0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen
seinen Mauern eine uralte Magie.«
»Wie alt?«
»Ich weiß es nicht!« flüsterte Jane. »Aber normal ist das Haus nicht. Glaub mir, John. Sie müssen sich etwas dabei gedacht haben, als sie es aussuchten.« Sie schaute Dominique an. »Wahrscheinlich weiß sie mehr. Sie will es nur nicht sagen.«
»Stimmt das?«
Unsere »Gefangene« lachte. »Ich soll mehr darüber wissen? Da kann ich nur lachen. Nein, ich habe das Haus nicht ausgesucht.«
»Wer war es dann?«
»Ghislaine.«
»Und die hat den Verstand verloren«, flüsterte Jane.
Dominique Weber lachte. »Ihr steht auf verlorenem Posten. Das Hexentor ist erschienen, hat seine Opfer geholt, und ich glaube kaum, daß es sie wieder freigeben wird. Ghislaine hat uns davon berichtet. Sie liebte das Tor ebenso wie die Große Mutter. Sie wollte immer einen Blick hineinwerfen, den Lilith ihr auch gestattete. Der Plan wurde von langer Hand vorbereitet, und auch Ihr Kreuz, Sinclair, spielte dabei eine entscheidende Rolle.«
»Das habe ich bemerkt«, erwiderte ich nachdenklich und holte das Kreuz aus der Tasche.
Als Dominique es sah, verzog sich ihr Gesicht. »Was wollen Sie damit?« fragte sie.
»Ich möchte das Tor haben.«
Es entstand eine kurze Pause. »Was wollen Sie?« schrie die Frau.
»Das Tor. Das ist verrückt!«
»Nein, normal. Ich muß es sehen. Sie haben mir den Tip gegeben. Mein Kreuz hat dafür gesorgt, daß das Tor erschien. Warum sollte dies nicht wiederholbar sein. Ich gehe davon aus, daß dieses Haus auf historischem Hexenboden steht. Es muß eine gewisse Magie aufgenommen haben. Vielleicht haben die Menschen es gewußt oder bemerkt. Möglicherweise war es deshalb so schlecht verkäuflich, und Sie kennen auch das Sprichwort, daß man den Teufel mit dem Beelzebub austreiben kann. Es geht mir im Prinzip gegen den Strich. Nur sehe ich keine andere Chance.«
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. »Damit würden Sie viel zerstören. Möglicherweise sogar alles.«
»Was würde ich denn Erhaltenswertes zerstören? Ich sehe hier beim besten Willen nichts. Tut mir leid.«
»Ich helfe dir, John!«
Auch Dominique hatte die Worte der ehemaligen Hexe gehört. »Laß es sein«, flüsterte sie. »Du wirst Böses heraufbeschwören. Die Mächte der Hölle lauern in diesen Mauern. Die Große Mutter läßt sich nichts nehmen, was einmal in ihrem Besitz gewesen ist. Geht, flieht, vergeßt das Hexentor, vergeßt alles.«
»Sie wissen sehr gut Bescheid!«
»Ja, das weiß ich auch.«
»Dann nennen Sie uns Einzelheiten. Ist es nur das Tor, das entsteht? Oder noch mehr?«
Dominique wischte über ihre Stirn. Abrupt drehte sie den Kopf. »Nein, ich werde nichts sagen. Es ist zu spät. Ich lasse euch in das Unglück rennen.«
»In welches Unglück?«
Wieder wich sie meiner Frage aus. »Ihr… ihr müßt Ghislaine fragen. Sie hatte Kontakt mit der Großen Mutter. Sie hat auch das Haus gekauft oder gemietet. Sie wußte als einzige Bescheid. Sie war unsere Führerin, und sie besaß den besten Kontakt zur Großen Mutter. Geht hin zu ihr, und ihr werdet…«
Jane schüttelte den Kopf. Sie stand auf meiner Seite. Ghislaines Geist war verwirrt. Sie würde uns mit keinerlei konkreten Informationen dienen können.
»Wovor haben Sie Angst?« fragte ich Dominique. »Wir erreichen doch nur etwas, wenn Sie auspacken. Los, reden Sie endlich! Weshalb zeigen Sie eine so große Furcht?«
»Wollen Sie auch verschlungen werden?«
»Das hatte ich eigentlich nicht vor.«
»Dazu wird es aber kommen. Sie werden verschlungen. Das Hexentor reißt alles an sich…«
Ich unterbrach die Frau mitten im Satz. »Woher kommt es? Woher stammt es? Reden Sie endlich, Dominique. Sie wissen mehr. Wer hat es gebaut? Der Teufel?«
»Nein.«
»Wer dann?«
Dominique Weber drehte sich zur Seite, und sie sprach gegen die Wand, so daß wir uns anstrengen mußten, um sie überhaupt verstehen zu können. »Gebaut wurde es von Menschen, von Leuten, die im Mittelalter lebten. Es gehörte zu einer Burg, wo auch Hexen gelebt haben. Sie trafen sich des Nachts auf dem Burghof, um den Tanz auf dem Scheiterhaufen zu beginnen. Und das geschah in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai.«
Jane schaute mich an. »Weißt du, John, welches Datum wir haben?«
»Ja, den 30. April…«
***
Shao zuckte zusammen und schrie gleichzeitig auf, als sie die Berührung an ihrer Schulter spürte, doch die Stimme, die sie dann vernahm, ließ sie wieder ruhiger werden.
»Keine Sorge, ich bin es.«
»Suko?«
»Hast du
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