich jetzt, und daß mein Freund sich bisher noch nicht gemeldet hatte, konnte nur bedeuten, daß etwas schiefgegangen war. Lil befand sich also in größter Gefahr.
    Shefferman unterbrach meine Gedanken.
    »Tja, Cotton«, sagte er zynisch, »wenn Sie mich so direkt nach Lil fragen, dann will ich es Ihnen auch genau sagen. Ich kannte ihren Plan. Ich wußte, daß Sie hier in dem Zimmer hockten und die Bar drüben beobachteten. Nathan Lambert ist ein ausgezeichneter Informant. Was er mir leider nicht gesagt hatte, war, daß Lil Hogan falsch spielt. Diese rothaarige Hexe! Ihr bin ich auf den Leim gegangen. Aber Shefferman findet immer einen Ausweg. Ich brauchte Sie nur auf eine falsche Fährte zu hetzen. Ich schickte also Lil mit Crazy Charles weg. Anschließend verließ ich das Haus. Leider hatte ich etwas von zu Hause vergessen. Ich wartete, bis Sie beide…« Er deutete auf Tom Basset und mich, »… aus der Walcot Street verschwunden waren. Ich holte das, was ich vergessen hatte und wollte mich wieder verdrücken. Da hörte ich die Sirenen. Sie waren schneller wieder zurück, als ich angenommen hatte.«
    »Sie haben ihn also erwürgt?« unterbrach ich ihn.
    »Nein!« schrie er. »Ich war es nicht.«
    »Aber Nathan Lambert haben Sie umgebracht?« fragte ich scharf.
    Er schrak zusammen, faßte sich wieder und sagte dann ganz ruhig:
    »Nehmen Sie es meinetwegen an. Er wußte zuviel über mich.«
    Shefferman steckte seinen großkalibrigen Colt, den er die ganze Zeit über auf mich gerichtet hatte, unter die Achsel. Er holte ein goldenes Etui heraus, entnahm diesem eine schwarze Zigarre, schnitt sie ab und steckte sie zwischen seine fleischigen Lippen. Ein Feuerzeug blitzte auf, der Zigarrenqualm tanzte unter die Decke.
    Seine Gorillas standen unbeweglich mit gezückten Pistolen da.
    »Fahren wir fort«, sagte Shefferman lachend. »Meine Offenheit macht Ihnen hoffentlich klar, daß Sie keine Chance mehr haben. Sie waren also durch den Mord an dem Keeper sofort wieder in der Bar drüben. Ich saß versteckt in einem Keller und hatte Zeit zum Überlegen. Ich kam endlich auf den Gedanken, mich an Ihnen zu rächen, dafür, daß Sie mein Geschäft haben auffliegen lassen. Und Sie liefen mir in die Falle. Sonst wären Sie ja jetzt nicht hier.«
    Draußen fuhr ein Auto vorbei. Das Brausen des Windes hatte nachgelassen. Ein graues Zwielicht steckte in den Straßen. Die Kühle des anbrechenden Morgens drang durch die zerbrochenen Scheiben. Ich fröstelte. Der Scharfschütze spielte mit seiner Pistole. Joey kaute auf den Lippen und zielte auf meinen Bauch. Shefferman rauchte schweigend.
    Minuten verstrichen.
    »Machen wir es kurz«, fuhr Shefferman fort, »Sie haben mein Geschäft ruiniert. Lil hat mich reingelegt. Sie müssen beide sterben- Beide! — Lil habe ich mal geliebt. Deswegen bin ich auch wieder zu ihr zurückgekommen, als ich in Schwierigkeiten war. Ich wollte nicht allein von hier weg, verstehen Sie das. Wir sind zusammen groß geworden. Schon als Junge hat sie mir immer geholfen, wenn ich in Schwierigkeiten war. Zu ihr konnte ich immer kommen. Zu meiner Mutter nie, verstehen Sie?« Er machte eine Pause und seufzte. »Ich habe Geld gemacht. Ich habe Geld gebraucht. Mehr als andere Menschen. Ich liebe den Luxus, Sie hätte alles haben können, alles! Alles!!«
    Er hatte sich in Erregung hineingeredet und schwieg plötzlich. Sein Gesicht war verzerrt. Eben noch war es weich gewesen. Jetzt war es verzerrt: eine Teufelsmaske!
    Er fingerte unter der Achsel herum, riß seinen 45er Colt heraus, stampfte mit dem Fuß auf.
    Ich ahnte, daß jeden Augenblick etwas passieren mußte. Er schien wahnsinnig geworden zu sein.
    Ich warf einen kurzen Blick auf die anderen Gangster- Sie standen gespannt da, beobachteten Shefferman. Der Scharfschütze

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