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0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

Titel: 0436 - Im Reich der Kraken-Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nicht einmal die Insekten, die Zamorra und Nicole sofort eifrig umschwärmten und versuchten, ihre Stiche anzubringen.
    Drinnen im Schankraum herrschte mückenfreie Zone. Zamorra sah neben der Tür einen Ultraschallsummer, gegen dessen Frequenzen die Biester wohl allergisch waren.
    »Buenos tardes, señoras y señores«, grüßte Zamorra höflich. Die Bodega war gut besetzt, und offenbar hatte sich die Emanzipation auch in dieses kleine Nest durchgekämpft, denn gut ein Drittel der Gäste waren Frauen. Das Gitarrenklimpern und der Gesang setzten für einen Moment aus, dann ging es munter weiter. Zamorra und Nicole arbeiteten sich bis zur Theke durch.
    Der Wirt, der damit beschäftigt gewesen war, Rotwein in große Gläser zu füllen, sah auf. »Ah, schon wieder jemand, der sich als Großwildjäger betätigen will? Willkommen in La Boquilla. Ich bin Hernando. Und Sie?«
    »Zamorra«, sagte der Parapsychologe. »Wir brauchen, wenn’s recht ist«, und dabei legte er einen Fünfzig-Dollar-Schein sorgfältig zwischen zwei Pfützen auf der Theke, »ein Quartier, ein paar Auskünfte und etwas Anständiges zu trinken - Reihenfolge beliebig.«
    Hernando grinste.
    »Gäste, die mit dolares zahlen statt mit Pesos, dürfen meistens sogar wiederkommen«, versicherte er. »Augenblick, ich bringe eben dieses Tablett unter die Leute. Dann kümmere ich mich sofort um Sie.«
    »Wenn wir eintreffen, sind hier sogar noch alle wach«, wandelte Zamorra Nicoles Ausspruch von vorhin etwas um. »Herz, was willst du?« - »Mehr«, fügte Nicole trocken hinzu. Sie warf einen Blick in die Runde und sah Hernando mit leerem Tablett zurückkommen. »Sieht aus, als könnte das hier in einer fürchterlichen Fiesta enden. Dabei ist doch gar kein Samstag oder Sonntag.«
    Hernando, der ihre Worte gehört hatte, schmunzelte. Er wandte sich dem Kalender zu, der hinter ihm zwischen Uhr und Telefon an der Wand hing. Entschlossen rupfte er einfach ein paar Blätter ab, bis die nächste rote Zahl auftauchte. »Sieht doch wie Sonntag aus, Señorita«, meinte er lächelnd. »Wir sehen das hier alles nicht so eng; wir machen uns unsere Feiertage selbst. Etwas Anständiges zu trinken, ein paar Auskünfte und ein Quartier - kommt sofort.«
    Er griff unter die Theke und holte eine Flasche ohne Etikett hervor, stellte Gläser auf den Tisch und schenkte ein - nach einem prüfenden Blick auf Nicole. »Auf Kosten des Hauses.« Der Geldschein war längst in unergründlichen Tiefen verschwunden.
    Im gleichen Moment, als sie sich zuprosteten, flog die Tür wieder auf.
    Ein Mann trat ein, und alle Gespräche und der Gesang verstummten…
    ***
    »Ein Alptraum«, flüsterte Julio Zantos. »Es muß einfach ein Alptraum sein.«
    Zum zweiten Mal war er Zeuge des Sterbens von Menschen geworden. Und wieder hatte er keine Möglichkeit gehabt, einzugreifen und das Grauenhafte zu verhindern.
    Erst jetzt kamen die Geräusche, als das Monster mit seinem neuen Opfer wieder unter der Wasseroberfläche verschwunden war. Wasserrauschen, Plätschern, das lauter wurde, und plötzlich begriff Julio, daß es die Geräusche waren, die das Monster bei seinem Auftauchen und seinem Angriff hervorgerufen hatte.
    Auf eine unbegreifliche Weise wurden sie erst jetzt hörbar! Waren irgendwie verzögert worden, kamen mit Verspätung!
    »Das ist unmöglich«, murmelte Zantos.
    Langsam setzte er sich auf den Fahrersitz des Jeep Wrangler, drehte den Zündschlüssel. Die Lämpchen der Instrumente leuchteten auf, die Scheinwerfer blendeten von Stand- auf Fahrlicht um. Julio betrachtete die Schalter und Knöpfe und betätigte dann einige von ihnen. Die großen Suchscheinwerfer auf dem Hardtop-Dach des Jeep wurden elektrisch herumgeschwenkt, ihre Lichtkegel suchten die Wasseroberfläche ab.
    Unwillkürlich erschauerte Zantos, als er sah, wonach er gesucht hatte. Dort, wo das Monstrum abgetaucht war, rötete sich die Oberfläche von Pablo Enrics Blut.
    Der Mann war tot, ebenso aufgefressen worden wie die beiden Mädchen.
    Es gab keinen Zweifel…
    Zantos atmete tief durch. Warum hatte er den ›Großwildjäger‹ hierher geführt? Warum jetzt in der Nacht? Morgen, am hellen Tag, hätte alles vielleicht einfacher und besser ablaufen können. Jetzt aber hatte das Monstrum sich mit seiner gespenstischen Lautlosigkeit herangepirscht und sein Opfer geholt… und jäh begriff Zantos, welche unheimliche Gefahr in dieser Lautlosigkeit steckte.
    Unbegreiflich, wie das möglich war!
    Das es ihm gestern nicht

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